2024-05-10T08:19:16.237Z

Spielbericht
– Foto: Thomas Gorlt

Nur das Wetter war mies

Wenn man, wie am Samstag geschehen, bei einem Auswärtsspiel insgesamt gut 560 Kilometer bei Dauerregen und misslichen Verhältnissen zurückgelegt,...

Verlinkte Inhalte

... da kann vor allem die Rückreise sowohl für die Mannschaft im Bus als auch den Chronisten im eigenen Auto bei einem Negativerlebnis zu einer Tortur werden. Das war diesmal mitnichten der Fall, denn die Rudolstädter hatten drei Punkte und dieselbe Anzahl Tore im Gepäck.

BERICHT vom FC Einheit Rudolstadt

Dies war nicht unbedingt zu erwarten, denn vor der Partie im brandenburgischen Ludwigsfelde, bei der der Himmel ebenfalls seine Schleusen über die gesamte Spielzeit geöffnet hatte, erreichten Trainer Holger Jähnisch gleich mehrere Hiobsbotschaften. So musste er ebenso auf die verletzten Marco Riemer, Florian Giebel und Tim Rühling verzichten wie auf den arbeitsbedingt fehlenden Tino Langhammer. Zudem hatte sich Vincent Michl unter der Woche abgemeldet. So musste vorstand Renè Löhmer, der die Mannschaft wie einige Eltern und Fans in die Industriestadt unweit von Berlin begleitete, sogar Co-Trainer Marcel Reinhardt auf das Spielformular setzen. Aber die kadermäßigen Probleme schienen die Gäste nicht zu beeindrucken. Zwar gehörte der Platzelf bei einem Schuss von Augusto Bambi dem LFC (7.), der seine Ausbildung bei Energie Cottbus, TeBe und Viktoria Berlin erhalten hatte und bei der Max Bresemann mit Fußabwehr klärte, aber dann wurde es auch auf der Gegenseite sehr gefährlich. Den Schuss von Benjamin Bahner konnte Keeper Lucas Lindner gerade noch zur Ecke klären (9.). Während die erste von Robert Bismark sogar am Außenpfosten landete, von wo aus sie ein Ludwigsfelder Abwehrspieler klärte, erreichte die zweite gleich hinterher den Kopf von Tommy Barth. Der versenkte sie aus Nahdistanz zur frühen Führung (10.). „Wir haben mit unseren Stärken zunächst versucht, so zu verteidigen, dass wir erst einmal stabil stehen und auf Konter zu setzen. Da ist es natürlich sehr hilfreich, wenn man mit einer Ecke in Führung geht“, beschrieb der FC-Coach die Situation nach dem 1:0 für seine Mannschaft. Der Gastgeber brauchte gut zehn Minuten, um sich zu „berappeln“. Dann ergriff er die Spielhoheit und legte sie bis zur Pause nicht wieder ab. Doch die Grün-Gelben gaben sich trotz des Dauerdrucks keine Blöße und leisteten sich in der Defensive keinen Aussetzer. Situationen wie die in der 31. Minute, als kurzzeitig Chaos in der Einheit-Hintermannschaft herrschte und das Leder erst im fünfen Versuch geklärt werden konnte, sah man kaum. Oft waren die Gäste in der torgefährlichen Zone etwas schneller am Ball, gewannen die Mehrzahl der Kopfbälle und ließen sich auch nicht von den zahlreichen Eingaben, die von den Außenpositionen in den Strafraum zischten, beeindrucken. So war Bresemann zwar fast ständig zur Aufmerksamkeit gezwungen, Heldentaten musste er vor der Pause allerdings nicht vollbringen. Das sah auch Aaron Müller, seit dem 1. Juli Trainer des LFC, so: „Ab der 20. Minute haben wir einen Zahn zugelegt und hatten ein gutes Ballbesitzspiel. Wie mein Kollege schon richtig gesagt hat, hat Rudolstadt gut verteidigt. So konnten wir nicht die Gefahr ausstrahlen, die wir uns vielleicht gewünscht hätten.“ Auch nach Wiederbeginn war Ludwigsfelde zunächst Herr im eigenen schmucken Stadion. Aber bis auf einen Hammer von Lukas Bache (58.), den der FC-Schlussmann resolut wegfaustete, hatte er kaum etwas Erwähnenswertes zu bereinigen. Seine Vorderleute, die Jähnisch von draußen immer wieder ermahnte, nicht zu tief zu stehen, nahmen ihm die Hauptarbeit ab. Die Hausherren konnten nicht mit Mann und Maus stürmen, denn die Einheit war immer für einen Konter gut. So hätte es nach einer knappen Stunde eigentlich 2:0 stehen müssen, als der sonst treffsichere Bahner aus völlig freier Position und fünf Metern einen Kopfball neben den Pfosten setzte. Eine Viertelstunde vor Schluss dann die Vorentscheidung. Obwohl vier Ludwigsfelder die Deckung bildeten, gelang Sven Rupprecht, der auf der linken Seite nur schwer zu stellen war, eine Flanke in die Mitte. Die köpfte Bahner zwar an den Pfosten, aber Luiz Miguel Schack setzte nach und lenkte ein. Mit dem 3:0 durch Bahner, der unfreiwillig von einem Gastgeber bedient wurde und überlegt vollendete (85.), war der Deckel endgültig drauf. Ein Resultat, das für Holger Jähnisch um einen Treffer zu hoch ausgefallen war. In der Schlussphase gerieten die Brandenburger noch ein wenig mehr von der Rolle, da sie bei vielen Szenen mit dem Schiedsrichter haderten, sieben gelbe Karten erhielten und ihren Trainer noch durch Gelb-Rot verloren. Das Fazit des Einheit-Übungsleiters fiel natürlich positiv aus: „Es war ein sehr arbeitsintensives Spiel für beide Mannschaften. Wir haben es in anderen Wochen schon fußballerisch besser gemacht. Aber wir hatten heute die entsprechende Mentalität. Und wenn man auswärts drei Tore schießt, ist der Sieg sicherlich verdient.“
Aaron Müller meinte: „Es ist eigentlich schwer, das Spiel zu bewerten, Ich gebe dem Kollegen Recht, wer drei Tore auswärts schießt, gewinnt wahrscheinlich zu Recht, auch wenn es für uns aufgrund der spielerischen Überlegenheit nur schwer zu akzeptieren ist.“ Während die samstägliche Dienstreise (ohne Vergütung) für den Berichterstatter nach neun Stunden beendet war, dauerte die des Einheit-Trosses noch mindestens dreieinhalb Stunden länger. Was beide Gefährte gemeinsam hatten: Die Insassen erreichen Rudolstadt trotz des Wetters bei bester Laune…

Aufrufe: 028.9.2020, 08:11 Uhr
FC Einheit RudolstadtAutor