2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligavorschau
„So einer hat uns in der Vorrunde gefehlt“: Waldgirmes-Neuzugang Natnael Tega soll die Offensive der Lahnauer beleben.	Foto: PeB
„So einer hat uns in der Vorrunde gefehlt“: Waldgirmes-Neuzugang Natnael Tega soll die Offensive der Lahnauer beleben. Foto: PeB

Der Blick geht nach unten

HL: +++ Mit dem Re-Start in der Fußball-Hessenliga beginnt für den SC Waldgirmes der Abstiegskampf / Offensivhoffnungen ruhen auf Neuzugang Natnael Tega +++

Lahnau-Waldgirmes. Die fünfwöchige Vorbereitungsphase hat beim Fußball-Hessenligisten SC Waldgirmes funktioniert: 2:0 gegen den SV Zeilsheim, 2:1 gegen den VfB Marburg, 4:3 gegen den SSV Sand, 1:1 gegen den SV Gonsenheim bei nur einer Niederlage (3:6) gegen den Regionalligisten FC Gießen – Neu-Trainer Mario Schappert, dessen Vertrag gemeinsam mit dem von Co-Trainer Oliver Schmidt am Mittwoch und damit bereits vor seinem ersten Pflichtspiel an der Seitenlinie um ein weiteres Jahr verlängert wurde, kann zufrieden sein. Der 34-Jährige, als Spieler seit Menschengedenken in der Lahnaue aktiv und seit Dezember als Nachfolger von Otmar Velte vom Verbands- zum Hessenliga-Trainer aufgestiegen, hat die vergangenen Wochen genutzt, ein Team (noch) besser kennenzulernen, das er ohnehin schon bestens kannte. Weil die Verknüpfung der ersten Mannschaft mit der U 23 in Waldgirmes eng ist.

„Dass ich ausgerechnet im Winter Chefcoach werde, hat für gewöhnlich einen etwas faden Beigeschmack. Ich habe deshalb aber extra meinen Vorgänger angerufen und ihm erklärt, dass ich mit seiner Demission nichts zu tun habe“, wollte der zweifache Familienvater, der an der Carl-Kellner-Schule in Braunfels Mathematik und Arbeitslehre unterrichtet, unbelastet an seine neue Aufgabe herangehen. Das Angebot, den SCW in Liga fünf zu betreuen, unterbreitete ihm der Vorstand bereits nach dem Abgang von Daniyel Bulut, „doch damals wollte ich gerne noch ein wenig in der zweiten Mannschaft kicken, sodass ich nein gesagt habe. Inzwischen aber sind meine Hüftprobleme so groß geworden, dass ich die Schuhe an den Nagel hängen musste“, erklärt Mario Schappert seinen Sinneswandel.

An diesem Samstag (14.30 Uhr) steigt in der Lahnaue der Hessenliga-Re-Start mit der äußerst reizvollen Partie gegen Regionalliga-Absteiger SC Hessen Dreieich. Grund genug, darauf zu blicken, in welcher Lage sich der Hessenmeister von 2009 derzeit befindet.

Geht der Blick des SCW in der Tabelle eher nach oben oder nach unten? „Am liebsten nach oben“, schmunzelt Mario Schappert, der aber sehr wohl weiß, dass der Abstand seines Teams zu den Abstiegsrängen deutlich geringer ist als zu jenen, auf denen die Teams in Richtung Regionalliga blicken. Mit 29 Punkten auf Rang neun haben die Lahnauer nur sechs Zähler Vorsprung auf den TuS Dietkirchen auf Position 14, aber schon 14 Punkte Differenz auf den FC Eddersheim, der auf Relegationsrang zwei liegt. Deshalb: „Es ist gut, wenn wir in dieser Runde demütig sind und etwas kleinere Brötchen backen“, so Schappert.

Warum tut sich Waldgirmes in dieser Runde auswärts so schwer? Weil die Mannschaft jung ist, weil sich einige Spieler erst an die höchste Amateurklasse gewöhnen mussten und weil die Liga in dieser Spielzeit mit so vielen ambitionierten Teams wie selten besetzt ist. Viele wollen (oder müssen) hoch, haben aufgerüstet und investiert, was das Niveau der Klasse deutlich angehoben hat. Vier Siege (in Dietkirchen, Hanau, Griesheim und Baunatal) in elf Partien auf fremdem Terrain bedeuten für den SC Waldgirmes Rang zehn in dieser Statistik, die Luft nach oben verrät.

Drückt den SC Waldgirmes der Schuh in der Offensive? Für die bisherige Runde eindeutig. Zwar sind 35 selbst erzielte Treffer in 21 Matches ein zufriedenstellender Wert, doch haben die Lahnauer keinen echten Torjäger in ihren Reihen. Lucas Hartmann und Barboros Koyuncu, beides Angreifer, waren lange verletzt. Bester Schütze im SCW-Aufgebot ist Max Schneider mit sechs Treffern, gefolgt von Enes Cinemre und Lucas Hartmann (beide vier).

Warum haben die Lahnauer bereits 28 Akteure einsetzen müssen? Weil sie große Verletzungssorgen hatten. Angreifer Robin Dankof fehlt mit einem Schien- und Wadenbeinbruch noch auf unbestimmte Zeit. Jafar Azizi hat noch überhaupt kein Spiel machen können, Lucas Hartmann stand fast die halbe Runde nicht zur Verfügung. Auch die Keeper Fabian Grutza und Jan Dühring sowie Rouven ter Jung, Mert Ciraci, Barboros Koyuncu, Laurin de Bona, Mark Geller, Ricardo Alpsoy und Visar Gashi waren nicht frei von Blessuren.

Was hat sich personell in der Winterpause beim SC Waldgirmes getan? Zwei Neue stehen im Hessenliga-Aufgebot des SCW. Zum einen Torwart Roman Seshko, der zuletzt vereinslos war und davor beim TSV Bicken zwischen den Pfosten stand. In seiner Zeit bei Eintracht Wetzlar vor sechs, sieben Jahren gehörte der heute 26-jährige Weißrusse zu den besten Torwächtern Hessens. Zum anderen Angreifer Natnael Tega, der im alten Jahr noch für den Verbandsligisten FC Gießen II auf Torejagd ging und in der ersten Hälfte der Spielzeit 2019/20 im Waldstadion immerhin 13 Treffer markierte. „So einer hat uns in der Vorrunde gefehlt. Ich denke, er wird die Tore machen, die wir brauchen“, hält Mario Schappert große Stücke auf den 29-jährigen Eritreer.

Welches Programm wartet auf Schapperts Jungs in den kommenden Wochen? Ein strammes: Nach dem Duell mit Regionalliga-Absteiger Hessen Dreieich (Samstag, 14.30 Uhr) treten die Lahnauer im Mittelhessen-Derby bei Schlusslicht FSV Fernwald an. Danach kommt der Rangzweite FC Eddersheim nach Waldgirmes, ehe Abstiegskandidat SV Steinbach auf den SCW wartet.



Aufrufe: 026.2.2020, 17:50 Uhr
Alexander Fischer (WNZ)Autor