2024-05-02T16:12:49.858Z

WM 2014
Pasquale Patria, Torhüter von Verbandsligist Fortuna Mombach über die Chancen der Squadra Azzurra bei der Weltmeisterschaft in Brasilien ein.
Pasquale Patria, Torhüter von Verbandsligist Fortuna Mombach über die Chancen der Squadra Azzurra bei der Weltmeisterschaft in Brasilien ein.

Kein rotes, sondern blaues Blut

Pasquale Patria, Keeper von Fortuna Mombach, über Italiens WM-Chancen

Mainz. Vor zwei Jahren war Pasquale Patria mittendrin im Autokorso, nachdem Mario Balotelli die deutsche Nationalmannschaft im Halbfinale der Europameisterschaft aus dem Turnier gekegelt hatte. Dass die Squadra Azzurra auch bei der WM in Brasilien wieder eine gute Rolle spielen kann, da ist sich der italienische Torwart von Fortuna Mombach sicher.

Patrias Eltern sind beide in Italien geboren, der kleine Pasquale kam in Deutschland auf die Welt. Dennoch ist der italienische Staatsbürger tief in der Heimat seiner Eltern verwurzelt. Regelmäßig geht es in die Nähe Neapels, wo große Teile der Verwandtschaft mütterlicherseits leben. „Wir haben kein rotes, sondern blaues Blut“, lacht der 26-Jährige mit Blick auf die Klubfarben seines Lieblingsvereins SSC Neapel – und zugleich auf die azurblauen Trikots der italienischen Nationalmannschaft, der seine ungeteilte Sympathie gilt: „Ich fühle mich hier wohl und bin hier geboren“, sagt der im besten Mainzer Dialekt sprechende Patria, „aber ich bin auch stolz, ein Italiener zu sein.“ Die Staatsbürgerschaft zu wechseln, dieser Gedanke sei ihm nie gekommen.

Und so ist auch bei den Länderspielen zwischen Deutschland und Italien klar, wem Patria die Daumen drückt. Ob das EM-Halbfinale vor zwei Jahren oder das Vorschlussrundenspiel bei der WM 2006, stets konnte der Torhüter am Ende die Arme hochreißen. „Da geht schon ein Päckchen Zigaretten binnen 90 Minuten drauf“, erzählt er, „aber in den Pflichtspielen gewinnen ja am Ende wir.“ Geschaut wird wieder im großen Kreis der Familie vor dem heimischen Fernseher. 2006 den WM-Triumph der Italiener in dem Land, in dem er geboren wurde und in dem er immer gelebt hat, live mitbekommen zu haben, „das war etwas ganz Großartiges“, erinnert sich Patria, „1990 war es ja andersherum“.

Dass es in diesem Jahr erneut mit dem WM-Titel klappt, diese Hoffnung hat Patria durchaus. „Ich hoffe, dass wir die Gruppenphase überstehen, das wird nicht einfach“, sagt der 26-Jährige, der Gruppengegner Uruguay zu den Geheimfavoriten zählt. „Wenn wir die überstanden haben, zählen in den K.O.-Spielen die Tagesform und das Glück.“ Und darin, ein 1:0 zu verteidigen, seien die Italiener noch immer die Besten. „Hinten haben wir viele erfahrene Leute, und nach vorne geht immer was“, erklärt Patria. Nur selbst das Spiel zu machen, liege den Azzurri nicht unbedingt. Auch Belgien zähle für ihn zum Kreis der Geheimfavoriten, doch wenn er auf ein Team wetten sollte, wäre dies Argentinien. Die Brasilianer hält der Keeper für zu selbstsicher, „der Schuss könnte nach hinten losgehen“. Und Deutschland? „Ganz normal im Halbfinale.“ Wie spielerische Entwicklung der Adlerträger sei „Wahnsinn“, und in Sachen Jugendarbeit habe der DFB schon vor vielen Jahren Dinge angestoßen, die erst seit kurzem in Italien beherzigt würden: „Aber wenn's drauf ankommt, hat die Mannschaft, auf gut Deutsch, keine Eier in der Hose.“

Zumindest gute Nerven hat auch Patria, wenn er für Fortuna Mombach im Tor steht. Schon so manches Mal wurde das Trainerteam der Fortuna arg bleich im Gesicht, wenn der Keeper mit der Kugel am Fuß die Gegenspieler narrte oder per Seitfallzieher weit außerhalb seines Strafraums lange Bälle abwehrte. „Unser Trainer Thomas Eberhardt sagt immer, so einen schrillen Vogel brauchen wir“, grinst Patria: „Die Deutschen nehmen manchmal alles zu ernst und sind zu streng. Ich nehme es eher so, wie es kommt.“ Die Torhüter-Position liebt der 26-Jährige, „weil man hier ein Spiel allein entscheiden kann. Und heutzutage spielen die Torhüter auch viel mehr mit als früher.“ An seinem Vorbild, Gianluca Buffon, schätzt Patria seinen Instinkt, seine Cleverness und die Fähigkeit, sein Team mit ruhiger Ausstrahlung in schwächeren Phasen zu stabilisieren. „Er behält immer die Übersicht“, lobt Patria.

Aufrufe: 013.6.2014, 20:00 Uhr
Torben SchröderAutor