2024-05-10T08:19:16.237Z

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Bastian Heidenfelder ist nicht mehr sportlicher Leiter beim FCH. Sabrina Balzer
Bastian Heidenfelder ist nicht mehr sportlicher Leiter beim FCH. Sabrina Balzer

„Ich muss nicht in der ersten Reihe stehen“

Heidenfelder über seinen Postenwechsel beim FCH

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Bastian Heidenfelder erklärt im Interview, wie er den Vorstandsvorsitzenden Holger Sanwald überrascht hat und warum er statt als Sportlicher Leiter lieber im Nachwuchsbereich arbeitet.

Das Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) des Fußball-Zweitligisten 1. FC Heidenheim steht nicht häufig im Rampenlicht. Dabei kommt ihm eine besondere Bedeutung zu, schließlich sollen hier angehende Fußball-Profis geformt werden. Allerdings tut sich der FCH mit seinen A-Junioren bislang schwer. Nach dem Bundesliga-Aufstieg belegt der Nachwuchs momentan den letzten Tabellenplatz. Es droht, wie in der Saison 2015/16, der sofortige Wiederabstieg.

Dementsprechend unruhig wurde es in den vergangenen Wochen. Nach dem 0:1 gegen Augsburg Ende August wurde das Trainerduo Benjamin Götz/Maik Mokos bereits nach dem vierten Spieltag entlassen. Einige Tage später wurde bekannt, dass Bastian Heidenfelder, bis dahin Sportlicher Leiter, ins NLZ wechselt und zugleich Co-Trainer der A-Junioren wird.

In seiner Funktion als Sportlicher Leiter war Heidenfelder – zusammen mit anderen Entscheidungsträgern – für die Verpflichtung und Entlassung von Götz/Mokos verantwortlich. Nun möchte der 31-Jährige mithelfen, den Klassenerhalt zu sichern.

Herr Heidenfelder, Nachwuchsbereich statt der Posten des Sportlichen Leiters und damit rechte Hand von Holger Sanwald: Muss man das verstehen?

Bastian Heidenfelder: Ich kann zumindest ein Stück weit die Menschen verstehen, die sagen: Wie kann er so etwas wollen? Es ist aber so. Holger Sanwald war komplett überrascht, als ich ihn am länderspielfreien Wochenende (3. September) darüber informiert habe. Ich übernehme gerne Verantwortung, aber ich muss nicht zwingend in der ersten Reihe stehen.

Woran haben Sie gemerkt, dass Sie den Posten als Sportlicher Leiter nicht mehr ausüben wollten?

Es gab keinen auslösenden Faktor. Das Gefühl ist in mir über einen Zeitraum von ein paar Wochen gereift. Ich war in den letzten eineinhalb Jahren sehr nah am NLZ dran und dort in alle Bereiche involviert. Zum Beispiel bei Trainerbesetzungen und Spielerverpflichtungen, verstärkt im Leistungsbereich. Da habe ich gemerkt, dass ich mich dort perspektivisch sehe. Das zweite ist, und das habe ich etwas unterschätzt: Ich bin ein Kicker. Die Arbeit auf dem Platz hat mir gefehlt.

Was sind überhaupt die Aufgaben

eines Sportlichen Leiters?

Er bildet die Schnittstelle zwischen dem NLZ und den Profis und ist in beiden Bereichen in alle Abläufe, wie Spielerverpflichtungen, involviert. Er muss auch Verträge mitaushandeln und ist in ständigem Austausch mit den Spielerberatern. Es gehört aber auch das Scouting dazu, also muss er sich potenzielle Neuzugänge anschauen und ist somit viel unterwegs.

Nun sind Sie Co-Trainer der A-Junioren und Stellvertreter von Bernhard Raab, dem sportlichen Leiter des NLZ. Kann man denn innerhalb des Vereins so einfach wechseln, schließlich wurde die Stelle als stellvertretender sportlicher Leiter des NLZ für Sie neu geschaffen?

Insgesamt ist es so, dass die Anforderungen im NLZ kontinuierlich wachsen. Der Bedarf ist da, wir sind ja mit zwei Mannschaften in der Bundesliga. Nun möchte ich zudem Bernhard Raab entlasten. Im Übrigen war auch der Co-Trainerposten bei den A-Junioren vorher schon eine Vollzeitstelle.

Die beiden A-Junioren-Trainer Benjamin Götz/Maik Mokos sind zwei Tage, nachdem Sie Holger Sanwald mitgeteilt haben, ins NLZ wechseln zu wollen, entlassen worden. Zufall?

Das war tatsächlich Zufall. Es war nicht so, dass aufgrund meines Wunsches, ins NLZ wechseln zu können, die Überlegung aufkam, die Zusammenarbeit mit beiden zu beenden. Wir hatten einen sehr intensiven Austausch mit dem U-19-Trainerteam. Im Verbund haben Jürgen Bastendorf, Bernhard Raab, Holger Sanwald und ich nach der Niederlage gegen Augsburg die Entscheidung getroffen, uns von den Trainern zu trennen.

Haben Sie schon Erfahrungen im Jugendbereich sammeln können

und Trainerscheine erworben?

Nein, Trainerscheine habe ich bislang noch nicht. Natürlich ist die fachliche Trainerausbildung ein Ziel, dass ich angehen werde. Ich möchte die Trainerscheine auf jeden Fall machen, den B-Schein, dann die Jugendelite-Lizenz. Auch die A-Lizenz ist denkbar. Jetzt schon kann ich den Jungs aber mit meiner Erfahrung weiterhelfen. Ich kann mich auch in der Trainingsarbeit einbringen, bei der ein oder anderen Aufwärm- oder Passform zum Beispiel, die ich von den Profis kenne.

Bei einem sportlichen Misserfolg: Muss der stellvertretende sportliche Leiter des NLZ, Bastian Heidenfelder – gemeinsam mit anderen Entscheidungsträgern – womöglich den A-Junioren-Co-Trainer Bastian Heidenfelder entlassen?

Interessante Frage. Darüber habe ich mir so noch keine Gedanken gemacht. Ich gehe davon aus, dass es nicht passieren wird. Es ist schon eine besondere Konstellation. Das geht aber auch nur, wenn ein Verein so gestrickt ist wie unserer. Solch eine Personalentscheidung würde bei uns jedoch ohnehin erst nach gemeinsamer Abstimmung mehrerer Verantwortlicher getroffen werden.

In welcher Position erleben die FCH-Fans Sie noch?

Ich sehe mich im NLZ, kann aber nicht in die Zukunft schauen. Ich habe nie gezweifelt, dass ich den Weg mit dem FCH gehen möchte. Heidenheim ist seit fast neun Jahren mein Zuhause.

Aufrufe: 022.9.2017, 09:13 Uhr
Südwestpresse / Edgar DeibertAutor