2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligabericht
Preussen-Trainer Torsten Maerz diskutiert noch mit dem Schiedsrichter, bevor es gleich Gelb gibt.
Preussen-Trainer Torsten Maerz diskutiert noch mit dem Schiedsrichter, bevor es gleich Gelb gibt. – Foto: Markus Pettelkau

FSV Bernau raubt Preussen Eberswalde den Sieg

In der Nachspielzeit die entscheidenden Treffer erzielt.

Selbst Hollywood hätte das Drehbuch zur Brandenburgliga-Partie zwischen Preussen Eberswalde und dem FSV Bernau nicht besser schreiben können. Die Entscheidung fiel in letzter Sekunde.
"Das hatte ich, glaube ich, noch nie", grinst Torsten Maerz etwas verschmitzt. "Aber ich war halt sauer. Da darf man auch mal emotional sein. Da waren zwei kleine Aktionen, die mich halt aufgeregt haben." Der Schiedsrichter sah es nicht so locker und gab dem Preussen Eberswalde-Trainer kurz vor Spielschluss die gelbe Karte. Aufgeregt war Maerz auch direkt nach dem Spiel. Bis zur 90. Minute führte Eberswalde mit 1:0 durch einen Treffer von Kohei Suzuki (29.), ehe der FSV Bernau das Brandenburgliga-Spiel in der Nachspielzeit doch noch drehte und den Preussen zwei Tore einschenkte. Das 1:2 tat den Gastgebern extrem weh, wie die versteinerten Mienen bei Spielern und Publikum nach dem Abpfiff zeigten.

"Das Spiel war ausgeglichen, mit besseren Chancen für uns. Schade, dass wir den Elfer in der zweiten Hälfte versemmelt haben. Das war ein Knackpunkt. Mit einer 2:0-Führung läuft das Ganze anders ab. Aber da hat Bernau dann noch mal Selbstvertrauen gewonnen", so Maerz nüchtern über den Spielverlauf. Tatsächlich hatte Preussen die klareren Chancen. Bernau aber hatte die richtigen Einwechselspieler. In der ersten Minute der Nachspielzeit schnappte sich der eingewechselte Pascal Lange das Leder und leitete weiter auf den ebenfalls eingewechselten Mamadou Sylla. Dessen Torschuss wurde von Markus Lanzrath im Preussen-Tor noch abgewehrt, den Nachschuss setzte der ebenfalls eingewechselte Philipp Marcel Schmid dann aber ins Netz.

Nur Sekunden vor dem Abpfiff folgte dann die Preussen-Dämmerung. Einen Schuss aus der zweiten Reihe wehrte Keeper Lanzrath, der Stammtorhüter Pawel Kosarzecki vertrat, unglücklich ab, den Abpraller schoss Danny Blume eiskalt aus kurzer Distanz ins Tor. Was dann folgte, erinnerte an Meisterschaftsfeiern: Trainer, Betreuer und Mannschaftskollegen rannten aufs Feld, um Blume zu feiern und zu herzen. "Wahnsinn", schrie FSV-Trainer Matthias Schönknecht aus voller Kehle und fiel mit den Knien und ungläubiger Miene auf den Boden, ehe er auf Blume zuraste, um ihn vor Freude fast zu erdrücken.

Der Jubelschrei aus der FSV-Ecke beim Abpfiff dürfte dann auch im 30 Kilometer entfernten Bernau gehört worden sein. Mannschaftskapitän Damir Coric hatte den möglichen Sieg nie aufgegeben. "Klar, Eberswalde hatte die klareren Chancen, aber ich hatte nie das Gefühl, dass sie viel stärker waren. Ich dachte die ganze Zeit: Hier geht noch was, verdammte Axt. Und wir haben es gezeigt, wir sind ein Team, das verdammt nochmal geil kämpfen kann." Auch Coric sieht in dem gehaltenen Elfmeter den psychologischen Wendepunkt. Für ihn ist daher auch Keeper Glenn Böhme einer der Männer des Tages. "Das war Hammer, er hat uns damit am Leben gehalten. Am ersten Tor war er nicht ganz unschuldig, aber damit hat er alles wieder wettgemacht. Es ist ja nicht das erste Mal, dass er uns am Leben hält. Wir haben da einen Top-Mann hinten drin."

Mit vier Siegen aus sechs Spielen liegt der FSV nun überraschend an vierter Stelle der Tabelle. "Das hätte keiner hier erwartet, dass wir so gut in die Saison starten", gibt Coric zu. "Wenn man sieht, wie viele Spieler uns verlassen haben, wie wir uns umstellen mussten. Danny Blume hat wieder getroffen, er macht immer die entscheidenden Treffer. Er kam aus der Kreisoberliga zu uns. Was der hier abreißt, das hätte ihm kaum einer zugetraut. Wir haben eine junge Truppe. Aber es läuft, da sieht man, was mit Teamgeist und Zusammenhalt möglich ist."

Dass es derzeit läuft, hat auch mit Coric zu tun. Als Mannschaftskapitän und Abwehrchef ist er Antreiber und Motivator. Coric strahlt mit jeder Bewegung auf dem Platz eine gewisse Aggressivität aus. Man sieht ihn meist grätschen, ordnen oder schreien. "Ja, die Stimme ist nach den Spielen meist heiser", gibt er lachend zu. "Aber hey, das ist mein Job und ich liebe ihn."

Alle Daten und Fakten zum Match sowie die Wahl zum Mann des Tages: Spielbericht

Aufrufe: 05.10.2020, 11:13 Uhr
MOZ.de / Markus PettelkauAutor