2024-05-02T16:12:49.858Z

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Da geht’s lang: Der neue Trainer Sebastian Kneißl.
Da geht’s lang: Der neue Trainer Sebastian Kneißl. – Foto: Stefan Rossmann

Kneißl: Jeder soll sich hinterfragen, was er für den Fußball zu investieren bereit ist

Trainingsauftakt beim SCBV

Der SC Baldham-Vaterstetten beginnt unter dem neuen Trainer Sebastian Kneißl mit dem Training. Der Ex-Chelsea Profi möchte gleich ein Zeichen setzen.

Vaterstetten – Der Morgen nach dem Aufgalopp beginnt für Sebastian Kneißl routinemäßig: 5.30 Uhr aufstehen, zehn Kilometer Laufen, anschließend Meditation oder Yoga, danach ein bisschen in der Fachlektüre stöbern. „Ich brauche diese Morgenroutine einfach vier-, fünfmal die Woche“, erzählt der 37-jährige Vater einer kleinen Tochter. Achtsamkeit, Selbstwahrnehmung und Persönlichkeitsentwicklung haben nach einer Burnout-Erkrankung zentrale Rollen im Leben des ehemaligen Profi-Fußballers eingenommen.

Kneißl: Aufgeregt aber auch vorfreudig

Was eine bewusste, reflektierte Lebensführung bedeutet und bewirken kann, bringt der gebürtige Südhesse ab sofort auch den Bezirksliga-Kickern des SC Baldham-Vaterstetten näher. Am Mittwochabend hatte der neue Cheftrainer gemeinsam mit den Co-Trainern Stefan Bürgermeier und Julian Hoch zum Trainingsauftakt ins Vaterstettener Sportzentrum geladen.

Zuvor hatten die Übungsleiter den Materialraum ausgemistet, umgestaltet und auf Vordermann gebracht. In einem indiskutablen Zustand sei der Ballraum gewesen, sagt Kneißl. Immerhin half ihm der Arbeitseinsatz etwas über eine gewisse innere Anspannung hinweg. „Ich muss zugeben, dass ich aufgeregt war, mich aber auch extrem darauf gefreut habe, die Jungs kennenzulernen. Die sind dann alle mit einem Lachen auf mich zugekommen. Ein gutes Zeichen.“

Kneißl: Jeder soll sich seines eigenen Handelns bewusst werden

Mit einem Teil der Mannschaft hatte Kneißl noch vor fünf Jahren gemeinsam auf dem Platz gestanden, das Eis war entsprechend schnell gebrochen. Nur Kapitän Fabian Kreissl habe gleich besorgt nachgefragt, was er denn genau mit der Lifestyle-Veränderung bei den Spielern gemeint habe, die Kneißl am Vortag in der Zeitung angesprochen hatte.

Die Antwort reichte der einstige England-Legionär (u.a. von 2000-2005 beim FC Chelsea unter Vertrag) in Form einer kleinen Powerpoint-Präsentation nach. „Mir geht es darum, dass sich jeder hinterfragt, was er selbst bereit ist, für den Fußball zu investieren und sich seines eigenen Handelns bewusst wird“, resümiert Kneißl. Angefangen bei der Ernährung, sei gerade bei der Vor- und Nachbereitung des Trainings individuell Optimierungspotenzial zu vermuten.

Kneißl: Ich wollte ein Zeichen setzen

Dass das Wiedersehen mit ihrem alten Mitspieler nicht ausschließlich kumpelig-locker werden würde, dürften die meisten Spieler erwartet haben. Von der verregneten 100-minütigen Vollgas-Veranstaltung, mit vielen schnellen Aktionen auf dem Platz, wurden sie dann aber doch kalt abgeduscht. Ein lockeres Kreiserl zum reinkommen nach der langen Zwangspause? Ein spaßiges Abschlussspielchen? Nicht mit einem Ex-Schützling von José Mourinho, der das typische „Inselwetter“ in sechs Jahren lieben gelernt hat. „Ich wollte ein Zeichen setzen“, schmunzelt Kneißl. „Unabhängig von einem bestimmten System, wollen wir eher nach Prinzipien spielen.“

SC Baldham-Vaterstetten: Drei Neuzugänge mit an Bord

Sperenzchen wie Fußballtennis-Turniere sind prinzipiell nicht vorgesehen. Darauf dürfen sich auch die bereits feststehenden Neuzugänge, Innenverteidiger Steven Hallmann (22 Jahre, SV Heimstetten II), Mittelfeldakteur Noah Benofghoul (18 Jahre, U19 Kirchheimer SC) und Torwart Yannick Poyda (22 Jahre, FC Anadolu Bayern) einstellen.

Vor dem nächsten Wiedersehen kann Kneißl aber beruhigen: Das Teilgebiet „Belastungssteuerung“ in der Trainingslehre ist ihm bekannt und reine Vollgas-Veranstaltungen gehören nicht zu seiner Routine. Zumindest nicht zur regelmäßigen – und erst recht nicht am frühen Morgen. (JULIAN BETZL)

Aufrufe: 017.7.2020, 09:58 Uhr
Ebersberger Zeitung / Julian BetzlAutor