2024-05-10T08:19:16.237Z

Ligabericht
Ein Schritt zu spät: Rafael Szymanski (links) vom FSV Fernwald kann nur zusehen, was Gegenspieler Henry Erler vom SC Waldgirmes mit dem Ball anstellt.	Foto: Schepp
Ein Schritt zu spät: Rafael Szymanski (links) vom FSV Fernwald kann nur zusehen, was Gegenspieler Henry Erler vom SC Waldgirmes mit dem Ball anstellt. Foto: Schepp

Waldgirmeser Machtdemonstration

HESSENLIGA: +++ 5:1-Auswärtserfolg im Derby / Fernwald verschläft Anfangsphase komplett +++

Gießen. Dank einer furiosen Anfangsphase mit drei Treffern in zwölf Minuten hat der SC Waldgirmes das Mittelhessen-Derby in der Fußball-Hessenliga beim FSV Fernwald am Samstag mit 5:1 (4:1) gewonnen.

FSV Fernwald - SC Waldgirmes 1:5

Klar, wenn der Tabellenletzte, der gerade mal elf Zähler auf dem Konto hat, gegen den Rangzehnten spielt, der zudem 18 Punkte besser platziert ist, ist die Rolle des Favoriten eindeutig zugeteilt – in diesem Fall zugunsten des SC Waldgirmes. Aber für das ohne Nicolas Strack und Malte Simon antretende gastgebende Schlusslicht sprach, dass der FSV zuhause und mit dem Rückenwind eines 1:0-Erfolges zum Restrundenstart bei Rot-Weiß Walldorf auflaufen konnte und zudem der Gegner aus der Lahnaue mit Abwehr-Routinier Oliver Schmidt, den Angreifern Lucas Hartmann und Laurin de Bona sowie Mert Ciraci und Kian Golafra auf etliche verletzte Leistungsträger verzichten musste. Und außerdem sollen Derbys ja bekanntlich ihre eigenen Gesetze haben. Aber alle Prophezeiungen, Spekulationen und Vorhersagen waren nach knapp einer Viertelstunde Makulatur, denn da hatten die Gäste schon für klare Verhältnisse zu ihren Gunsten gesorgt. 1:0 nach fünf Minuten: Der herausstürzende FSV-Keeper Stephen Jäckel wehrt einen Schuss von Robin Fürbeth ab, und Winter-Neuzugang Natnael Tega trifft ins leere Tor. 2:0 nach neun Minuten: Nach einem feinen Pass von Emre Duran in den Lauf von Barbaros Koyuncu lupft der Rückkehrer das Leder über Jäckel ins Netz des FSV-Tores. 3:0 nach zwölf Minuten: Unnötiges, weil an der Torauslinie, Foul von Lucas Burger an Tega – Volkan Öztürk verwandelt den Strafstoß unhaltbar.

Damit glich der Spielverlauf der Fernwalder dem der bisherigen Runde – sie waren früh scheinbar aussichtslos im Hintertreffen. Doch in der Folge wie auch während der gesamten Partie gab sich die Mannschaft von Trainer Benjamin Lock nicht geschlagen und war stets um eine Ergebnisverbesserung bemüht. Der FSV intensivierte seine Angriffsversuche, konnte sich aber gegen eine gut organisierte Waldgirmeser Deckung bis auf einen ungenauen Kopfball von Julian Bender (23.) nicht entscheidend durchsetzen. Effizienter waren da die Gäste und erhöhten durch einen Foulelfmeter von erneut Öztürk auf 4:0 (34.). Louis Goncalves, der wie schon in Walldorf in der Abwehrkette stand, hatte nach einer missglückten Kopfballabwehr den nachsetzenden Max Schneider gelegt. Vier Minuten später verpasste Anton Celik noch mit einem Schuss an den Innenpfosten den Anschlusstreffer, aber Bender schaffte kurz vor der Pause das 1:4 (43.) mit einem Gewaltschuss aus spitzem Winkel, nachdem SC-Keeper Fabian Grutza eine Ecke zu kurz abgewehrt hatte.

Die Gastgeber liefen zur zweiten Hälfte mit drei neuen Spielern auf, denn die Winter-Neuzugänge Lukas Friedrich und Brian Mukasa waren nach teilweise hitzigen und überharten Zweikämpfen von beiden Seiten Gelb-Rot-gefährdet, Stefan Erben hatte sich zudem verletzt. Die Fernwalder versuchten weiter, die Wende zu erzwingen und setzten mit dem ungenauen Distanzschuss von Ufuk Ersentürk eine Duftmarke, blieben aber sonst ohne Wirkung. Das Team von Trainer Mario Schappert war nun um Ballbesitz bemüht und entwickelte bei seinen Entlastungsangriffen nicht den nötigen Druck. Bis zur 74. Minute, als Fürbeth mit einem platzierten Distanzschuss Jäckel zu einer spektakulären Parade zwang. Und nachdem Goncalves Tega erneut elfmeterreif, aber straffrei gefoult hatte, setzte Tega mit seinem Kopfball zum 5:1 (77.) den Schlusspunkt, nachdem Koyuncu zuvor vier Fernwalder auf engstem Raum düpiert hatte. Ausgelassene Siegesgesänge („Derbysieger, Derbysieger hei, hei, hei“ und „Die Nummer eins im Kreis sind wir“) und -Tänze der Waldgirmeser Spieler mitten auf dem Rasen und Fernwalder Tristesse beendeten einen für viele unerwarteten aber spektakulären Derby-Nachmittag.

FSV Fernwald: Jäckel – Burger, Bender, Goncalves, Fischer – Bartheld, Celik, Erben (46. Mohr), Friedrich (46. Völk), Mukasa (46. Ersentürk) – Szymanski.

SC Waldgirmes: Grutza – Erler, Cost, Öztürk, Siegel – Duran (57. Cinemre), Koyuncu, Schneider (85. Alberg), Gashi (74. Ter Jung), Fürbeth – Tega.

Tore: 0:1 Tega (5.), 0:2 Koyuncu (9.), 0:3 Öztürk (12., Foulelfmeter), 0:4 Öztürk (34., Foulelfmeter), 1:4 Bender (43.), 1:5 Tega (77.). – Schiedsrichter: Reimund (Zwingenberg). – Gelbe Karten: Friedrich, Mukasa/Schneider, Gashi, Cinemre. – Zuschauer: 270.



Trainerstimmen

- Benjamin Lock (FSV Fernwald): „Wir haben das Spiel in den ersten 20 Minuten verloren. Wir sind überhaupt nicht ins Spiel reingekommen und alles vermissen lassen, was wir in Walldorf gut gemacht haben. Vier Tore in der ersten Hälfte waren eine harte Kost für uns, aber die Niederlage ist verdient, weil wir viele Defensivfehler gemacht haben. In der zweiten Hälfte hat Waldgirmes einen Gang zurückgeschaltet, und wir wollten eigentlich ein anderes Gesicht zeigen. Es war das schlechteste Spiel seit ich hier Trainer bin.“

. Mario Schappert (SC Waldgirmes): „Es war ein wildes Spiel mit drei Toren in der Anfangsphase. Wir haben 3:0 geführt, ohne dass wir Fernwald an die Wand gespielt hätten. Der Start hat uns natürlich in die Karten gespielt, denn wenn Fernwald ins Spiel kommt, haben sie Qualität. Es war aber ein ungefährdeter Sieg, wobei wir einige Torchancen besser hätten ausspielen können. Ich hoffe, dass Fernwald dennoch in der Hessenliga bleibt, aber es wird schwierig. Aber solch ein Derby-Sieg ist eine tolle Sache.“

Aufrufe: 08.3.2020, 08:00 Uhr
Rolf Birkhölzer (Gießener Anzeiger / WNZ)Autor