2024-05-02T16:12:49.858Z

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Nur beim Vetter-Cup (wie hier 2016 beim Finale SC Türkgücü vs.SSC Dodesheide) wird wieder in Osnabrück gespielt – danach zieht der Kunstrasen nach Hellern um. Foto: Kemme
Nur beim Vetter-Cup (wie hier 2016 beim Finale SC Türkgücü vs.SSC Dodesheide) wird wieder in Osnabrück gespielt – danach zieht der Kunstrasen nach Hellern um. Foto: Kemme

Hallenfußball: Vetter-Cup in Osnabrück, Masters in Hellern

Große Pläne platzen – vorerst

Osnabrück. Hallenfußball satt, mitten in der Stadt, drei Wochen am Stück auf Kunstrasen in der Schlosswallhalle. Turniere für Senioren und Frauen, Vetter-Cup und Masters als Highlights. So die Pläne von Tommy Reichenberger und den ausrichtenden Vereinen. Sie scheitern vorerst an Kleinigkeiten. Etwa dem Urlaub eines Hausmeisters.

Vorweg: Der Vetter-Cups als Hallenfußball-Highlight der Stadt ist wie gewohnt gesichert. Organisatoren sind nach dem Rückzug des Verbandes diesmal die Vereine VfR Voxtrup und SSC Dodesheide in Zusammenarbeit mit Reichenbergers Agentur „Profits“. Die Gruppen der Qualifikation für unterklassige Teams am 9. und 16. Dezember in der Sporthalle Voxtrup werden am 22. November bei L&T ausgelost – wie auch das Hauptfeld. Gekickt wird vom 26. bis zum 30. Dezember in der Schlosswallhalle: Mit Rundumbande und auf Kunstrasen.

Nun richten die Stadtvereine gemäß der Rotation in diesem Winter auch das Hallenmasters aus: Das Turnier, bei dem am Wochenende 12.-14. Januar traditionell die jeweils besten vier Mannschaften des Vetter-Cups, des Fortuna-Cups (Nordkreis), des Hüggelcups (Südkreis) und des Indoor-Cups (Speckgürtel Stadt und Altkreis) den Hallenfußball-Champion aus Stadt und Land küren. Dazu hatte der SV Hellern die Idee, zuvor am 6. Januar auch den Solarlux-Cup (mit Teams wie SF Lotte, Germania Egestorf-Langreder mit Björn Lindemann und dem Nordost-Regionalligisten VSG Altglienicke mit Thorsten Mattuschka) in Osnabrück spielen zu lassen. Das Event bewirbt der SVH längst auf seiner Klubhomepage – zwischenzeitlich auch mit der Schlosswallhalle als Spielort. An den freien Ferienabenden unter der Woche wäre zudem Raum gewesen für die Stadtmeisterschaften des Fußballkreises für Frauen sowie für Ü32- und Ü40-Teams.

Der Plan: Einmal Kunstrasen und Rundumbande auf- und abbauen, Kosten und Arbeitsaufwand gering halten – für drei Wochen Bandenkick in der Stadt für alle. Aber die Fußballfreunde der Super-Hallenfußball-Wochen haben ihre Rechnung ohne die Stadt Osnabrück gemacht – und wurden von dieser zumindest für Januar 2018 abgegrätscht.

Das Problem: Ab Silvester schickt die Stadt die Hausmeister der Schlosswallhalle in den Urlaub. Für das Traditionsevent Vetter-Cup könne man den Überstunden-Aufbau akzeptieren, hieß es aus der Verwaltung, die Austragung des Solarlux-Cups am Wochenende am Wall habe man diesmal auch abgenickt. Für die Wochentage nach Neujahr sei die Wertigkeit der anberaumten Events aber nicht ausreichend. Dazu habe der Fußballkreis signalisiert: Die Frauen- und Seniorenturniere müssten nicht zwingend in den Ferien und auf Kunstrasen steigen. Angesichts begrenzter personellen Ressourcen sehe man keinen Anlass, von der für alle städtischen Hallen gültigen (und – nicht nur für den Vetter-Cup – bereits mehrfach aufgeweichten) Regel abzurücken: In den Ferien bleibt die Schlosswallhalle zu.

Dagegen haben Reichenberger und die Klubs versucht, anzugehen: So versuchte man über Beziehungen zu Ratspolitikern, das Thema in den Ausschüssen der Stadt zu platzieren. Dazu schlug der SVH vor, dass ein Vereinsmitglied, das beruflich für die Stadt in Atter Sporthallen beaufsichtigt, den Job in der Schlosswallhalle übernimmt, um dem etablierten Hausmeister seinen Urlaub zu ermöglichen. Auch das fand aber keine Zustimmung im Sportamt: Der Hausmeister aus Atter sei nicht angelernt für die umfangreiche Technik der 700 Zuschauer fassenden Schlosswallhalle.

So hält der SV Hellern den Solarlux-Cup doch in eigener Halle ab – und erhielt als drittes Mitglied der Vetter-Cup-Organisationsgruppe aus Dodesheide und Voxtrup Grünes Licht, entgegen der Rotation in diesem Winter auch das Masters als verantwortlicher Verein in der Ballsporthalle durchzuführen. Denn die Schlosswallhalle ist nach den Ferien belegt: mit Schulsport des Ratsgymnasiums und Trainingszeiten sowie Punktspielen der Basketballer (BBC, OSC) und der Regionalliga-Volleyballer des VC. Die Stadt könne überlassene Hallenzeiten nicht einfach wieder einkassieren, argumentierte die Verwaltung.

So hatten sich die Fußballer an unkonventionellen Lösungsansätzen versucht – und waren sogar recht weit dabei gekommen. Etwa über Jörg Scherz, Lehrer am Ratsgymnasium und BBC-Macher, der auf die Planung des Fußball-Großevents grundsätzlich aufgeschlossen reagierte. Im Ratsgymnasium wäre man wie schon vor einigen Jahren, als in der ersten Schulwoche auch der Kunstrasen in der Halle lag, grundsätzlich bereit gewesen, Fußball zu unterrichten – Reichenberger hatte Unterstützung für die Lehrer durch ihn selbst und ihm bekannte Ex-VfL-Stars zugesagt. Der BBC hätte die Ballsporthalle Hellern als Ausweich-Trainingsstätte für eine Woche nutzen können. Und auch für das VCO-Regionalligaspiel hätte man innerhalb des SSC Dodesheide eine Lösung finden können, versichert Vizepräsident und Fußballer Volker Böß. Wegen des riesigen organisatorischen Aufwandes und weil es bereits bezüglich der Vorwoche die genannten Schwierigkeiten mit der Hallenöffnung gab, ist es zur ernsthaften Umsetzung dieser Ideen aber nicht mehr gekommen.

Damit bei allen Fußballevents – auch die nun in Hellern für 3. bis 5. Januar angesetzten Meisterschaften für Frauen und Senioren – trotzdem auf Kunstrasen und mit Bande gespielt werden kann, ist nun um Silvester ein weiterer Ab- und Aufbau des Kunstrasens mit Rundumbande nötig. Die Folge: weiterer Arbeitsaufwand für Ehrenamtler, zusätzliche Transportkosten von etwa 2000 Euro.Zudem lassen sich die Turniere in der Ballsporthalle mit ihrer viel geringeren Zuschauerkapazität schwieriger vermarkten, sodass weniger Erlöse bei den Veranstaltern hängenbleiben.

In Hellern sind sie ein wenig enttäuscht darüber, dass ihnen die Stadt nicht entgegengekommen ist – trotz der Hilfe des Vereins im Zuge des Umbaus der benachbarten Grundschule, als man etwa den dort auch benachbarten Kinderhort ins vereinseigene Clubhaus „Timeout“ aufnahm. „Wir hätten uns auch an etwaigen Mehrkosten beteiligt, die der Stadt durch unsere Nutzung der Schlosswallhalle entstanden wären“, sagt Andree Schmeier, der 3. Vorsitzende des SV Hellern.

Für den Winter 2018/19 wolle man dies vermeiden, sagtSchmeier. Dann richtet sein Klub turnusgemäß den Vetter-Cup aus und will diesen in derselben Halle wie den Solarlux-Cup spielen lassen – ohne Kunstrasen-Umbau. Die Ballsporthalle Hellern komme dafür aber kaum in Frage, weil dann der Neubau der Grundschule nebenan Parkplätze für die Ballsporthalle blockiere. Interessant ist in diesem Kontext, dass Holger Elixmann, Hüggel-Cup-Manager und turnusmäßiger Ausrichter des Masters 2019, nicht komplett abgeneigt ist, jenes Turnier in der für Fans zentral gelegenen Schlosswallhalle abzuhalten, sollten die Rahmenbedingungen für seinen SV Ohrbeck stimmen.

Drei Wochen Bandenkick im Winter 2018/19 auf Kunstrasen? Es bleibt spannend.

Kommentar zum Thema: Situation unbefriedigend

Von Benjamin Kraus

Die Etablierung eines einmaligen Hallenfußball-Events scheitert, weil ein Hausmeister Urlaub macht. Die Schlosswallhalle bleibt in den Ferien geschlossen. Eine Veranstaltungshalle, die für 7,3 Millionen Euro vor fünf Jahren genau deshalb saniert worden ist, um als Leuchtturm für Sportevents zu dienen. Das ist ein Armutszeugnis für Osnabrück als Sportstadt und Oberzentrum. Mit der Unterstützung lokaler Aktiver und ehrenamtlich tätiger Organisatoren hat das nichts zu tun.

Das darf deutlich gesagt werden. Aber klargemacht werden muss auch, wo das Problem exakt liegt. Denn der vermeintlich unflexiblen Stadtverwaltung allein die Schuld zu geben griffe viel zu kurz. Die Mitarbeiter des Fachamtes müssen für einen Ausgleich sorgen zwischen den Anliegen der diesmal recht kurzfristig vorsprechenden Fußballer und den Vertretern anderer Sportarten, die ganzjährig auf die Halle angewiesen sind. Sie tun das im Rahmen begrenzter Möglichkeiten und enger Statuten. Hier liegt der Hund begraben angesichts im Stadt-Land-Vergleich in Osnabrück bemerkenswert leerer kommunaler Kassen, folglich knapper Personalschlüssel und der absolut unbefriedigenden städtischen Hallensituation.

Die Förderer des Fußballs um Tommy Reichenberger haben eine großartige Idee verfolgt, viel Zeit und Energie investiert, um sie zu realisieren – und nun pragmatisch improvisiert. Ihnen ist zu wünschen, dass ihr Improvisationstalent nicht jedes Jahr aufs Neue gefragt sein wird.

>>> So erstellt ihr euer Turnier auf FuPa

Aufrufe: 02.11.2017, 09:00 Uhr
Neue Osnabrücker ZeitungAutor