2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligabericht
Letzte Saison noch Trainer und Spieler, zu jederzeit Vater und Sohn - und vor allem Freunde: Paolo (links) und Fabio Maiolo.
Letzte Saison noch Trainer und Spieler, zu jederzeit Vater und Sohn - und vor allem Freunde: Paolo (links) und Fabio Maiolo. – Foto: Maiolo

Die Maiolos - italo-schwäbische Fußball-Leidenschaft

Im Leben von Vater Paolo (49) und Sohn Fabio (22) Maiolo dreht sich alles um den Fußball +++ "Unser Verhältnis ist sehr eng, sehr gut"

Diese Mischung ist vielversprechend. Auf der einen Seite ist da die italienische Leidenschaft, das oft erwähnte südländische Temperament unweigerlich festzustellen. Auf der anderen Seite ist die schwäbische Bescheidenheit, der Fleiß ein wichtiger Bestandteil ihrer Charaktere. Die Rede ist von Paolo und Fabio Maiolo, von Vater und Sohn einer italo-schwäbischen Vollblut-Fußballer-Familie aus dem Augsburger Raum. In Schwabmünchen war der 49-Jährige vergangene Saison sogar noch Trainer des 22-Jährigen, der im Sommer den nächsten Schritt gewagt hat und zu Regionalligist Illertissen gewechselt ist. Die sportliche Trennung ändert jedoch nichts am Verhältnis der beiden, das die Maiolos generell als "sehr eng, sehr gut" beschreiben.

Diese Einschätzung verwundert von außen betrachtet etwas. Immerhin hat das Miteinander von Paolo und Fabio Maiolo alles, was für einen ordentlichen Familienkrach nötig ist. Der Vater war bei Bayernligist Schwabmünchen lange Zeit der sportliche Chef des Sohnes, was den oft vorkommenden Generationenkonflikt noch einmal verstärkt. Hinzu kommt noch das bereits angesprochene südländische Temperament, Emotionen in Reinstform. Trotz dieser schwierigen Voraussetzungen ist es bei den Maiolos bisher zu keinen größeren Streitigkeiten gekommen, wie beide versichern.


"Auf dem Spielfeld ist Fabio ein Spieler wie jeder andere"

Das Geheimnis dabei: "Er ist nicht nur mein Vater, sondern auch mein Freund", macht Fabio deutlich. Paolo holt etwas weiter aus. "Ich kritisier ihn, wenn er Kritik braucht und lobe ihn, wenn er Lob braucht. Und vordergründig zwinge ich ihn zu nichts, ich akzeptiere und respektiere seine Entscheidungen." Ein Beleg für diese Aussage: Nach gemeinsamer Station bei Bayernligist Schwabmünchen hat der 22-Jährige vor der Saison ein Angebot von Regionalligist Illertissen angenommen. Die sportlichen Wege der Maiolos trennten sich also.

Neuzugang Fabio Maiolo (2.v.r.) gehört zum Stammpersonal von Regionalligist Illertissen.
Neuzugang Fabio Maiolo (2.v.r.) gehört zum Stammpersonal von Regionalligist Illertissen. – Foto: Stephan Müller

Den Trainer in Paolo Maiolo ärgerte natürlich der Wegfall eines absoluten Leistungsträger, der Vater im Inneren des 49-Jährigen hingegen war stolz auf seinen Sohn. Generell haben es beide bisher immer geschafft, Fußball und Privatleben auf eine gewisse Art und Weise voneinander zu trennen. "Auf dem Spielfeld war Fabio ein Spieler wie jeder andere für mich", blickt Paolo auf gemeinsame TSV-Zeiten zurück. "Zuhause haben wir dann auf einer Ebene miteinander über den Bayernliga-Fußball diskutiert, ganz sachlich."


Die Quervergleiche: Gattuso, Martinez und Alonso

Dass das runde Leder im Hause Maiolo allgegenwärtig ist, liegt irgendwie auf der Hand - und wird von den übrigen Familienmitgliedern akzeptiert. Mutter Janet, die inzwischen getrennt lebt von Paolo, und Bruder Sandro, der seine fußballerische Laufbahn trotz vielversprechender Ansätze beendet hat, unterstützen die beiden, wo es nur geht - und sind die größten Fans vom Trainer bzw. vom Mittelfeldspieler. "Ich freue mich natürlich, dass Fabio praktisch in meine Fußstapfen getreten ist. Das muss aber nicht heißen, dass ich Sandro weniger liebe als ihn", versichert Paolo, dessen Eltern in den 50er Jahren als Gastarbeiter nach Deutschland gekommen sind.

Paolo Maiolo ist in der dritten Saison Trainer von Bayernligist TSV Schwabmünchen.
Paolo Maiolo ist in der dritten Saison Trainer von Bayernligist TSV Schwabmünchen. – Foto: Bruno Haelke

Geht es um den Sohn Fabio, ist der 49-Jährige ein Vater wie jeder andere. Geht es um den Fußballer Fabio, gerät der Trainer regelrecht ins Schwärmen. "Er ist unfassbar ehrgeizig, lautstark, enorm zwei- und kopfballstark, hat auch ein gutes strategisches Können." Ihn seinem Filius sieht der ehemalige Klassefußballer ("Ich war der typische Gattuso") eine Mischung aus Xavi Alonso und Javi Martinez, einen staubsaugenden General auf dem Feld also. Angesprochen auf diese Quervergleiche lacht Fabio zunächst einmal - und sagt dann: "Ich kenne ihn zwar nicht mehr als aktiven Fußballer, aber ich denke, ich kann seine Einschätzung teilen."


"Ich lasse mich von meinem Papa nicht aufhalten"

Blindes Verständnis - nicht, weil Fabio allerdings seinem Vater aus Respektgründen nicht wiedersprechen möchte. "Ich bin, wie ich bin und lasse mich von meinem Papa nicht aufhalten", verdeutlicht der 22-Jährige. Dass Paolo dennoch Einfluss auf seinen Sprössling hat, liegt angesichts des engen Miteinanders der beiden praktisch auf der Hand. Gerade das tägliche Mittagessen ist in diesem Zusammenhang eine wichtige Einrichtung. Paolo betreibt in Augsburg ein kleines Restaurant, in dem Fabio, der seine Ausbildung abgeschlossen hat und sich vorerst auf den Fußball konzentriert, zur Mittagsstunde Stammkunde ist.

Kommen die beiden zusammen, wird gelobt, kritisiert und diskutiert. "Wir wissen alles voneinander", erzählt Paolo. Fabio fügt hinzu: "Papa nervt nicht. Im Gegenteil. Ich lege großen Wert auf seine Meinung." Der Sprung in die Regionalliga wurde also von höchster Familie-Stelle abgesegnet. Und die 4. Liga soll nicht das Ende der Fahnenstange sein, wie beide unabhängig voneinander betonen. Die italo-schwäbische Gemengelage soll dafür sorgen...

Aufrufe: 09.1.2020, 11:30 Uhr
RedaktionAutor