2024-05-02T16:12:49.858Z

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Andreas Beck (links) im Zweikampf mit Dominik Frassica (rechts)| Foto: Achim Keller
Andreas Beck (links) im Zweikampf mit Dominik Frassica (rechts)| Foto: Achim Keller

Nicht nur für Trinkflaschen grausam

In einem niveauarmen Verbandsliga-Derby ist Rot-Weiß Stegen das etwas bessere Team – und gewinnt bei frustrierten Waldkirchern

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In der Haut einer Waldkircher Trinkflasche mochte man am Samstag nicht stecken. Erst der unsanfte Aufprall auf der Tartanbahn nach diversen Press- und Saugvorgängen verärgerter und ausgepumpter Waldkircher Spieler, dann die Attacke von Sandro Rautenberg, der einen unschuldig am Rand stehenden Trinkflaschenhalter mit einem Vollspannstoß kurz vor Spielende wütend wegschoss. Acht arme Gefäße kullerten orientierungslos vor der Tribüne des Elztalstadions umher. So viel Hilflosigkeit gab es bei den Gastgebern ansonsten nur in der eigenen Offensive.

Irgendwo musste der Frust nach einem missratenen Auftritt und der Niederlage gegen den Mitaufsteiger aus Stegen hin. Und so schlugen die Emotionen kurz nach dem Abpfiff zwischen Spielern und Waldkircher Anhängern hoch. Über die Werbebande wurden ein paar unfeine Worte ausgetauscht, man giftete sich an. Dann war der Ärger verraucht. Nichts lief bei den Waldkirchern zusammen. Dabei hätten die zurückliegenden Erfolge in Denzlingen (3:2) und gegen Offenburg (2:0) eigentlich Selbstvertrauen geben sollen. Doch von Beginn an war im Waldkircher Spiel der Wurm drin.

Womöglich wäre alles anders gelaufen, hätte Schiedsricher Steffen Fante den Treffer von Sandro Rautenberg anerkannt (17.). Doch den vorangegangenen Körpereinsatz des Waldkircher Angreifers gegen den Stegener David Wiese bewertete Fante als Foul – für FCW-Trainer Daniel Kreisl ein legitimer Zweikampf.

Dann flog kurz vor der Pause ein Diagonalball der Gäste über die Waldkircher Abwehr, die zwar die anschließende Flanke von Yannik Rohrer abblockte, allerdings genau vor den Fuß von Clemens Buhl, der durch die Beine von Keeper Lukas Lindl das 1:0 für Stegen erzielte (41.). „Etwas glücklich“, wie FSV-Trainer Stefan Schwär einräumte. Es ging nichts zusammen bei den Elztälern. Erst musste Kreisl krankheitsbedingt zweimal früh wechseln (Schützler und Ernst), dann sah der eingewechselte Miguel Rosales Angulo in der 66. Minute Gelb-Rot, als er sich über einen Freistoßpfiff von Fante erregte. Auch hier fehlte Kreisl das Verständnis: „Der Spieler hat nicht mal was gesagt.“

Schon vor der Überzahl stellten es die Stegener in der zweiten Halbzeit besser als vor dem Wechsel an, ließen den Ball nur etwas kontrollierter in den eigenen Reihen laufen, auch wenn sich die Spielqualität insgesamt auch jetzt nicht auf Verbandsliga-Level bewegte. Für Schwär war’s „relativ niveauarm“ und „nicht sehr ansehnlich“. Kreisl wurde noch deutlicher: „ein wirklich grausamer Kick“. Mit einem verdienten Sieger: Der eingewechselte Stegener Stefan Skorski inszenierte im Verbund mit Valentin Denzel über die linke Seite den vielleicht gelungensten Angriff des Spiels, der eingewechselte Timon Mai spitzelte die Flanke im Zentrum über die Torlinie – 0:2 (73.).

Kreisl machte die Wichtigkeit des Derbys für die Nervosität, die vielen Fehlpässe und Stockfehler verantwortlich. In der Tat sollten sich beide Mannschaften mit dieser Leistung als Konkurrenten im Abstiegskampf wiederfinden. „Ich bin hundertprozentig überzeugt, dass wir den Klassenerhalt mit unserem Teamgeist und der Kameradschaft schaffen“, baute Schwär schon mal vor. Kreisl bemängelte Laufbereitschaft und Leidenschaft bei seiner Mannschaft. Wenn die Waldkircher diese Tugenden nur gegen Spitzenteams abrufen können, sollte sie der Freiburger FC ernst nehmen. Am nächsten Samstag gastiert der FCW im Dietenbach-Sportpark – und das ohne die gelb-rot-gesperrten Rosales Angulo und Benedikt Dufner.

Auch wenn Patrice Wassmer wegen Hüftproblemen mindestens die gesamte Hinrunde ausfallen wird – Stegen scheint für „die Wochen der Wahrheit“ (Schwär) personell gerüstet. Routinier Andreas Beck verleiht den jungen Kräften aus der Tiefe des Mittelfelds Struktur, und Paul Krusenotto könnte nach drei Monaten in Berlin wieder zum Ideengeber im Angriff erwachsen. Martin Fischer und Buhl gieren nach verwertbaren Zuspielen.

Waldkirch: Lindl; Müller, Schultis, Schützler (19. Rieger), Dufner; Kassasir (74. Stephan Disch), Kristian Disch; Tischer (87. Hotaki), Ernst (40. Rosales Angulo), Frassica; Rautenberg.

Stegen: Rammo; Marcel Kürner, Wiese, Schwendemann (84. Marco Kürner), Scholpp; Yannik Rohrer, Beck, Krusenotto (68. Skorski), Denzel; Buhl (68. Mai), Fischer (76. Hermann).

Tore: 0:1 Buhl (41.), 0:2 Mai (73.). Schiedsrichter: Fante (Neuenburg). Zuschauer: 200. Gelb-Rot: Rosales Angulo (66.), Dufner (90./ beide Waldkirch).

Aufrufe: 021.10.2018, 14:00 Uhr
Matthias Kaufhold (BZ)Autor