Diese - allerdings zu erwartende - Entscheidung sorgte für die (meisten) Verantwortlichen und Amateurfußballer für große Enttäuschung. Die Verbandsspitze reagierte prompt und zieht nun in Betracht, die Wiederaufnahme des Wettkampfspielbetriebs einzuklagen. Die über 4500 Mitgliedsvereine des Bayerischen Fußballverbands werden nun einbezogen und an die virtuelle Urne gebeten. Ist die Mehrheit der Klubs dafür, dass 2020 noch gespielt werden soll, wird der Verband mit großer Wahrscheinlichkeit - der BFV-Vorstand wird am Montagabend tagen und das Abstimmungsergebnis analysieren - juristische Schritte einleiten. Gibt es eine Mehrheit, die den Standpunkt vertritt, dass in diesem Kalenderjahr nicht mehr gespielt werden soll, wird es erst im kommenden Frühjahr weitergehen. Die Kosten für einen möglichen Rechtsstreit wird der Verband tragen, das teilte Verbandspräsident Dr. Rainer Koch am Mittwoch-Nachmittag in einem Medien-Gespräch mit. Grundsätzlich scheint die Verbandsspitze sehr vorsichtig geworden zu sein: Der Abstimmungszeitraum wurde verlängert, zudem darf der BFV publik machen, wie die einzelnen Vereine abgestimmt haben. Im April, als es darum ging ob, die derzeit immer noch unterbrochene Saison fortgesetzt oder abgebrochen werden soll, wurden im Nachgang genau diese beiden Punkte (zu kurzer Abstimmungszeitraum, fehlende Ergebnis-Transparenz) stark kritisiert. Am Freitag haben die Klubs zudem in zwei Webinaren die Gelegenheit, sich die Ausführungen von Dr. Koch und BFV-Schatzmeister Jürgen Faltenbacher anzuhören.
Man kann über das Krisen-Management und die getroffenen Entscheidungen des BFV geteilter Meinung sein. Aber das ist ein anderes Thema, über das ewig diskutiert werden kann. Erst nach der "Corona"-Zeit wird man endgültig sagen und vor allem bewerten können, ob die Macher in München mit ihrem Handeln richtig lagen oder ob die zum Teil heftige Kritik doch angebracht war. Was man den Verbands-Verantwortlichen zugute halten muss: In dieser schwierigen Zeit kann nichts geplant werden und es ist auch nichts seriös vorherzusagen. Sehr wahrscheinlich ist allerdings, dass uns das Corona-Virus auch 2021 noch begleiten wird. Es soll zwar in ein paar Monaten einen Impfstoff geben, doch wann dieser dann letztlich auf dem Markt kommt, ist ebenfalls noch nicht genau zu sagen. Wenn alles optimal läuft, vielleicht noch in diesem Jahr, es kann aber auch Februar oder März werden. Fakt ist aber auch eines: Der Prozess, die gesamte deutsche Bevölkerung - für die es kein Impfpflicht geben wird - zu impfen, wird sicherlich einige Monate andauern.
Man braucht also kein Prophet sein, um zu prognostizieren, dass es auch in der ersten Jahreshälfte 2021 Corona-Fälle und die daraus resultierenden Probleme geben wird. Maßnahmen wie häusliche Isolation, sprich Quarantäne werden also weiterhin gang und gäbe sein und vermutlich auch den Fußball begleiten. Wenn 2020 gar nicht mehr gespielt wird, würden also zahlreiche Vereine mit rund oder sogar mehr als einem Dutzend Rest-Punktspiele- vor allem in Franken ist das der Fall - in das Kalenderjahr 2021 gehen. Sollte es dann im Frühjahr auch noch zu vermehrten Spielausfällen wegen Corona-Fällen kommen, wäre das (Termin-)Chaos endgültig perfekt. Daher wäre es extrem wichtig, dass im Herbst - jedoch nur mit Zuschauern - noch gespielt werden kann. Allerdings müssen die Verbands-Entscheidungsträger umdenken und unbedingt die Meisterschaftsspiele vorziehen. In vielen Bezirken und Kreisen ist es nämlich angedacht, mit Liga-Pokal-Partien zu starten. Selbst wenn im Herbst nur eine Handvoll Punktspiele ausgetragen werden können, kann das für den weiteren Saisonverlauf noch extrem wichtig sein. Ob der vor einiger Zeit ins Leben gerufene Liga-Pokal, vom dem sowieso viele Klubs nicht begeistert sind, überhaupt abgewickelt werden kann, erscheint in der momentanen Situation ohnehin fraglich. Allerdings muss jetzt umgehend etwas passieren, die ewige Warterei ist für die mittlerweile extrem genervten Amateur-Fußballer nicht mehr zumutbar. Spätestens Ende September muss es wieder um Punkte und Tore gehen, ansonsten brechen noch schwerere Zeiten für die ohnehin bereits gebeutelten Vereine an. Dr. Koch und seine Mitstreiter sind also gefordert, schnellstmöglich verbindliche Fakten zu schaffen und auf Worte Taten folgen zu lassen.