2024-05-02T16:12:49.858Z

FuPa Portrait
Kevin Weggen, hier noch im Einsatz für den WSV, hat mit der U23 der Zebras einiges vor. F: Jochen Classen</b>
Kevin Weggen, hier noch im Einsatz für den WSV, hat mit der U23 der Zebras einiges vor. F: Jochen Classen</b>

Alte Hasen dürfen 21 sein

MSV II-Kapitän Kevin Weggen im Portrait

Auftritte vor 12000 Zuschauern, ein mit namhaften Vereinen gespickter Lebenslauf, und trotzdem erst 21 Jahre alt. Kevin Weggen, seines Zeichens Neuzugang des MSV Duisburg II, hat trotz seines jungen Alters schon eine ereignisreiche Fußballerkarriere hinter sich, die aber auch irgendwie auch erst am Anfang steht. Denn das Ziel des neuen „Zebras“ ist groß. Er will in den bezahlten Fußball.

Auch Umwege können zum Ziel führen. Dieses Schicksal kennt Kevin Weggen nur zu gut. Im April diesen Jahres wurde er vom Wuppertaler SV buchstäblich vor die Tür gesetzt. „Aus sportlichen Gründen“, hieß es damals. Doch die Oberliga Niederrhein blieb sein sportliches Zuhause. „Mein Spielerberater Faizal Daftari war derjenige, der sich nach meiner Suspendierung intensiv um mich gekümmert hat“, so Weggen. Daftari nahm Kontakt zum MSV auf und war sich mit Trainer Manfred Wölpper und Leiter des Nachwuchsleistungszentrums Uwe Schubert schnell einig.

Doch das jetzige Zebra war einst ein Fohlen. Rückblende. Nach den ersten Schritten beim SC Rheindahlen und dem 1. FC Mönchengladbach verbrachte der in Beja (Portugal) geborene Kevin acht Jahre lang in der Jugend der Borussen. Nachwirkungen hat diese Zeit immer noch: „Klar ist die Raute da ab und an noch im Herzen. Ich habe dort viele schöne Momente gehabt und konnte auch einiges lernen.“ Kennen gelernt in der Vitusstadt hat er unter anderem den jetzigen Champions-League-Sieger Marc-Andre ter Stegen. „Wir waren früher wie beste Freunde, haben außerhalb des Fußballs auch sehr viel freie Zeit verbracht. Er war schon immer ein Ausnahmetalent im Tor. Verhalten hat er sich wie jeder normale Junge im Team.“ Doch das Kapitel Borussia endete und er zog über den KFC Uerdingen weiter zu Rot-Weiß-Essen in die U17-Bundesliga.

Den vielleicht prägendsten Abschnitt in seiner Fußballer-Laufbahn erlebte er jedoch beim Wuppertaler SV, wo das erste Seniorenjahr bleibende Eindrücke hinterließ. „Ich durfte in meinem ersten Seniorenjahr mit Spielern zusammen spielen wie Robert Flessers oder Christian Knappmann. Von denen konnte ich mir einiges abschauen, weil das Vollprofis waren. Ich habe dem WSV einiges zu verdanken, ich glaube dass nur wenige sagen können, dass sie vor 12.000 Zuschauern spielen durften, und das mit 18 Jahren. Ich habe viele Menschen kennen gelernt in Wuppertal und muss sagen dass die Stadt und die Menschen den WSV leben. Es ist nicht üblich, in der fünften Liga vor 2000 Zuschauern zu spielen. Das war eine Erfahrung, die mir keiner mehr nehmen kann.“

Gleiches gilt für die ersten drei Punkte, die die Zweitvertretung des MSV am vergangenen Spieltag beim hoch gehandelten FC Bocholt einfuhr. Die Kapitänsbände trug übrigens, genau, Kevin Weggen. Coach Manfred Wölpper musste vor der Berufung des Neuzugangs nicht lange überlegen: „Er hat die meisten Oberliga-Spiele und am meisten Erfahrung. Vor allem kommt ihm seine Position zu Gute. Ich habe auf der sechs gerne eine Kapitän. Er coacht sehr gut, hinter seinen Ansagen gegenüber den Mannschaftskollegen steckt immer Substanz.“

Selbige sieht Weggen auch in seiner „neuen“ Mannschaft: „Wir haben eine blutjunge Mannschaft und ich bin mit meinen 21 schon der alte Hase, aber es macht enormen Spaß mit den Jungs zu arbeiten. Wir können sicherlich den ein oder anderen Favoriten ärgern.“

Den Traum vom Einzug in den bezahlten Fußball hat der in Mönchengladbach wohnhafte Weggen nicht aufgegeben: „Ich glaube, dass man als Fußballer optimistisch eingestellt sein muss. Na klar ist das ein brutaler Weg bis nach oben, nur die wenigstens schaffen es. Wenn man aber jeden Tag an sich glaubt und dafür alles gibt, denke ich, dass es jeder schaffen kann.“

Sollte dies nicht gelangen, existiert auch ein Plan B. In Wuppertal macht er eine Ausbildung zum Versicherungskaufmann. An das aufwendige Pendeln zwischen Mönchengladbach, Wuppertal und Duisburg gewöhne man sich, sagt er. Wer sich mittlerweile mit Umwegen auskennt, muss es wissen.

Aufrufe: 022.8.2015, 11:33 Uhr
Sebastian EußemAutor