2024-05-10T08:19:16.237Z

Spielvorbericht
Eric Stelzer (links) und Jens Möckel (rechts) spielten jeweils für den anderen Verein.
Eric Stelzer (links) und Jens Möckel (rechts) spielten jeweils für den anderen Verein. – Foto: © Sportfotos Kölbel, Bernd Peter

Zwei Fußballwelten prallen aufeinander

..., wenn der FC Rot-Weiß Erfurt am Sonntag den FC An der Fahner Höhe zu einem Lokalduell in der Oberliga vor 2.260 Zuschauern begrüßt.

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In der Saison 2017/18 trennten beide Vereinen noch drei Ligen. Rot-Weiß kickte damals in der 3. Liga, Fahner Höhe übernahm damals ein gewisser Tobias Busse vor der Saison und führte die Elf auf Rang Vier der Thüringenliga. Im Kader von RWE stand damals Jens Möckel, bei Fahner Höhe wirkte hingegen Eric Stelzer mit.

Nun will es die Entwicklung der letzten Jahre, dass sich beide Vereine in einer Liga erstmals zu einem Pflichtspiel gegenüberstehen. Fahners Macher Rolf "Conny" Cramer hatte von diesem Tag einst laut geträumt und wurde dafür von Vielen nur müde belächelt. Am 11. Oktober ist nun der Tag gekommen. Die angesprochenen Innenverteidiger Jens Möckel und Eric Stelzer haben mittlerweile die Farben gewechselt und laufen für den jeweils anderen Verein auf.

Jens Möckel gibt der Defensive des Aufsteigers dabei viel Halt und Erfahrung. Dass er überhaupt wieder auf dem Feld steht, war ursprünglich gar nicht der Plan. Auch, dass er nochmals in seinem Steigerwaldstadion auflaufen wird, daran war 2017/18 in seinem vermeintlich letzten Jahr als aktiver Spieler nicht zu denken. "Ich wollte eigentlich nicht mehr unter Wettbewerbsbedingungen spielen", sagt er zur überraschenden Rückkehr in jenes Stadion, in dass er viele Jahre den FC Rot-Weiß Erfurt als Kapitän auf das Feld führte. "Ich bin gern aufs Spielfeld gegangen - unabhängig ob es gut oder schlecht lief. Die Fans haben mich und meine Kollegen immer super unterstützt. Deswegen ist es nicht relevant, dass ich jetzt beim Gegner spiele. Für mich war es immer ein Privileg vor Zuschauern spielen zu dürfen", zollt er den Anhängern der Rot-Weißen Tribut.

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Für Möckels Gegenüber Eric Stelzer ist es "persönlich ein Traum nochmal die Chance zu erhalten für meinen Herzensverein aufzulaufen", so der mittlerweile 25-Jährige. Er wurde bei den Rot-Weißen ausgebildet und machte für die damalige Reserve in der Oberliga seine ersten Spiele im Männerbereich. Über SCHOTT Jena ging es dann zum FC An der Fahner Höhe. 76 Thüringenliga-Spiele und drei Tore so die Bilanz im Trikot des FCAdFH. "Ich hatte eine sehr schöne Zeit in Dachwig. Gerade mit 'Bussi' (Anm. d. Red. Tobias Busse) pflegte ich einen intensiven Austausch, der weit über den Fußball hinausging und mich als Fußballer sowie Mensch enorm weitergebracht hat. Nicht zu vergessen sind die legendären Trainingslager in Kleinfahner", erinnert sich "Stelle". Nach der Corona-Saison und einem kurzen Intermezzo beim SV 09 Arnstadt ohne Pflichtspiel, fand er nun den Weg zurück zu seinem Herzensverein.

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Die beiden Klubs sind nun Ligagegner in der fünften Spielklasse. Dabei zeigte sich der Neuling aus Dachwig mit dem Saisonstart und sieben Punkten durchaus zufrieden. Nicht zufrieden waren die Rot-Weißen mit den ersten drei sieglosen Partien. Doch seit dem hat RWE die Oberliga-Spur gefunden und konnte mit vier Siegen am Stück den Anschluss zur Spitzengruppe herstellen. "Vor zwei Monaten hätte keiner eine müde Mark auf uns gesetzt. In den Wochen haben wir viel gearbeitet und uns als Mannschaft besser gefunden, wobei auch hier noch mehr geht. Zum jetzigen Stand ist das wirklich in Ordnung. Aber zufrieden sind wir nicht, weil wir wissen, was für ein Potential sowohl im Staff als auch in der Mannschaft steckt. Dies weiter herauszuholen muss für jeden Spieler das A und O sein. Denn nur so werden wir dem Anspruch des FC Rot-Weiß gerecht", beschreibt Eric Stelzer die Entwicklung beim Thüringer Traditionsclub. Jens Möckel will nicht viele Worte über den ehemaligen Verein verlieren. "Ich wünsche allen, die es ehrlich meinen und ihr Herzblut für den Verein geben, erfolgreichere Zeiten", so der 32-Jährige. Große Kontakte zu RWE hat der ehemalige Kapitän nach den vielen Personalrochaden in der Landeshauptstadt nicht mehr: "Ich kenne ausschließlich noch Nadja Busse. Wenn sich mehr Leute finden, die ihre Arbeit so gut machen wie sie, wird es wieder erfolgreiche Zeiten geben."

Bis 2018 war Jens Möckel Kapitän beim FC Rot-Weiß Erfurt.
Bis 2018 war Jens Möckel Kapitän beim FC Rot-Weiß Erfurt. – Foto: Sportfotos Nordhausen

Auch Eric Stelzer hat nur noch sporadisch Kontakt zu ein, zwei Spielern bei seinen ehemaligen Verein Fahner Höhe. "Mit dem Torwarttrainer Mähli pflege ich da schon mehr Kontakt oder auch dem sensationellen Betreuerteam um Lisa und Flo", sagt der Abwehrspieler der Erfurter. Er selber zollt dem sportlichen Aufstieg des FC An der Fahner Höhe großen Respekt ab: "Die Entwicklung des Verein ist nicht hoch genug einzuordnen. Hier hat natürlich Conny als Macher eine Menge bewegt. Deshalb gebührt ihm ein hoher Respekt. Man darf nie vergessen wo der Verein herkommt. Für einen kleinen Dorfverein ist es ein enormer Aufwand überhaupt in der Oberliga anzutreten. Dachwig ist deshalb ein Vorbild für viele andere Vereine, dass man auch mit kleinen Mitteln viel erreichen kann, wenn der ganze Verein die Köpfe zusammensteckt."

Eric Stelzer spielte bis zur Saison 19/20 beim FC An der Fahner Höhe
Eric Stelzer spielte bis zur Saison 19/20 beim FC An der Fahner Höhe – Foto: Marcel Minar

Am Wochenende werden aber sicher keine Lobeshymnen mehr geschwungen, denn dann geht es sportlich für beide Teams um drei Punkte auf dem grünen Rasen des Erfurter Steigerwaldstadions. Die Favoritenrolle liegt hier klar bei den Hausherren. "Wenn wir schnell den Respekt ablegen, mutig spielen und jeder Verantwortung für sich und das gesamte Team übernimmt, kann es möglich sein zu überraschen", bräunt sich Jens Möckel gerne in der Außenseiter-Rolle. Und auch sein Gegenüber Eric Stelzer weiß aus der eigenen Erfahrung im Trikot des Gegners, dass der fünfte Sieg in Serie kein Selbstläufer werden wird: "Wir erwarten einen hochmotivierten Gegner, der uns wie jeder andere nichts schenken wird. Für jeden Verein ist es das Spiel des Jahres gegen RWE im Steigerwaldstadion. Für uns ist es wichtig auf uns zu schauen und nicht auf den Gegner. Wenn wir unsere ungemeine Qualität ins Rollen bekommen, wird es sehr schwer uns zu stoppen. Wir wollen dort weitermachen, wo wir die letzten Wochen angefangen haben - mit einem Sieg vor unserem Publikum."

Das letzte Pflichtspiel bestritten beide Teams übrigens 2013/14 im Thüringer Landespokal. Damals tat sich RWE in Dachwig schwer, zog aber mit einem 2:1-Sieg ins Pokalfinale ein. 3.233 Zuschauer wohnten dieser Partie bei. Am Sonntag werden coronabedingt "nur" 2.260 Fans auf der Tribüne sitzen - immerhin...

Aufrufe: 08.10.2020, 20:30 Uhr
André HofmannAutor