2024-05-10T08:19:16.237Z

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Die Rückkehr des früheren Spielertrainers: Marco Mayer (rechts) im Trikot seines Heimatvereins SV Beuren.
Die Rückkehr des früheren Spielertrainers: Marco Mayer (rechts) im Trikot seines Heimatvereins SV Beuren. – Foto: Foto: Florian Wolf

Brüderliche Hilfe in Beuren

Weilers Trainer Marco Mayer lief gegen Ratzenried auf – Traumtor in Seibranz

Seibranz / sz - Das erneute Aufflammen der Corona-Krise lässt sich auch aus dem Amateurfußball nicht mehr wegdiskutieren. Einige Spiele – vor allem in der Bezirksliga und der Kreisliga A3 – mussten abgesagt werden, weil in diversen Vereinen mindestens Verdachtsfälle bestanden. Wo gespielt werden durfte, gab es am vergangenen Wochenende trotzdem wieder reichlich Geschichten, die ihren Platz in der "Nachspielzeit" verdient haben. Beim SV Beuren etwa gab es eine ganz besondere Einwechslung, in Seibranz sahen die Zuschauer ein ganz besonderes Tor – und in Unterzeil erklang ein ganz besonderes Lied.

Bezirksliga

Es läuft die 85. Minute im Spiel des SV Beuren gegen den TSV Ratzenried. Marco Mayer wird beim Stand von 1:2 für Florian Knapp eingewechselt. Marco Mayer? Ja, Marco Mayer. Zweieinhalb Jahre ist es her, dass der Spielertrainer seinen Heimatverein in Richtung SpVgg Lindau verließ und sein Bruder Patrick den Job in Beuren übernahm. Vor der aktuellen Saison wechselte Marco zum Landesligisten FV Rot-Weiß Weiler, mit dem er am Samstagnachmittag gegen den SV Mietingen gewann. Weil Patrick Mayer aber die Personalnot plagte (nach Marcel Schneider fiel kurzfristig am Sonntagmorgen auch noch Stürmer Pascal Rasch aus), klopfte er bei Marco, der seit dem Sommer wieder einen Spielerpass in Beuren besitzt, an und fragte, ob er ihn nicht gegen Ratzenried in den Kader aufnehmen dürfe. Durfte er. Die Hilfe unter Brüdern war für Marco Mayer natürlich Ehrensache. "Er hat mich gebeten, für den Notfall auf die Bank zu sitzen", erzählt Marco Mayer. Geplant sei seine Einwechslung aber nicht gewesen, weil er seit Monaten nicht richtig trainieren konnte. Als dann aber das 1:2 für die Gäste aus Ratzenried fiel, kam es, dass der eine Bruder den anderen doch noch aufs Feld schickte. Geholfen hat es aber nicht. Kurz nach Marco Mayers Einwechslung erzielten die Ratzenrieder den entscheidenden dritten Treffer und fügten den Beurenern die zweite Saisonniederlage zu. "Mit den Leistungen der letzten Wochen kann man nicht zufrieden sein. Das reicht auch nicht, um sich in der Spitzengruppe festzusetzen", kommentiert Markus Prinz, der Sportlicher Leiter der Beurener, die Heimpleite: "Ratzenried hat sehr diszipliniert verteidigt, gerade in der zweiten Halbzeit schnell nach vorne gespielt und daher auch verdient gewonnen."

Warum gehen die Leute zum Fußball? Weil sie natürlich nicht wissen, wie es ausgeht. Und weil sie natürlich auf keinen Fall etwas verpassen wollen, was ihnen womöglich ein anderer erzählen würde, der etwas gesehen hat, was außergewöhnlich war und wohl in dieser Form so schnell nicht wiederkehrt. Alle Zuschauer der Partie zwischen dem SV Seibranz und dem FC Leutkirch haben also denjenigen, die nicht dabei waren, etwas voraus: Sie können ihnen von der ganz besonderen 46. Minute berichten. Da nämlich erzielte der Leutkircher Abdou Khadir Jallow ein dermaßen schönes Fallrückziehertor, das es – wäre irgendwo eine Videokamera mitgelaufen und hätte diesen Moment im Bewegtbild festgehalten – ein einwandfreier Kandidat für die Auswahl zum "Tor des Monats" wäre. Jallow nämlich traf den Ball aus fünf Metern in halblinker Position so sauber, so schön, setzte ihn auch noch so genau ins linke Kreuzeck am Seibranzer Torhüter Peter Schramm vorbei, dass nichts, aber auch wirklich gar nichts mehr fehlte, um dieses 2:0 einen perfekten Treffer zu nennen. Von Leutkirchs Trainer Roman Hofgärtner gab es selbstverständlich ein Lob für Jallows Kunstschuss: "Er probiert das oft. Heute hat es mal gepasst. Das freut mich." Über dieses Tor hinaus war Hofgärtner erleichtert, das umkämpfte Derby in Seibranz gewonnen zu haben: "Die erste Halbzeit war ziemlich gut von uns, wir haben wenig zugelassen. Der Elfmeter hat uns in die Karten gespielt. Nach der Pause waren wir zu schnell zufrieden. Insgesamt haben wir aber gut verteidigt, der Teamgeist hat gestimmt." Seibranz-Trainer Thomas Schwägele haderte dagegen mit dem Ergebnis: "Wir haben eigentlich ein gutes Spiel gemacht. Wir kriegen gerade aber vorne nicht so den Druck drauf, was auch an der personellen Situation liegt." Die Elfmeterentscheidung gegen seine Mannschaft empfand er als unglücklich – und dann kam auch noch der Fallrückzieher dazu. "Das war ein klarer Fehler von uns. Ein Stürmer darf am Fünfmeterraum nie so zu einem Fallrückzieher ansetzen können. Nach dem 0:2 war es schwierig für uns. Wir haben aber nicht aufgegeben."

Kreisliga A3

"Wir für euch, ihr für uns" – unter diesem Motto stand am Sonntag das Heimspiel des SC Unterzeil-Reichenhofen gegen den FC Scheidegg. Diesen Titel trägt nämlich die Vereinshymne des SCU, die vor dem Spiel uraufgeführt wurde. 50 Jahre alt wird der Fußballverein in diesem Jahr. "Die Hymne ist als Erinnerungsstück für unser Jubiläum gedacht. Wir haben uns gedacht, dass eine Festschrift oder Ähnliches ja jeder macht und eine CD doch etwas Besonderes wäre", erklärt Jugendleiter Thomas Weder. Er war es auch, der die Idee zu der Vereinshymne hatte. Von der "Stange" sollte sie aber nicht sein, sondern selbst gemacht. Sehr hilfreich war dabei, dass Bruder Florian Weder der Dirigent der Musikkapelle Reichenhofen ist und bei der Umsetzung musikalisch unterstützte. Gemeinsam kamen die Brüder Weder auf Andreas Frei, den Sänger der Band Fäaschtbänkler, der die Textvorschläge und die Ideen von Thomas Weder in eine Hymne packte. "Die Hymne soll auch als Ansporn für die Kinder beim SC Unterzeil sein, um sich noch mehr mit Verein und Dorfleben zu identifizieren", sagt Thomas Weder. Erstmals gespielt werden sollte "Wir für euch, ihr für uns" eigentlich bei einem Jubiläumsabend. Weil dieser aber coronabedingt ausfallen muss, erkland die Hymne auf dem Sportplatz am Flugplatz. "Die heißen Punkte sind errungen und im Vereinsheim wird gesungen. Das ganze Stadion am Flugplatz in schwarz und gelb", heißt es zu Beginn nahezu prophetisch. Denn gegen Scheidegg schafften die Unterzeiler anschließend den ersten Saisonsieg.

Rückschlag für den FC Isny. Nach zuletzt zwei Siegen gab es beim Türk SV Wangen eine 1:2-Niederlage für die Mannschaft von Interimstrainer Tomislav Gace. "Es war kein Spiel auf Topniveau, der Rasen im Allgäustadion war recht tief", blickt der FCI-Vorsitzende Stefan Huber zurück. Isny ging zwar durch Dominik Pfanz in Führung, hatte danach aber nicht gerade den Schiedsrichter auf seiner Seite. Erst sei ihnen ein zweites Tor wegen Abseits aberkannt worden, dann habe Wangen zwei Elfmeter bekommen, die keine waren, regt sich Huber auf: "Das habe ich selten erlebt. Eine absolute Frechheit." So steht Isny, das die Tabellenführung an den TSV Röthenbach verlor, mit leeren Händen da.

Kreisliga B5

Der Kleinhaslacher SC hat gegen den FC Wuchzenhofen die dritte Niederlage in Folge hinnehmen müssen. Von Anfang an sei die Mannschaft nicht richtig in die Partie gekommen, sagt der KSC-Vorsitzende Rolf Weiß: "Erst ein grober Schnitzer in unserer Abwehr hat zur verdienten Führung für die Gäste geführt." Die entscheidende Schwächung habe der KSC erst durch die Gelb-Rote Karte für Patrick Zeh (62. Minute) erlitten. Den Raum nutzte Wuchzenhofen zu zwei weiteren Toren, der Anschlusstreffer durch Matteo Miller kam zu spät.

"Wir haben kurz vor Spielende in Überzahl noch einen Punkt gerettet", sagt Lukas Schmid, Spielleiter der TSG Rohrdorf, nach dem 2:2 gegen den SV Aichstetten, fügt aber gleich hinzu: "Objektiv betrachtet kann sich, angesichts des Spielverlaufs, keine der beiden Mannschaften über das Unentschieden beschweren." Zur Halbzeit führten die Aichstettener mit 2:1, mussten aber auch schon die Rote Karte für Michael Herrmann verkraften, der eine klare Rohrdorfer Torchance durch ein Foul verhinderte und frühzeitig zum Duschen musste. Dass die TSG ab da ein Mann mehr war, zahlte sich erst zwei Minuten vor Schluss aus, als Julian Kahl zum Ausgleich traf.

Der SV Haslach steckt im unteren Tabellenbereich fest. Gegen den SV Immenried gab es eine 1:2-Niederlage. Zwar gingen die Haslacher durch einen direkt verwandelten Freistoß von Felix Rettenmeier in Führung. "Leider konnten wir aber trotz leichter Überlegenheit keine weiteren guten Chancen herausspielen", sagt Spieler Francesco Gravina. Immenried dagegen nutzte die erste Gelegenheit zum Ausgleich durch Niclas Weber, der kurz nach dem Wechsel auch das 2:1 besorgte.

Auf einen Spieler kann sich der SV Arnach seit Wochen mehr als verlassen. Auch gegen die SGM SV Herlazhofen/SG Friesenhofen war Fabian Nadig gleich dreimal erfolgreich. Erst erzielte er das 1:0, dann das 3:2 – und als er schließlich das vorentscheidende 4:2 (85. Minute) erzielte hatte, durfte er sich bei seiner Auswechslung wenig später noch einen Extra-Applaus für seine herausragende Leistung abholen. Nicht zuletzt dank Nadig haben die Arnacher zu Spitzenreiter TSV Oberreitnau, der gegen den TSV Opfenbach verlor, aufgeschlossen.

Aufrufe: 019.10.2020, 16:38 Uhr
Schwäbische ZeitungAutor