2024-04-25T14:35:39.956Z

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Ramon Gehrmann, Trainer der Stuttgarter Kickers, zeigte eine tolle Fair-Play-Geste.
Ramon Gehrmann, Trainer der Stuttgarter Kickers, zeigte eine tolle Fair-Play-Geste. – Foto: Hansjürgen Britsch/Imago Images
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Wenn der Trainer ein Eigentor anordnet

Außergewöhnliche Fair-Play-Aktion in der Fußball-Oberliga beim Spiel gegen Nöttingen. Doch die Forderung von Ramon Gehrmann kam nicht bei allen Stuttgartern gut an.

Ravensburg / sz - Kurz vor der Halbzeit haben die Stuttgarter Kickers am Samstag in der Fußball-Oberliga gegen den FC Nöttingen das 2:0 erzielt. Alles also ganz normal? Mitnichten. Denn nach dem Treffer gab es hitzige Diskussionen und am Ende ein absichtliches Eigentor der Stuttgarter vom Mittelkreis. Angeordnet hatte das Ganze Kickers-Trainer Ramon Gehrmann – der für dieses Fair Play viel Lob kassierte, aber auch Kritik aus der eigenen Mannschaft.

Was war passiert? Weil ein Nöttinger verletzt auf dem Boden lag, spielten die Gäste den Ball ins Aus. Eine normale Szene im Fußball. Normal ist dann, dass der Ball nach dem Einwurf zurück zu der Mannschaft gespielt wird, die ihn ins Aus befördert hat. Doch nicht so am Samstag in Stuttgart: Die Kickers spielten nach dem Einwurf nach vorne, Cristian Gilés Sanchez erzielte das 2:0. Der Stadionsprecher rief den Torschützen aus, doch so richtig wollte sich auf dem Feld kein Jubel einstellen.

Ganz viel Lob für das Fair Play

Die Nöttinger reklamierten, auf der Tribüne wurde heftig diskutiert – und Ramon Gehrmann ging zu Schiedsrichter Jürgen Schätzle. "Er hat mir versichert, dass die Nöttinger den Ball absichtlich ins Aus gespielt haben", sagte Gehrmann später bei der Pressekonferenz. Einige seiner Spieler waren der Ansicht, der Ball sei versprungen und daher ins Aus gegangen.

Gehrmann holte sich dann ein paar seiner Spieler zu sich – und ordnete das Eigentor an. Nöttingen spielte den Ball beim Anstoß direkt zu Stuttgarts Lukas Kling, der drehte sich um und schoss aufs eigene Tor. Nicht verwunderlich, dass der Kickers-Trainer für dieses Fair Play ganz viel Lob erhielt. "Ich bin katholisch", sagte Gehrmann.

Ähnliche Aktion vor drei Jahren

"Und ich glaube, dass es da oben ein Konto gibt. Da kann man abheben und einzahlen." Beim Viertelfinale des Verbandspokals am Mittwoch gegen den FV Ravensburg an selber Stelle hatten die Stuttgarter Glück, als die Oberschwaben kurz vor Schluss nur den Pfosten trafen. "Da haben wir von unserem Konto was abgehoben", meinte Gehrmann. "Jetzt haben wir wieder was eingezahlt und haben vielleicht wieder ein Guthaben."

Eine außergewöhnliche Fair-Play-Aktion hatte es in der Oberliga vor drei Jahren auch in Ravensburg gegeben. Beim Heimspiel gegen Bissingen ging ein Ball beim Eckball kaputt. Ein Bissinger war so perplex, dass er den Ball im Strafraum in die Hand nahm, obwohl die Partie nicht abgepfiffen war. Den Regeln entsprechend gab es Elfmeter, den der heutige FV-Trainer Steffen Wohlfarth absichtlich daneben geschossen hatte.

Sowohl Wohlfarth als auch Gehrmann hatten am Ende aber auch gut Lachen, weil ihre Mannschaft jeweils gewann. "Sonst wäre ich wohl nicht so locker drauf", sagte Gehrmann. So hatte er alles richtig gemacht.

Aufrufe: 018.10.2020, 15:15 Uhr
Schwäbische ZeitungAutor