2024-04-25T14:35:39.956Z

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Deutliche Worte zur Pause: Holsteins Sportchef Ralf Becker (hinten) sagt Schiedsrichter Daniel Schlager (mit Ball) und Assistent Norbert Grudzinski (rechts) seine Meinung über das irreguläre Tor zum 2:1. Foto: Stark
Deutliche Worte zur Pause: Holsteins Sportchef Ralf Becker (hinten) sagt Schiedsrichter Daniel Schlager (mit Ball) und Assistent Norbert Grudzinski (rechts) seine Meinung über das irreguläre Tor zum 2:1. Foto: Stark

Holstein Kiel: Ärger über irreguläres Tor

Fehlentscheidung leitet Wende ein

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Kenneth Kronholm marschierte an den wartenden Journalisten vorbei. „Heute sag ich nichts“, meinte der frustrierte Torwart der Kieler. Aufklärungsarbeit zu leisten war auch nicht mehr nötig. Selbst die Gäste wussten, dass die Wende des Spiels nicht etwa ein Patzer des Holstein-Schlussmanns, sondern einer von Schiedsrichter Daniel Schlager verursacht hatte. „Ich gehöre ja normalerweise zu den ruhigeren auf der Bank. Aber dazu musste auch ich etwas sagen“, erklärte Holsteins Sportchef Ralf Becker, der dem Unparteiischen beim Gang in die Kabine die Meinung geigte.

Was war passiert? Kronholm hatte nach der zweiten Auer Ecke einen harmlosen Ball, der in Richtung seines Tores flog, abgefangen und bereits in beiden Händen, als er von Gäste-Verteidiger Malcolm Cacutalua angesprungen wurde und das Leder aus den Händen verlor, das der Auer sogleich eindrückte, sich aber vorsichtshalber noch einmal umschaute, bevor er zu jubeln begann.

Referee Schlager nahm offenbar auch noch Kontakt mit Assistent Norbert Grudzinski auf, doch auch dessen Seiteneinsicht auf die Szene ließ beide nicht zum regeltechnisch einzig möglichen Schluss kommen – der Pfiff wegen Foulspiels blieb aus.

Die vehementen Proteste der Kieler änderten nichts.„Das war ein klares Foul. Ich habe mal gelernt, dass der Torwart nicht attackiert werden darf, wenn er den Ball in der Hand hat“, erklärte Holstein-Verteidiger Dominik Schmidt später. Und damit lag er richtig. Die DFB-Erklärung zum Regeltext ist unmissverständlich: „Sobald der Torhüter den Ball in der Hand hält, darf dieser durch andere Spieler nicht gespielt werden.“

Präzisiert wird das dort noch durch genaue Anweisungen der FIFA: „Demnach hält ein Torwart den Ball, wenn er ihn mit beiden Händen festhält, ihn mit einer Hand gegen eine Oberfläche – zum Beispiel am Boden oder gegen den eigenen Körper – hält, den Ball in der ausgestreckten offenen Hand hält, ihn auf den Boden prellt oder in die Luft wirft. In all diesen Situationen wird der Ball also vom Torwart kontrolliert und ist für andere Spieler nicht spielbar.“

Der offizielle Schiedsrichterbeobachter des DFB, Hartmut Strampe, den wir in der Halbzeit zu der Szene befragten, hielt sich mit einer eindeutigen Einordnung der Szene vor Ansicht der TV-Bilder zurück. Er erklärte jedoch, dass er nach seinem ersten Eindruck „wie fast alle im Stadion einen Pfiff erwartet“ hatte und bestätigte auch die oben geschilderte Regelauslegung.Entsprechend schwer taten sich die Kieler damit, die vom Trainer verordnete sportliche Grundhaltung umzusetzen. „Wir wollen selbst mit unserem Spiel dafür sorgen, dass andere gar nicht die Möglichkeit haben, das Ergebnis zu beeinflussen“, erklärte Markus Anfang, obwohl es auch ihm schwer fiel, den allzu offensichtlichen Fehler deutlich zu kritisieren und er indirekt auch den Freistoß vor dem 2:2 – als Czichos von hinten Ball und Gegner traf, war der Pfiff aber vertretbar – in Zweifel zog.

Dass der Schnitzer des Referees spielentscheidend war, bestätigte auch Aues Trainer Hannes Drews. „Dieses 2:1 war entscheidend. Danach war sofort die Körpersprache eine andere, und ich war sicher, dass auch das 2:2 irgendwann fällt.“ Entsprechend schwer fiel es den Kielern, dieses Anschlusstor einfach abzuhaken. „Natürlich hat das das Spiel beeinflusst“, sagte Schmidt, „auch wenn wir danach immer noch 2:1 geführt haben und Zeit genug hatten, selbst dafür zu sorgen, dass der Fehler des Schiedsrichters keine Rolle mehr spielte.“
Aufrufe: 019.2.2018, 13:00 Uhr
SHZ / cjeAutor