2024-05-08T14:46:11.570Z

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Ackert wieer auf dem Platz: David Bosek (links, gegen Sebastian Stark vom 1. FC Rielasingen-Arlen)   | Foto: Matthias Konzok
Ackert wieer auf dem Platz: David Bosek (links, gegen Sebastian Stark vom 1. FC Rielasingen-Arlen) | Foto: Matthias Konzok

David Bosek: Der Kämpfer mit Herz

Verteidiger ist beim Verbandsligisten FV Lörrach-Brombach nach einem Jahr Verletzungspause zurück +++ Aufsteiger am Sonntag gegen Singen

Am Samstag trifft der FV Lörrach-Brombach in der Fußball-Verbandsliga auf den FC Singen. Mit dabei beim FVLB ist einer, den nicht mehr jeder auf der Rechnung hatte: David Bosek.
Manchmal, da hilft kein genialer Pass, kein Schuss in den Winkel, kein energischer Lauf die Seitenlinie entlang. Manchmal, da braucht“s einfach nur einen lockeren Spruch. Mannschaftssport ist mehr als nur die Symbiose aus technischer Qualität, mentaler Stärke und taktischem Korsett. Gerade im nordamerikanischen Sport haben in den vergangenen Jahren soziale Kompetenzen – unter dem Begriff „soft skills“ – an Wert und Wertschätzung gewonnen.

David Bosek verfügt über diese „soft skills“, die weniger sichtbar, jedoch nicht weniger wichtig sind. Die Stimmungskanone beim FVLB? Bosek, sagen die Teamkollegen unisono. Der 26-Jährige hat fast immer einen lockeren Spruch auf Lager, sagt aber auch seine Meinung. Vor allem umgibt Bosek eine positive Einstellung.

Bosek: „Das hat mich komplett aus der Bahn geworfen“

Nicht jedoch am Anfang des Jahres. Da war Bosek vor allem eines: nachdenklich. Geht’s mit dem Fußball weiter? Wenn ja, wo? Auslöser war das erste Training in der Vorbereitung: ein unglücklicher Kontakt mit dem Kunstrasen – prompt war die Schulterverletzung, die ihn schon die gesamte Landesliga-Hinrunde außer Gefecht gesetzt hatte, wieder aufgebrochen. „Das war ein richtiger Knacks“, sagt Bosek, die zweite Verletzung „hat mich komplett aus der Bahn geworfen“. Neu angreifen wollte er. Und nun: Zwangspause. Schon wieder. War es das?

Doch Bosek ist ein Kämpfertyp, einer mit Herz. Rückzug in die Bezirksliga? Kreisliga? Nein. „Ich bin noch in einem Alter, wo ich es schaffen kann und will.“ Zudem wollten Vorstand und Trainer Ralf Moser ihn nicht gehen lassen, sagten: Wir planen mit dir. Das Vertrauen und die Rückendeckung, „das wollte ich zurückgeben“.

Ein Jahr war Bosek verletzt, ein Jahr blieb er aber so nah am Team wie möglich. Stippvisite im Training, mittendrin bei Ausflügen, er habe „nur ein, zwei Spiele verpasst“. Beim letzten Landesligaspiel gegen den FC Freiburg-St. Georgen holte Moser alle Reservespieler und Rekonvaleszenten ins Aufgebot. „Wir durften uns alle umziehen“, erinnert sich Bosek. „Das war ein besonderer Moment.“

Doch im Rausch des dauerhaften Erfolges, all der großen Zukunft, die da vor dem FVLB lag, da schien Bosek fast außen vor, für manche war er vielleicht schon abgeschrieben. „Bei mir war das nie der Fall“, sagt Moser. „Ich wusste, was er kann.“ Seine Vorzüge: Zweikampfverhalten, zielgenaues Passspiel, Diagonalbälle, Kopfballspiel.

Trainer Ralf Moser muss allmählich improvisieren

Bosek trieb seine eigene Vorbereitung voran, machte sich fit für das Comeback – eigener Ernährungsplan, unzählige Läufe. In der Saisonvorbereitung des FVLB überstand er den ersten Kaderschnitt. Das Selbstvertrauen nahm zu, das Gewicht ab, im Laufen hielt Bosek mit – „das waren Erfolge, die mich gepusht haben“, darüber hinaus aber vor allem das Vertrauen seines Trainers und des Vorstandes.

In der Vorbereitung habe er die ein Jahr lange Pause, die fehlende Spielpraxis enorm gemerkt. „Der Ball war nicht mein bester Freund“, sagt Bosek, dem wiederum „das System mit Dreierkette sehr entgegenkommt“. In der Verbandsliga stand er beide Male in der Startelf, sicherlich auch weil die personelle Ausgangslage günstig ist. Das gilt ebenfalls für das Heimspiel gegen den FC Singen am Sonntag, denn in Roberto Billeci, Marvin Müller und Lucas Thiel fallen drei Kandidaten für die Innenverteidigerposition verletzt aus. Moser muss allmählich improvisieren. Doch kann er sich auf Bosek verlassen.

Und vielleicht erzielt Bosek nach fast zwei Jahren demnächst auch mal wieder einen Treffer für den FVLB. Bei seinem Heimatverein FV Fahrnau traf Bosek als Elfmeterschütze regelmäßig. Auch Freistöße waren die Spezialität des Rechtsfußes. „Die waren aber zuletzt katastrophal“, sagt Bosek und lacht laut. Typisch Bosek. Er nimmt sich selbst nicht zu ernst. Eine Fähigkeit, die manchmal mehr wert ist als ein Geniestreich auf dem Platz.
Aufrufe: 017.8.2017, 20:00 Uhr
Matthias Konzok (BZ)Autor