2024-05-02T16:12:49.858Z

Relegation
<b>F: Christian Hedler</b>
<b>F: Christian Hedler</b>

Verdienter Aufsteiger: Holstein Kiel

Das Wunder blieb aus +++ KSV Hessen unterliegt den Kielern 1:2 +++ Klare Leistungssteigerung der Löwen

Der KSV Hessen unterlag trotz guter Leistung Holstein Kiel mit 1:2 und verpasste somit den Aufstieg in die 3. Liga. In Kassel wird man sich daher auf mindestens ein weiteres Jahr in der Regionalliga Südwest einstellen müssen. Die Kieler gingen jeweils durch eine Standardsituation in Führung, Stefan Müller gelang der zwischenzeitliche Ausgleich.

KSV-Trainer vertraute für das Rückspiel weitesgehend der Formation aus der 0:2-Hinspiel-Niederlage. Dabei musste er allerdings verletzungsbedingt auf Stürmer Christian Henel verzichten. Vitkor Riske rückte somit in die Startelf, so dass Ricky Pinheiro offensiver auftreten konnte. Gäste-Coach Thorsten Gutzeit ließ seine Mannschaft im Vergleich zum vergangenen Mittwoch unverändert. Dies war also die personelle Ausgangslage für die Gastgeber, um das zuletzt so oft beschworene "Aufstiegswunder" zu schaffen.

Das Auestadion war nahezu ausverkauft, wenn man vom Sicherheitspuffer zwischen Heim- und Auswärtsfans absieht - 17.000 Zuschauer waren es bei Sonnenschein und Windböen im Auestadion. Von Beginn war zu erkennen, dass die Nordhessen anders in diese Partie gingen als in das Hinspiel. Die Löwen machten Druck und trauten sich nach vorn. Die Kieler hatten dem zunächst nur Fouls entgegenzusetzen. Bereits nach zwei Minuten zückte der Unparteiische Markus Wingenbach zum ersten mal die Gelbe Karte, Kiels Top-Stürmer Marcel Schied bekam sie zu sehen. Sechs Minuten später folgte eine weitere Verwarnung für Fabian Wetter. Bis dahin kamen die Kasseler vor allem durch Freistöße in die Nähe des Kieler Strafraums. Die Partie blieb kampfbetont, auch der KSV Hessen bekam in Person von Andreas Mayer nach elf Minuten erstmals Gelb zu sehen. Nach einer Viertelstunde lag Matthias Rahn am Boden. er war mit einem Mitspieler kollidiert und musste mit blutender Nase behandelt werden. Dies nahm mehrere Minuten in Anspruch, da Rahn denn auch noch das blutverschmierte Trikot wechseln musste. Als er in der 20. Minute endlich wieder auf´s Feld durfte, stimmte für einen Augenblick nicht die Abstimmung in der Kasseler Abwehr. Somit kam Marc Heider nach einem Kieler Freistoß zum Schuss und traf zur Gästeführung. Mit der ersten wirklichen Chance für Holstein wurde der KSV Hessen eiskalt erwischt. Von nun an waren vier Kasseler Tore für den Aufstieg nötig.

Fans und Spieler der gastgeber brauchten ein paar Minuten, um diesen schock zu verdauen. Dann nahm der KSV Hessen wieder Fahrt auf, war in dieser Begegnung das aktivere Team. Nach 27 Minuten ergab sich für Gabriel Gallus eine Torchance, nach 34 Minuten sogar noch eine bessere. Doch bislang fehlte das nötige Glück im Abschluss. Die Kieler bemühten sich immer wieder, das Tempo zu verringern, wie beispielsweise Rafael Kazior, der für´s Ball wegschlagen die Gelbe Karte sah. Richtig temporeich wurde es dann schließlich unmittelbar vor dem Pausenpfiff. In der 45. Minute kam Mayer nach einem Kasseler Freistoß zum Kopfball, doch der Ball prallte an die Unterkante der Latte. Stefan Müller setzte nach und drückte das Leder unter tosendem Jubel der Zuschauer über die Linie. In der Nachspielzeit der ersten Hälfte hätten die Löwen sogar noch in Führung gehen können, doch Enrico Gaede köpfte haarscharf am Kieler Tor vorbei. Mit einem 1:1 und einem sehr fokusierten und zuversichtlichen Uwe Wolf ging es in die Kabinen. Zitat Uwe Wolf "Jetzt schaffen wir das!"

Zur zweiten Halbzeit nahmen die Gäste einen Wechsel vor und brachten Gerrit Pressel für den gelb-belasteten Fabian Wetter. Die Mannschaft des KSV Hessen kam ohne Wechsel, aber mit neuer Zuversicht zurück auf´s Spielfeld. Drei Tore galt es nun zu schießen. Holstein Kiel präsentierte sich nun allerdings konzentrierter und ließ keinen Kasseler Sturmlauf zu. In der 60. Minute kam dann schließlich das Aus für alle nordhessischen Aufstiegsträume. Nach einer Kieler Ecke erzielte Marcel Gebers das 1:2 für die Schleswig-Holsteiner. Somit wären es wieder vier Tore gewesen, die der KSV Hessen hätte erzielen müssen. Im Stadion waren nun lauthals die mitgereisten Kieler Fans mit ihren Gesängen zu hören. Die Nordhessen, auf dem Platz wie auf den Rängen, wollten in den verbleibenden 30 Minuten allerdings nicht die Köpfe hängen lassen und eine gute Saison würdig abschließen. Jonas Marz kam für Viktor Riske ins Spiel. In der 69. Spielminute rutschte ein Kieler Spieler nach einem Kopfball von Matthias Rahn gerade noch dazwischen und kratzte den Ball von der Linie. In der 77. Minute verließ Sebastian Schmeer für Steffen Dieck den Platz. Fünf Minuten vor Schluss "feierte" schließlich noch Sebastian Gundelach sein Coemback - er wurde für Tobias Becker eingewechselt. Die letzte turbulente Phase des Spiels geschah kurz vor dem Abpfiff, als es die Kieler Fans kaum erwarten konnten, den Platz zu stürmen.

Holstein-Trainer Thorsten Gutzeit war die gute Ausgangslage nach dem Hinspiel-Erfolg bewusst, doch ebenso, dass die Partie in Kassel kein Selbstläufer sein würde. Gegen einen starken KSV mit tollen Fans im Rücken habe man die Führung zum richtigen Zeitpunkt erzielt. Insgesamt habe man sich clever präsentiert und die sich bietenden Chancen gut genutzt. Kiel sei somit der verdiente Aufsteiger. Uwe Wolf stimmte dem zu und bedankte sich noch einmal bei seiner Mannschaft für eine großartige Saison. Unmittelbar vor dem ersten Kieler Treffer habe bei seinen Spielern ein wenig Unruhe geherrscht. Die starke Phase mit Gaedes vergebener Chance kurz vor der Pause sei der Knackpunkt gewesen. Bei einem Treffer wäre die zweite Halbzeit wohl anders verlaufen. Nun gelte es, positiv in die Zukunft zu schauen.

Die Kasseler Niederlage an diesem Tag war unglücklich, der Kieler Aufstieg alles in allem absolut verdient. Top-Stürmer Marcel Schied erzielte kein Tor, aber die Ausgeglichenheit des Kieler Kaders zeigt sich schon durch die vier verschiedenen Torschützen in den beiden Partien: Sykora, Wetter, Heider und Gebers. Den Löwen fehlten schlicht die spielerischen Mittel, um sich gegen den Meister der Regionalliga Nord durchsetzen zu können. Holstein Kiel kann sich in der 3. Liga nun unter anderem mit Münster, Saarbrücken, Chemnitz und Mitaufsteiger RB Leipzig messen. Der KSV Hessen Kassel bleibt für mindestens ein weiteres Jahr in der Regionalliga Südwest und wird dort zunächst ein wenig sparen müssen. Die Frage nach einem Verbleib von Trainer Uwe Wolf wird sich wohl in den nächsten Tagen bewantworten lassen. Aus dem Löwen-Kader verfügen zehn Spieler über einen gültigen Vertrag für die kommende Saison, darunter Torhüter und Kapitän Carsten Nulle, Verteidiger Stefan Müller, Mittelfeldspieler Mayer und Pinheiro sowie die Stürmer Henel und Schmeer. Die KSV-Fans können sich zumindest auf eine Saison mit mehreren interessanten Duellen freuen, auch wenn ein erneutes Erreichen der Aufstiegsrelegation überaus schwierig werden dürfte. Erstamls seit 2006 kommt es wieder zum Nordhessen-Derby (in der Liga) gegen den KSV Baunatal. Und je nachdem, wie sich das Gezerre um die Drittliga-Lizenz entwickelt, spielen die Löwen wohl auch gegen die Offenbacher Kickers oder den SV Darmstadt 98.

Aufrufe: 02.6.2013, 18:01 Uhr
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