2024-05-08T14:46:11.570Z

Ligabericht
Für den Capitano: Marcel Weckwerth (l.) hat seinen Vater verloren. Vor dem Anpfiff gegen Mahlow setzte sein Team ein Zeichen - am Ende gewonn man gegen Blankenfelde. Foto: Haack
Für den Capitano: Marcel Weckwerth (l.) hat seinen Vater verloren. Vor dem Anpfiff gegen Mahlow setzte sein Team ein Zeichen - am Ende gewonn man gegen Blankenfelde. Foto: Haack

Der MSV Neuruppin trauert und siegt

MIT GALERIE: Die Brandenburgliga-Kicker legten vor dem Duell mit Mahlow ein bewegendes Bekenntnis ab.

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Stille im gewaltigen Volksparkstadion. Wenn sonst Einlaufmusik über die unangenehm nachhallenden Lautsprecher ertönt, Aufstellungen emotionsreich verlesen und die Mannschaften von den Zuschauern mit Applaus begrüßt werden – am Sonnabend war alles anders. Stadion­sprecher Thomas Wolff informierte beim Auflaufen akustisch über den tragischen Tod von Olaf Weckwerth. Optisch legten die MSV-Kicker ein bewegendes Bekenntnis zu einem ganz besonderen Fan ab: Auf einem weißen Plakat stach die schwarze Schrift: "Dein leerer Platz bleibt unbesetzt, doch Du bleibst für uns unvergessen. Danke Olaf." Und es wurde natürlich Trauerflor am Oberarm getragen.

Der 54-Jährige war am Sonntag vor einer Woche als Radfahrer in einen Verkehrsunfall verwickelt. Sein Sohn rang mit sich, seiner im Aufstiegskampf stehenden Elf zu helfen oder eine sportliche Pause einzulegen. "Wir überließen das komplett ihm", sagte Trainer Henry Bloch. "Man mag sich nie in solch eine Situation versetzen. Entscheidend ist, dass auch wir als Mannschaft unserem Kapitän an der Seite stehen." Am Samstagmorgen kam die Nachricht auf Blochs Handy: Er kann fürs Duell gegen BSC Preussen Blankenfelde-Mahlow mit "Butsch" planen. Bloch weiter: "Hut ab, dass wir nach solch einer Woche so spielen. Denn ums klar zu sagen: Der Sport steht nicht an erster Stelle."

Genau das prägte auch die ersten 45 Minuten dieser Partie, der lange Zeit Schwung und Emotionen fehlten. Marcus Lemke zum Beispiel merkte deutlich, dass die Beine schwer waren, weil der Kopf verrückt spielte. "Da ging gar nichts bei ihm", fasste Bloch die Leistung seines Führungsspielers zusammen. Auch die anderen MSV-Kicker suchten vergeblich die letzten Prozente ihrer Leistung, um Kombinationen zu initiieren oder sogar zu Torszenen zu kommen. Eine halbe Stunde ging das gegen in der Offensive harmlose Gäste gut. Dann jedoch nutzte der BSC ein halbherziges Neuruppiner Zuspiel im Mittelfeld, bediente mit einem Diagonalpass den wieselflinken Onur Bas. Seinen 14-Meter-Knaller wehrte Keeper Philipp Müller ab. Nur wirkten die Gastgeber nicht wach, um den zweiten Ball zu klären. Mit Hilfe der Lattenunterkante landete der Ball von Jean-Marc Soine im Netz (31.).

Der Staffelzweite wirkte allerdings kaum geschockt und legte zumindest einen Zahn zu. Trainer Mirko Schult formulierte es so: "Da haben wir förmlich um ein Gegentor gebettelt." Es fiel nicht. Dazu trug der MSV weiterhin mental einen zu schweren Rucksack. Noch. In die Karten spielte, dass der BSC nie die MSV-Ketten knacken konnte. Nach hinten hin bestand demnach kaum Gefahr. Und nach dem Wiederbeginn drehten die Neuruppiner ein wenig auf, nicht volle Pulle, aber genügend, um das abstiegsbedrohte Team zu beeindrucken. Bei einem Pressschlag im Gästestrafraum zwischen Vadim Logins und Jean-Marc Soine warteten fast alle auf den Pfiff des Schiedsrichters. Alexander Riehl nicht. Er wuchtete das Leder ins Netz (60.).

Welches Potenzial das Spitzenteam besitzt, verdeutlichte es beim Führungstreffer: Ein mit Vehemenz geführter Zweikampf bei Ballbesitz Blankenfelde, Spielverlagerung von hinten links auf Mitte rechts, weiter auf vorn rechts, eine exakte Flanke von Yulian Vladimirov auf Marcus Lemke, der mit viel Auge per Kopf Michalak überlistet (73.).

Zwar zog sich die Heimelf dann sehr weit zurück, aber die hinter TuS Sachsenhausen zweitsicherste Abwehr der Liga ließ keinen zweiten Gegentreffer mehr zu. Somit verteidigte der MSV trotz psychologischem Ballast den zweiten Tabellenrang.

Alle Daten und Fakten zum Match und die Wahl zum Mann des Tages: Spielbericht

Aufrufe: 020.5.2019, 08:06 Uhr
MOZ.de / Matthias HaackAutor