2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligabericht
Keine Bedenken seitens des Verbandes: Rot-Weiss Frankfurt darf auf dem Trikot für einen Frankfurter Saunaculb werben.	Foto: imago
Keine Bedenken seitens des Verbandes: Rot-Weiss Frankfurt darf auf dem Trikot für einen Frankfurter Saunaculb werben. Foto: imago

Das Sponsoring der Frankfurter wirft Fragen auf

+++ Wie weit darf Trikotwerbung gehen / Rot-Weiss Frankfurt entfacht Diskussion neu / Vorreiter FC Homburg vor 30 Jahren +++

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FRANKFURT (dpa). Mario Basler hat seine eigene Meinung zu diesem delikaten Thema. „Was soll das Gemecker?“, meinte der neue Trainer von Rot-Weiss Frankfurt bei seiner Vorstellung. „Der Verein braucht Geld. Sollen halt die anderen helfen und Geld geben, dann braucht Rot-Weiss keinen Saunaclub.“

Der Traditionsclub RW Frankfurt krebst in der fünftklassigen Hessenliga nur in der Abstiegszone herum. Trotzdem hat der Verein in dieser Woche für viel Aufsehen gesorgt. Die Verpflichtung des früheren Nationalspielers Basler war nur ein Aspekt. Denn bereits seit Saisonbeginn ziert der Schriftzug eines Frankfurter Saunaclubs die Trikots – und das wird auch so bleiben. Der Hessische Fußballverband (HFV) hatte nach einer Überprüfung des Geldgebers nichts zu beanstanden. „Rot-Weiss Frankfurt darf seine Trikotwerbung weiterhin nutzen“, bestätigte HFV-Sprecher Matthias Gast.

Die Satzung des HFV, die auf den Statuten des DFB basiert und in der Trikotfrage weitgehend auch für andere Verbände gilt, schließt explizit die Werbung für Tabakwaren und starke Alkoholika aus. Auch für politische Gruppierungen und politische Aussagen darf nicht geworben werden. Ansonsten wird auf die „allgemein im Sport gültigen Grundsätze von Ethik und Moral“ verwiesen, die eingehalten werden müssen. Bei einem Saunaclub sah der Hessische Verband keine Probleme.

Das ist nicht selbstverständlich. Im November 2013 verbot der Fußballverband Niederrhein dem KFC Uerdingen, auf seinen Trikots für einen Saunaclub in Bochum zu werben. Die Uerdinger hatten geplant, den Club einmalig als Sponsor des Tages zu präsentieren. Der Verband begründete seine Ablehnung damals mit dem Verweis auf jenen Ethik- und Moral-Paragrafen, der auch in der HFV-Satzung steht.

Noch einen Schritt weiter ist der saarländische A-Ligist SV Oberwürzbach gegangen. Der wirbt auf seinen Trikots für die Webseite der Porno-Darstellerin Lena Nitro. Sportvorstand Torsten Nelz sagte der „Bild“-Zeitung dazu, diese Idee sei bei einer Mannschaftsfahrt im Sommer entstanden, als er mit dem Trainer und dem Kapitän über die neue Saison gesprochen habe. „Weil wir einen total verrückten Kader zusammenstellen konnten, wollten wir auch etwas ganz Verrücktes machen. Dann sagten wir: Wir brauchen einen richtig geilen Trikotsponsor.“

Ob der Verein damit durchkommt, ist allerdings noch fraglich. „Grundsätzlich ist Trikotwerbung genehmigungspflichtig“, sagte der Geschäftsführer des Saarländischen Fußballverbands, Andreas Schwinn. „Wir haben das in den vergangenen Jahren aber nicht so streng verfolgt, weil es nie Beschwerden gab.“ Nun sei eine andere Situation eingetreten. Man werde mit dem Verein sprechen und prüfen, ob das Trikot gegen die Grundsätze von Ethik und Moral verstoße.

Wie sich die Vorstellungen dazu im Laufe der Jahre verändert haben, zeigt ein anderer Fall aus dem Saarland. In der Saison 1987/88 präsentierte der damalige Bundesligist FC Homburg einen Kondomhersteller als Trikotsponsor. Seinerzeit reagierte der DFB empört und drohte mit einem Punktabzug. Homburg musste die Werbung zunächst mit einem schwarzen Balken verdecken.

„Schiri Walter Eschweiler bat mich sogar mal vor einem Spiel, die Trikots nicht anzuziehen, sonst dürfe er nicht anpfeifen“, erinnerte sich Homburgs damaliger Präsident Manfred Ommer später. „Dabei waren wir unserer Zeit, als plötzlich alle über Aids sprachen, voraus. Von jeder Litfaß-säule grüßte Gesundheitsministerin Rita Süßmuth mit Werbung für Kondome – ein Wahnsinn, dass wir es nicht durften.“ Am 7. Februar 1989 befand das Landgericht Frankfurt jedoch, dass die Kondomwerbung auf den Trikots weder gegen Sitte noch Moral verstoße. Fortan liefen die Spieler des FC Homburg „unzensiert“ auf.



Aufrufe: 020.10.2017, 08:00 Uhr
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