2024-05-02T16:12:49.858Z

Aufreger der Woche
– Foto: Thomas Rinke

Dräger: "Bielefeld hat inzwischen einen desolaten Ruf!"

Am Tag nach dem körperlichen Übergriff auf einen 16 Jahre alten Unparteiischen ordnet Bielefelds Schiri-Boss Philipp Dräger die Geschehnisse ein. Er geht von einem Einzelfall aus.

Nicht einmal ein Jahr ist es her, dass das Thema körperliche Gewalt gegen Schiedsrichter in Bielefeld zuletzt großflächig diskutiert wurde. Der 12. November 2018 war der traurige Höhepunkt einer ganzen Reihe von körperlichen Übergriffen in den Bielefelder B- und C-Ligen, allein an jenem Sonntag waren vier Spiele aufgrund von Gewalteinwirkung gegen Unparteiische abgebrochen worden. Nun ist es erneut zu Handgreiflichkeiten gegen einen Schiedsrichter gekommen: Angelos Sales, Kapitän des SC Hellas Bielefeld, ging in der Kreisliga B-Partie gegen den SC Peckeloh III nach etlichen verbalen Entgleisungen auf den erst sechzehnjährigen Ravel-Lukas Geck los und verpasste ihm einen kräftigen Schubser vor die Brust.

Der junge Geck pfeift für den Kreis Detmold und wird daher nicht von Bielefelds Schiedsrichterchef Philip Dräger betreut, der sich natürlich dennoch detailliert mit dem Vorfall auseinandersetzen muss. „Wir pflegen einen regen Austausch mit unseren Partnerkreisen, sodass immer mal wieder auch aus Detmold Schiedsrichter für Spiele der Bielefelder Kreisligen angesetzt werden und umgekehrt“, erläutert Dräger. Dabei würden natürlich auch Minderjährige eingesetzt, die Ansetzungen seien immer eine Frage des Talents und nicht des Alters.

Diese Vorgehensweise erweist sich auch im aktuell diskutierten Fall als richtig - Geck nahm den Vorfall sehr professionell auf und handelte auf allen Ebenen korrekt. Dennoch ist der Angriff auf einen minderjährigen Referee für die Schiedsrichterszene natürlich dramatisch. „Seit 1. Juli haben wir allein in Bielefeld schon wieder rund 15 Rücktritte zu verzeichnen. Der Hauptgrund ist bei den meisten, dass sie keine Lust mehr auf die ständigen Aggressionen und den respektlosen Umgang haben“, berichtet Dräger. Auch die Akquise von neuen (Jung-) Schiedsrichtern werde dadurch natürlich immer schwieriger, so der Schiri-Boss.

"Im April wurde die gesamte Sportgerichtskammer ausgetauscht"

Beim Spielabbruch vom vergangenen Sonntag geht Dräger jedoch von einem Einzelfall von Angelos Sales aus: „Der SC Hellas ist noch nie negativ aufgefallen, hat noch nie Probleme gemacht. Ich kann mir das nur schwer erklären.“ Trotzdem habe Bielefeld inzwischen einen fast schon desolaten Ruf weg: „Fast immer, wenn es in Ostwestfalen-Lippe irgendwo Krawall mit Schiedsrichtern gibt, ist unser Kreis betroffen.“ Dennoch blickt Dräger verhalten optimistisch in die Zukunft: „Im April wurde die gesamte Sportgerichtskammer ausgetauscht. Seitdem gab es deutlich schärfere Urteile, die auch eine gewisse Abschreckung erzeugen sollten.“

Für das nun anlaufende Verfahren gegen Angelos Savas wird vom Schiedsrichter ein Sonderbericht erstellt, der spätestens gegen Ende der Woche vorliegen sollte. Aufgrund Drägers bevorstehendem Urlaub wird sich von Bielefelder Seite aus Karl-Heinz Schröder um den Fall kümmern, der ebenfalls erfahrenes Mitglied des Kreis-Schiedsrichter-Ausschusses ist. Dräger geht von einem effizienten Verfahren aus und ist sich sicher, dass es eine Ausnahme bleibt: „Wir haben nach dem letzten November reagiert und alle Seiten sensibilisiert. Ich bin zuversichtlich und habe den Glauben gefunden, dass es langsam wieder besser wird.“

Aufrufe: 026.8.2019, 17:00 Uhr
Nelis HeidemannAutor