2024-05-10T08:19:16.237Z

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F: Gottschlich
F: Gottschlich

Trainer ist geschockt, will aber nicht hinwerfen

2. Bundesliga ist für die 
kommende Saison kein Thema mehr in Herford

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Ralf Lietz ist ein Trainer, der sich eigentlich immer hinter seine Mannschaft stellt. Am Sonntag, nach der peinlichen 1:11-Heimniederlage des Frauenfußball-Zweitligisten Herforder SV Borussia Friedenstal gegen Borussia Mönchengladbach, war aber auch sein Geduldsfaden gerissen. „Die Mannschaft demütigt sich selbst und alle anderen im Verein“, stellte er fest, „und ich fühle mich ohnmächtig.“

Lietz machte sich öffentlich auch Gedanken um sein eigenes Engagement beim HSV. Am Tag danach allerdings gab er „Entwarnung“: „Ich werde jetzt nicht aus der Erregung heraus die Brocken hinwerfen“, erklärte der Trainer und kündigte an, dass er das montägliche Training leiten würde, dass mit ihm zudem am Mittwoch die Vorbereitung auf das anstehende Punktspiel in Cloppenburg beginnen soll.

Und dennoch: Das sonntägliche Spiel hinterließ Spuren. „Ich war geschockt!“, sagte Lietz, der nun nicht einfach zur Tagesordnung übergehen will. Vor allem die „gar nicht vorhandenen kämpferischen Qualitäten“ machten ihm innerlich zu schaffen. „Warum ist das so?“, stellte er die eher rhetorisch gemeinte Frage, auf die kaum Antworten zu finden sind. „Man kann Erfolg nur haben, wenn die Betroffenen ihn auch wollen“, philosophierte der Übungsleiter, um dann festzustellen: „Mit der Leistung von Sonntag holen wir keinen einzigen Punkt mehr!“. Ralf Lietz ist klar, dass mit schlechter Stimmung das Ziel nicht zu erreichen ist, gesteht aber auch ein: „Den goldenen Weg habe ich auch nicht.“

Das Ziel. Was mag denn das Ziel des Herforder SV sein? Die eingleisige 2. Liga auf jeden Fall kann und darf kein Thema mehr in Herford sein. Um die zu erreichen, müsste laut Reglement zumindest der siebte Tabellenplatz erreicht werden. Und davon ist die HSV-Mannschaft momentan meilenweit entfernt. Und ob diese eingleisige 2. Bundesliga überhaupt ein erstrebenswertes Ziel für Herford ist, mag einfach mal dahingestellt sein. Die Qualität der jetzigen Mannschaft auf jeden Fall spricht eindeutig dagegen.

Genau so geschockt wie der Trainer waren nach dem sonntäglichen Debakel auch die Vorstandsmitglieder des Vereins. Der kommissarisch eingesetzte 2. Vorsitzende Sven Kleinedöpke eilte unmittelbar nach der Partie in den Innenraum des Stadions, versammelte die Mannschaft um sich und appelierte an deren Ehre. „Die Mädels müssen sich selbst in die Pflicht nehmen“, forderte auch Dirk Heitlindemann, Kassenwart des Vereins und zur Zeit das einzige gewählte Vorstandsmitglied, das überhaupt noch greifbar ist. Natürlich war auch ihm vor der laufenden Saison klar, dass es für die Herforderinnen sehr, sehr schwer werden würde, zumal der Verein finanziell nicht auf Rosen gebettet ist und sich keine teuren Spielerinnen leisten kann – äußeres Zeichen dafür ist die fehlende Trikotwerbung. „Die Mannschaft muss den Abstiegskampf aber auch annehmen“, forderte Heitlindemann, der nach dem 1:11 genau so ratlos war wie alle anderen Vereinsverantwortlichen.

Für Montag Abend war ein Gespräch des Vorstands mit dem Trainer angesetzt. Ein Gespräch, das allerdings schon vor dem Mönchengladbach-Spiel geplant war. Ob sich danach Konsequenzen ergeben werden, erscheint fraglich, denn eine personelle Verstärkung des Teams ist kaum machbar – abgesehen davon, dass die lange Zeit verletzte Celine Denimöral demnächst wieder zum Kader gehören könnte. Und der Trainer? Alternativen zu Ralf Lietz gibt es kaum. Alle gemeinsam werden versuchen, nach 25 Gegentoren in den jüngsten drei Spielen das Team wieder auf Kurs zu bringen. Vielleicht bedarf es irgendeiner besonderen Motivation. Wie die aber aussehen könnte, müssten die Spielerinnen selbst beantworten.

Aufrufe: 031.10.2017, 16:00 Uhr
Dirk KrögerAutor