2024-05-10T08:19:16.237Z

Allgemeines

Fünf von sieben Auswärtsspielen per Flugzeug

Jan Luca Ahillen fühlte sich beim Uni-Sport in den USA wie im Schlaraffenland

Spelle Der Unterschied ist krass. Manchmal kam sich Jan Luca Ahillen fast vor wie im Schlaraffenland: Vier Jahre hat der Fußballer in den USA gespielt und studiert. „Das war das Beste, was ich machen konnte.“

Besonders wichtig für den 24-Jährigen war die perfekte Abstimmung zwischen Studium und Sport. Als Spieler des SV Meppen und Student in Lingen sei das nicht so leicht gewesen. Jetzt hat er sein Studium der Betriebswirtschaftslehre mit dem Master abgeschlossen und ist ins Emsland zurückgekehrt.

Auch sportlich ist es gut gelaufen für Ahillen, der von Eintracht Berßen zum JLZ Emsland wechselte und danach zwei Jahre beim SV Meppen unter Trainer Christian Neidhart in der Regionalliga gespielt hat. Es folgten zwei Jahre im Team der North Carolina State University in Raleigh, einer Uni mit 35 000 Studenten. Im Wolfpack, dem Wolfsrudel. Die Uni hatte den Fußballer mit einem Stipendium gelockt. Während andere Studenten Gebühren zahlen, erbrachte Ahillen als Gegenleistung sportlichen Einsatz.

Im Fußballteam legte Trainer Kelly Findley Wert auf die vielseitige Ausbildung und taktische Kenntnisse, die sonst nach Meinung des Sportlers nicht so hoch geschätzt sind wie körperliche Physis und Athletik. „So schnelle und kräftige Spieler habe ich vorher noch nicht gesehen.

Immer mit Nationalhymne
Gespielt wird in den USA, in der Sport vor allem auf Uni-Basis stattfindet, in sogenannten Conferences. Absteiger gibt es nicht. Vor jeder Partie wird die Nationalhymne gespielt. Das Wolfsrudel spielte in der Atlantic Coast Conference. Die Ausdehnung ist groß, New York, Miami, Boston, Kentucky waren vertreten. „In einer Saison haben wir fünf von sieben Auswärtsspielen mit dem Flugzeug bewältigt“, sagt Ahillen. Highlight war die Qualifikation für die Play-offs der 64 besten Mannschaften der USA. Allerdings schied Ahillens Team in der ersten Runde aus.

Das Niveau schätzt Ahillen als gut ein. Zu den Spielen kamen 300 bis 500 Zuschauer, bei Top-Gegnern bis zu 2500. Das Interesse am Fußball sei größer geworden. Doch stehe die Sportart im Schatten von Football, das Stadion an der Uni fasst 65 000 Zuschauer, oder Basketball.

Vom Run auf Football mit etlichen Millionen Umsatz (inklusive Fernsehrechte und Ticketeinnahmen) und Basketball profitieren auch der Fußball und andere Sportarten. Davon zeugten eine Reihe von Turnhallen und Sportanlagen auf dem Uni-Gelände. Die Anlagen, sagt Ahillen, entsprächen vermutlich dem Bundesliga-Standard. Kraftraum oder Arbeitsräume der Physiotherapeuten seien bestens ausgestattet, etwa mit Whirlpool, Kältebecken und einem Becken, in dem die Spieler im Wasser laufen und die Bewegungen von Sensoren erfasst werden. Weil die Unis die Spieler nicht bezahlten, sei die Ausstattung wichtiges Kriterium.

Beim Training werden die Daten der Spieler erfasst, die Einheiten wie die Spiele gefilmt, ihnen selbst auf Wunsch im Zusammenschnitt zur Verfügung gestellt. Der Trainer- und Betreuerstab hatte ebenfalls Profi-Niveau: Cheftrainer, zwei Co-Trainer, ein Torwarttrainer, ein Krafttrainer, ein Physio, ein Director of Soccer, der sich um alle Belange kümmert, und zwei freiwillige Helfer. „Das war eine andere Welt“, meint Ahillen.

„Eine andere Welt“
Entscheidend war der Fitnesstest vor der Saison. Wer ihn bestand, fand auf seinem Platz ein Ausrüstungspaket mit Trainingssachen, Fußballschuhen und Rucksack im Wert von vielleicht 700 bis 900 Dollar.

Gratis in der Mensa
In der Woche konnten die Sportler gratis in der Mensa essen, ein Ernährungsberater stand ihnen zur Seite. Sie genossen weitere Vorzüge: Bei den Kursen durften sie sich zuerst einschreiben, weil ihr sportliches Leben gut durchgetaktet war. Einige Einheiten begannen morgens um 5.30 Uhr, an den anderen Tagen ging es um 8 Uhr los, dazu kamen Krafttraining und in der von August bis Dezember dauernden Saison oft zwei Spiele. „Ich war den ganzen Tag beschäftigt“, sagt Ahillen. Ein freier Tag pro Woche diente der Erholung. Auch wenn die Saison nicht lief, stand tägliches Training auf dem Programm. In der dreimonatigen Sommerpause setzten die Trainer auf die Eigenverantwortung der Spieler.

Nachdem Ahillen in Raleigh den Bachelor gemacht hatte, wechselte er an der Atlantikküste weiter in den Süden nach Florida. Er machte an der Nova Southeastern University (etwa 15 000 Studenten) in Fort Lauderdale den Master und spielte bei deren Sharks (Haien). Der Traumstrand war nur rund 20 Minuten vom Apartment entfernt.

Gute Brötchen vermisst
Dass er nach Deutschland zurückkehren wollte, war Ahillen schon im Vorfeld klar. Jetzt spielt er für den SC Spelle-Venhaus in der Oberliga und hat einen Arbeitsplatz in Haren. In den USA hat er Familie und Freunde, aber auch gute Brötchen und Döner vermisst. Schon jetzt fehlen ihm seine „vielen Freunde aus der ganzen Welt, die ich in den vier Jahren kennengelernt habe“. Und das insgesamt bessere Wetter an der Atlantikküste der Vereinigten Staaten.

Aufrufe: 018.8.2020, 19:30 Uhr
EmslandsportAutor