2024-05-08T14:46:11.570Z

Ligavorschau
Mit Kian Golafra (links), der vom heutigen Gegner Watzenborn-Steinberg in die Lahnaue wechselte,  erhofft sich Trainer Daniyel Bulut eine wesentliche Verstärkung im zentralen defensiven Mittelfeld.	Foto: Ben
Mit Kian Golafra (links), der vom heutigen Gegner Watzenborn-Steinberg in die Lahnaue wechselte, erhofft sich Trainer Daniyel Bulut eine wesentliche Verstärkung im zentralen defensiven Mittelfeld. Foto: Ben

Möglichst fünf Teams hinter sich lassen

HESSENLIGA: +++ Aufsteiger SC Waldgirmes gibt Klassenerhalt als Zielsetzung aus +++

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WALDGIRMES. Beide sind Aufsteiger, aber für beide ist die Fußball-Hessenliga kein Neuland. Coach Daniyel Bulut, der Meistertrainer Peter Bätzel beim SC Waldgirmes ablöste, hatte vor seiner einjährigen Schaffenspause schon den damaligen Oberligisten FSV Fernwald und zuletzt den VfB 1900 Gießen trainiert, und der SCW kehrt nach vier Jahren Verbandsliga in jene Klasse zurück, in der die Lahnauer 2009 die Meisterschaft geholt, aber auf den Aufstieg in die Regionalliga verzichtet hatten.

Jetzt starten beide heute nach fünfwöchiger Vorbereitungszeit gegen den mittelhessischen Rivalen und Regionalliga-Absteiger SC Teutonia Watzenborn-Steinberg in die neue Hessenligarunde. Eine Spielklasse, die wohl selten so stark besetzt war. „Watzenborn, Dreieich, Alzenau, Fulda und vielleicht noch Lehnerz wollen aufsteigen“, sieht Bulut einen starken Favoritenkreis.

Und gegen gerade diese Teams müssen die Waldgirmeser in den ersten Wochen antreten. „In den ersten zehn Spielen müssen wir sechsmal gegen Topteams ran“, verweist Bulut auch darauf, dass am vierten Spieltag (19. August) bereits das Rückspiel in Watzenborn stattfindet. Aber der SC-Coach jammert nicht, sondern freut sich auf „ein interessantes Start-Programm.“ Bis zur am 9. Dezember beginnenden Winterpause mit zwei Dienstag-Spieltagen (Feiertage) haben die Lahnauer drei Partien mehr auf eigenem Platz als Auswärtsspiele.

„Ziel ist der Klassenerhalt“, verrät der SC-Trainer die verständlichen Ambitionen des Aufsteigers. Und das könnte schwer genug werden, denn am Ende müsste der SC im schlimmsten Auf- und Abstiegsszenario der unter- und höherklassigen Mannschaften fünf Teams hinter sich lassen, um die Liga zu halten. Das heißt, dass fast alle Vereine hinter den Favoriten mehr oder weniger gegen den Abstieg kämpfen werden. „Wir gehören zum zweiten Teil dieser Zwei-Klassen-Gesellschaft in der Hessenliga und haben ganz andere wirtschaftliche Voraussetzungen als die Klubs aus dem oberen Drittel“, weiß Manfred Klas von der Sportlichen Leitung der Waldgirmeser und nennt wie Bulut „den Klassenerhalt als Saisonziel.“

Hartes Auftaktprogramm

Der Coach, der momentan wegen eines Bruches am Ellenbogen die Trainingsarbeit weitgehend seinem neuen Co-Trainer Leif Langholz überlassen muss, ist in der Lahnaue nicht angetreten „um eine bisher erfolgreiche Spielweise komplett zu ändern, sondern zu verbessern.“ So sollen seine Spieler um Kapitän Dennis Lang flexibel agieren, viel Ballbesitz haben und möglichst spielerische Lösungen finden.

Im Tor ist im Moment hinter der bewährten Abwehr-Viererkette Aufstiegskeeper Fabian Grutza gesetzt. Im Mittelfeld fehlt vorerst Marvin Kretschmann, der wegen eines Mittelhandbruchs noch einige Wochen ausfällt. Für die Zehner-Position kommt Neuzugang Jura Gros (Bulut: „Technisch überragend, mit Abschlussqualitäten und mit einem guten Auge für die Mitspieler“) in Frage, dazu verfügt der 29-Jährige über viele Jahre Regional- und Oberliga-Erfahrung.

Ebenfalls fürs Mittelfeld kam Gian Golafra, den Bulut auch schon lange kennt und schätzt: „Er hat die richtige Mentalität, Qualität, Disziplin und ist für die Sechser-Position vorgesehen“. Der Ex-Watzenborner hat seinem Trainer auch schon Tips für die heutige Partie gegen seinen ehemaligen Klub gegeben.

Im Angriff setzt Bulut auf Lucas Hartmann und Zugang Nicolas Strack (Bulut: „Ein junger Perspektivspieler“), der allerdings zurzeit wegen einer Innenbanddehnung angeschlagen ist. Die angestrebte Besetzung mit einem Top-Stürmer ist nach dem plötzlichen Abgang von Kouami Dalmeida, der bereits einen Vertrag unterschrieben hatte, dann aber zum FSV Frankfurt wechselte, vakant. „Wir suchen weiter, aber von dieser Qualität sind nicht viele Stürmer auf dem Markt“, gibt Bulut zu bedenken. Aber da wäre ja noch Leif Langholz, der wegen Verletzungsanfälligkeit im fast besten Spieleralter in die Rolle des Co-Trainers wechselte. Der langjährige Torjäger kam immerhin zuletzt beim Testspiel gegen Blau-Gelb Marburg zu einem Kurzeinsatz!

Die Aufgabe gegen den Ex-Regionalligisten könnte zum Start nicht schwerer sein. „Die Watzenborner sind für mich der Top-Favorit, weil sie weiter unter Profibedingungen arbeiten, gute Leute geholt haben und noch spielstärker sind als letzte Saison“, denkt Bulut dabei vor allem an die Neuzugänge Timo Cecen (FC Homburg) und Johannes Hofmann (1. FC Kaiserslautern U23) die er noch als Jugendliche bei der TSG Wieseck kennt.

Der 36-jährige Coach hat Respekt, aber keine Angst und glaubt das Erfolgsrezept zu kennen: „Da kannst du keinen einzelnen Spieler ausschalten, sondern musst im Kollektiv verteidigen, denn sie haben viele, die Tore machen können.“ Trotzdem sollen sich seine Lahnauer „nicht hintenreinstellen, sondern auch selbst Nadelstiche setzen und Torabschlüsse suchen.“ Der Verwaltungsfachwirt im Hessischen Landeslabor in Gießen lässt sich nicht von der 1:5-Niederlage der Teutonen im letzten Testspiel beim Regionalligaaufsteiger TSV Schott Mainz täuschen, in dem das Team von Trainer Gino Parson aufgrund von Verletzungen und Erkrankungen nicht mit der Stammformation auftrat. Aber einen möglichen Vorteil im frühen Aufeinandertreffen mit dem Rivalen sieht Bulut darin, dass die Teutonen „zu Beginn der Saison noch nicht eingespielt sind.“

1500 Zuschauer erwartet

Auf jeden Fall ist die Stimmung beim SC vor dem Mittelhessen-Derby erwartungsfroh. „Geil, für solche Spiele liebt man den Fußball. Gleich gegen den Topfavoriten vor einer großen Kulisse zu spielen, ist was tolles“, fiebert Bulut dem Saisonstart geradezu entgegen und verspricht: „Die Spieler freuen sich und wollen den Fans ein gutes Spiel liefern – mit viel Leidenschaft und Disziplin.“ Klas erwartet heut rund 1500 Zuschauer und freut sich auch für die Spieler: „Die Jungs, die den Aufstieg geschafft haben und die unser Vertrauen besitzen, haben sich das verdient.“



Aufrufe: 028.7.2017, 18:16 Uhr
Rolf Birkhölzer (Gießener Anzeiger)Autor