2024-05-02T16:12:49.858Z

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Am heißesten Wochenende des Jahres war Fußball spielen alles andere als ein Vergnügen. 	Karikatur: Heinrich Schwarze-Blanke
Am heißesten Wochenende des Jahres war Fußball spielen alles andere als ein Vergnügen. Karikatur: Heinrich Schwarze-Blanke

Gefährliche Hitzeschlachten

34 Spiele wurden im Kreisgebiet am wohl heißesten Wochenende des Jahres angepfiffen

GIMBSHEIM. Halbzeitpause auf dem Kunstrasenplatz in Gimbsheim. Die Sprinkleranlage läuft. Schiedsrichter Helge Metz (Ensheim) nutzt die Chance für eine kurze Dusche, um im Anschluss zu sagen: „Bei den Temperaturen Fußball zu spielen, ist schon grenzwertig“.

Es ist 17 Uhr, 36 Grad im Schatten zeigt das Thermometer. Die Spieler, es sind die Bezirksliga-Fußballer vom SV Gimbsheim und der TSG Pfeddersheim II, bleiben bis auf den letzten Drücker in der schattigen Kabine. So wie wahrscheinlich auf allen Plätzen im Gebiet des Fußball-Kreises Alzey-Worms, in denen an diesem mutmaßlich heißesten Wochenende des Jahres Hitzeschlachten zu schlagen waren. Insgesamt pfiffen die Schiedsrichter im Kreis von der Landesliga bis in die C-Klassen 34 Spiele an. Bei Witterungsverhältnissen, bei denen fast jeder medizinische Ratgeber von intensiven sportlichen Belastungen abrät.

Ausreichend Zeit, Spiele zu verlegen

Schiedsrichter Metz macht sich seine Gedanken. „Warum haben sich die Vereine nicht im Vorfeld überlegt, die Spiele in die späteren Abendstunden zu verlegen. Oder vielleicht auf einen Wochentag abends, wenn es kühler ist“, fragt er sich: „Es war doch lange genug vorher bekannt, welche Hitzewelle da auf uns zukommt“.

Einfluss auf Spielansetzungen hat er nicht. Genauso wenig wie die Spieler. Stattdessen bereitete er sich so gut wie möglich auf die außergewöhnliche Anforderung vor: „Ich habe heute schon viel mehr getrunken als sonst. Und mich vitaminreich ernährt“, erzählt er. Zwei Stunden in der prallen Sonne hat er da schon hinter sich. Am Ende werden es fast drei sein.

Er denkt aber auch an die Kollegen. Beispielsweise den Referee, der in Albig auf dem Hartplatz pfeift. Die Tortur muss noch schlimmer sein, ahnt er. Staub, Hitze und alleine – er hat ja wenigstens noch zwei Assistenten an der Seite. Aber: Er kann trotzdem nicht nach 70 Minuten den Arm heben und darum bitten, ausgewechselt zu werden. Da haben wenigstens sechs Spieler einen kleinen Vorteil, wenn sie nicht mehr können.

Bei der Hitze liegen die Nerven oft blank

Wenig später sind die Spieler auf dem Platz. Bewundernswert, wie sich alle Beteiligten ins Zeug legen. Der Unparteiische gönnt ihnen auch noch eine weitere Trinkpause. Keiner zählt die Zweiliter-Flaschen, die geleert werden. Es sind viele.

Am Ende siegt der SV Gimbsheim 2:1. Schiedsrichter Metz hat die Partie ohne Probleme über die Bühne gebracht. Obwohl er aus Erfahrung weiß, dass die Nerven bei diesen Temperaturen oft blank liegen. Die Spieler sind froh, dass Schluss ist. „Spaß macht das nicht, bei diesem Wetter Fußball zu spielen“, sagt Torschütze Dennis Seyfert: „Da liege ich lieber am See“. Als wolle ihm das Leben Recht geben, quieken die Wasserratten aus dem benachbarten Freibad just in dem Moment besonders laut.

Björn Miehe, Spielertrainer der TSG Pfeddersheim II, hält es sogar für unverantwortlich, in diesem Glutofen Fußball spielen zu lassen. Der Verband müsste da intervenieren, meint er. Der würde aber sicher erst dann reagieren, wenn ein Beteiligter erhebliche gesundheitliche Schädigungen davonträgt: „Leider. Es muss immer erst etwas passieren“. Derweil laufen sich die Spieler aus. Viele in der einen Hand die Wasserflasche, mit der anderen Hand den Eisbeutel auf dem Kopf haltend. Der Körper schreit nach Kühlung.

Eine gute Stunde später läuft die nächste Partie. Genauer gesagt, um 19 Uhr. Geleitet wird das B-Klassen-Match von Detlef von Götzendorf. Er freut sich drauf, obwohl es immer noch gut warm ist: „Lieber heiß, als kalt“, sagt er. Ergo: Pauschalisieren kann man das Thema nicht.



Umgekippt

Beim Punktspiel des FSV Saulheim gegen TuS Marienborn überhitzten zwei Beteiligte. Linienrichter Paul Schöneck schied ebenso aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig aus wie der FSVler Jannis Neumann. Die Begegnung war deshalb eine halbe Stunde unterbrochen, da Ersatz für den Linienrichter gefunden werden musste.

Aufrufe: 030.8.2016, 06:00 Uhr
Claus RosenbergAutor