2024-04-25T14:35:39.956Z

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F: Kreutzer
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SC Peckeloh: Fair Play oder Punkte?

Landesliga: Aufregung um eine Anweisung, beim SC Peckeloh ist nach den Geschehnissen vom Sonntag eine Menge aufzuarbeiten.

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Ball ins Aus oder weiterspielen? Diese Frage erhitzte am Sonntag beim SC Peckeloh die Gemüter – und spaltete die Mannschaft auf der einen und das Trainerteam auf der anderen Seite in zwei Lager. Weil Julius Schick im Heimspiel gegen den VfL Holsen das Leder trotz zweier verletzt am Boden liegender Gegner zum 2:2 ins Tor schoss, ordnete SCP-Coach Markus Kleine-Tebbe an, die Gäste im Gegenzug quasi zur Wiedergutmachung ihren dritten Treffer erzielen zu lassen. Das 3:2 brachte dem VfL den Sieg, und im Peckeloher Lager herrschte größte Aufregung.

„Ich verstehe die Jungs ja, sie wollen eben unbedingt gewinnen“, sagte Kleine-Tebbe und bezog sich auf Kicker wie Alban Shabani, Kevin Ikeakhe und Wojtek Kosecki. Die hatten bei Wiederanpfiff nach dem 2:2 trotz der Order ihres Trainers zunächst Gegenwehr geleistet und waren in den ersten Minuten nach dem Schlusspfiff angesichts der verlorenen Partie und der entgangenen Prämie mächtig in Wallung.
Peckelohs Coach blieb aber bei seiner Haltung. Obwohl er sich nicht nur von seinen eigenen Spielern vorwerfen lassen musste, sein Festhalten am Fairplay-Gedanken sei naiv, empfand er seine Entscheidung auch am Tag danach als richtig. Genauso wie Torsten Herrmann. „So will ich nicht gewinnen. Ich will erhobenen Hauptes vom Platz gehen können“, ließ der SCP-Betreuer die aufgeregten Kicker wissen, die die Anweisung für falsch hielten.


Am liebsten, sagte Kleine-Tebbe, hätte er in jener 72. Spielminute eine Auszeit genommen, um sorgfältig abwägen zu können. Auch eine andere Entscheidung als die von ihm getroffene wäre ja – trotz zu erwartender heftiger Proteste von VfL-Seite – vertretbar gewesen. Schließlich hatte Schiedsrichter Maik Echelmeyer das Spiel in der fraglichen Szene weiterlaufen lassen, obwohl zwei Holsener am Boden lagen.
Doch auf den Unparteiischen aus Hörstel und seine Assistenten mochte sich am Sonntag keiner so recht verlassen. Das Gespann erwischte im Wösten-stadion nicht seinen besten Tag und lag mehrfach daneben. So etwa, als Kevin Ikeakhe in der ersten Halbzeit mit dem Ball die Gästeabwehr überspurtete und wegen Abseits zurückgepfiffen wurde. Da schüttelte sogar VfL-Trainer Sergej Bartel den Kopf – wenn auch lächelnd.


Für Kleine-Tebbe, der in dieser Woche viele Gespräche führen möchte, um die Geschehnisse vom Sonntag aufzuarbeiten und das gute Verhältnis zu seinen Spielern wiederherzustellen, ist eines klar: „Egal, wie ich in der Situation entscheide: Ich bin der Buhmann. Ich möchte so etwas eigentlich nicht noch einmal erleben und fände es gut, wenn es für so eine Situation klare Regeln geben würde. Einen Fairplay-Orden oder sowas will ich jedenfalls ganz bestimmt nicht haben.“


Die Lösung liegt beim Schiedsrichter

Seit Jahren übt der Peckeloher Fußballtrainer Markus Kleine-Tebbe mit seinen Spielern an drei Trainingsabenden pro Woche akribisch, wie sonntags Gegentore zu verhindern sind. Nun hat er sie in einem Punktspiel angewiesen, den Gegner ungehindert einen Treffer erzielen zu lassen. Die Irritation seiner Kicker ist verständlich, Kleine-Tebbes Entscheidung aber trotzdem nachvollziehbar und richtig. Er hat das Fairplay über den sportlichen Erfolg gestellt. Das ist vorbildlich.
Gleichzeitig muss er, müssen alle Fußballer – Profis genauso wie Amateure – darüber nachdenken, wie sie vergleichbare Situationen künftig vermeiden können. Sie werden sonst immer wieder vor diese Fragen gestellt: Spiele ich den Ball ins Aus und werde in meinem Willen zur Fairness womöglich von einem Gegner ausgenutzt, der eine Verletzung simuliert? Oder lasse ich die Ethik außer Acht und ziehe für meinen Erfolg eiskalt Nutzen aus jedem sich bietenden Vorteil?
Die Lösung zur Befreiung aus diesem Dilemma liegt beim Schiedsrichter. Es wird weitergespielt wird, bis er pfeift. Allein er entscheidet, ob die Partie für eine Behandlung eines Spielers unterbrochen wird. Das ist schließlich sein Job. Wenn sich alle auf diese Absprache verständigen können, herrscht Klarheit. Und Szenen wie am Sonntag in Peckeloh gehören der Vergangenheit an.

Aufrufe: 016.4.2018, 20:15 Uhr
FuPa / HKAutor