2024-04-25T14:35:39.956Z

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Er geht voran und haut auch mal dazwischen: Kirchaschs Spielertrainer Markus Weber, hier im Zweikampf mit dem Altenerdinger Vitali Michel. Der KSC setzte sich am Ende mit 3:0 Toren durch und feierte den achten Sieg im achten Spiel. Foto: güh
Er geht voran und haut auch mal dazwischen: Kirchaschs Spielertrainer Markus Weber, hier im Zweikampf mit dem Altenerdinger Vitali Michel. Der KSC setzte sich am Ende mit 3:0 Toren durch und feierte den achten Sieg im achten Spiel. Foto: güh

Weber: "Wir spielen ähnlich wie Paris gegen die Bayern"

Das Geheimnis hinter dem Höhenflug des SC Kirchasch

Kirchasch – Ein Aufsteiger rockt die Kreisklasse: Der SC Kirchasch eilt von Sieg zu Sieg. Am Sonntag musste nun auch die SpVgg Altenerding, in der Vorsaison noch zwei Klassen über dem KSC, dran glauben. Wie das sein kann, erklärt Spielertrainer Markus Weber.

Der 1. FC Kaiserslautern ist wohl das beste Beispiel dafür, was nach einem Aufstieg alles möglich ist. In der Saison 1997/98 schnappte sich der Bundesliga-Neuling unter dem späteren Rehakles Otto Rehhagel sensationell die Meisterschaft. Für ein ähnliches Kunststück auf Amateur-Ebene meldet sich momentan der SC Kirchasch an. Nach dem krachenden 6:2-Erfolg gegen den zu der Zeit Tabellenzweiten SV Buch hat der Kreisklasse-Aufsteiger nun auch die vor der Saison als Topfavorit gehandelte SpVgg Altenerding in deren Stadion mit 3:0 Toren abgefertigt.

Die makellose Bilanz des KSC: acht Spiele, acht Siege und 38:6 Tore bei zwei Punkten Vorsprung auf den Zweiten Klettham, der bereits zwei Partien mehr absolviert hat. Spielertrainer Markus Weber lüftet das Geheimnis hinter dem Höhenflug seiner Mannschaft, auch wenn er gestehen muss: „Alles kann man nicht erklären.“ Aber immerhin so einiges:

Akribische Arbeit: „Nach eineinhalb Jahren fruchtet das Training“, stellt Weber zufrieden fest. „Wir machen ein gutes Training mit viel Ball und technisch versierten Übungen“, erklärt der 30-Jährige. Als er sein Team zur vergangenen Saison als Spielertrainer übernahm, musste sich dieses erst Mal daran gewöhnen. Weber war schließlich von Landesligist VfB Hallbergmoos gekommen und hatte, geprägt von dieser Zeit, hohe Ansprüche. Seine Geduld hat sich mit dem Aufstieg bereits ausgezahlt und scheint nun in noch höherem Maße zu fruchten. „Wir konnten’s am Anfang nicht so umsetzen, aber jetzt ist es das Ausschlaggebende“, sagt Weber.

Die Durchstarter aus der Zweiten: Was für Juwele in der zweiten Mannschaft schlummern können, haben Thomas Angermaier und Andi Scheffler bewiesen. Im Vorjahr noch Stamminventar der Reserve, stehen sie heuer in der Kreisklasse-Startelf. „Sie haben das jetzt brutal umgesetzt und sind aus der Stammelf nicht mehr wegzudenken – ein großer Faktor für uns“, lobt Weber.

Der Spielertrainer und sein System: Wie bereits erwähnt: Weber selbst hat Landesliga-Niveau. Nach Kirchasch ist der Erdinger, der als Raumausstatter arbeitet, zurückgekehrt, weil ihm vier Trainings die Woche dann doch ein wenig zu viel geworden waren. Hinzu kommt der Fakt, dass es mit seinem damaligen Trainer nicht so recht gepasst habe. „Teils bin ich vielleicht das Zünglein an der Waage“, gibt Weber zu, der mit 13 Treffern bester Kirchascher Torschütze ist – um aber gleich bescheiden hinterherzuschieben, dass im Kollektiv auch alles passen muss. Das System sei auf seine Spielweise gut zugeschnitten – und zum Beispiel auf den schnellen Thomas Angermaier. Schnelle Balleroberung, und ab geht die Post: „Wir spielen ähnlich wie Paris gegen die Bayern. Das funktioniert momentan zu 100 Prozent. Mal sehen, wann sich die Gegner darauf eingestellt haben.“

„Es ist einfach geil momentan“

Der Teamgeist: „Wir sind ein geiles Team“, stellt Weber außerdem fest. „Keiner ist dem anderen böse, wenn er mal einen Fehler macht. Wir erkämpfen uns den Ball dann wieder. Es ist einfach geil momentan.“ Die Spieler zeichnet ihrem Trainer zufolge ein überdurchschnittlich hohes Zusammengehörigkeitsgefühlt aus. Gestern Abend gingen zum Beispiel neun Mann ins Kino, um den Streifen „Es“ anzuschauen. Ein Gruselfilm als Gegenteil zur aktuellen Kirchascher Stimmungslage quasi. Weber war da übrigens nicht dabei, weil er keine Zeit hatte. „Ich muss ihn mir irgendwann anders anschauen“, sagt er aber.

Die Frauen hinter ihren Männern: Die Kirchascher Kicker schauen aber nicht nur gemeinsam Horrorfilme, sie bleiben auch gerne lange zusammen beim Wirt hocken. Mit dabei sind dann auch regelmäßig die Partnerinnen. „Es ist gut, dass die Mädels auch mal dabei sind“, findet Weber. Bei anderen Vereinen heiße es vielleicht eher: „Ich muss was mit der Freundin machen.“ Nicht so in Kirchasch: „Die meisten Mädels sind bei unseren Spielen immer am Start.“

Wenn’s läuft, dann läuft’s: „Wir machen immer die ersten Chancen rein“, erklärt Weber außerdem. „Sein Glück muss man sich teils auch erarbeiten, aber das haben wir momentan. Dann läuft’s von selber.“ Das war am Ende auch gegen die Altenerdinger der Fall, auch wenn es lange eine enge Kiste war. „Die erste Halbzeit war ziemlich ausgeglichen“, sagt Weber. Doch nach gut 50 Minuten traf Angermaier zum 1:0, und die Kirchascher Dampfwalze kam wieder ins Rollen und zu zwei weiteren Toren, die der Spielercoach höchstpersönlich erzielte.

„Vom Alter her reif, aufzusteigen“

Die Mischung macht’s: Auch die Altersstruktur im Team ist pumperlgsund. „Wir haben eine gute Mischung aus 30- und 25-Jährigen, aber auch Spieler, die um die 18, 19 sind“, sagt Weber. „Vom Alter her wären wir reif, aufzusteigen.“ Und mit Altenerding, Buch und Klettham hat der KSC seine drei ärgsten Widersacher bereits geschlagen.

Bei so viel Optimismus stellt sich automatisch die Frage: Wer soll diesen KSC noch aufhalten? Eine zu große Bürde will Weber seinem Team, das – man muss es noch mal sagen – gerade eben erst aufgestiegen ist, nicht aufhalsen. „Es ist nicht so, dass wir uns jetzt unter Druck setzen“, betont Weber, der weiß, wie schnell nach einer Niederlage der Schuss mal nach hinten losgehen kann. „Wir wollen schauen, dass wir von Spiel zu Spiel die drei Punkte einfahren.“ Eine Devise, die einst auch Rehhagels Lauterer zum großen Triumph verholfen hat.

Text: Markus Schwarzkugler

Aufrufe: 010.10.2017, 10:50 Uhr
Markus Schwarzkugler - Erdinger AnzeigerAutor