2024-05-08T14:46:11.570Z

Interview
Bote Nzuzi (rechts) und sein Bruder Makana Nsimba Baku (links) sind für die B-Junioren des 1. FSV Mainz 05 am Ball. Hier im Duell mit dem FC Bayern München. (Bilder: Boor)
Bote Nzuzi (rechts) und sein Bruder Makana Nsimba Baku (links) sind für die B-Junioren des 1. FSV Mainz 05 am Ball. Hier im Duell mit dem FC Bayern München. (Bilder: Boor)

Bruder-Duo der 05er

Makana Nsimba und Bote Nzuzi Baku spielen für die U17 des FSV +++ Wie es die beiden Brüder zu den Spitznamen "Ridle" und "Rudi" kamen

Die Talentschmiede des FSV Mainz 05 gehört zu den besten in Deutschland. Regelmäßig gibt es bei den Zertifizierungen des DFB Höchstnoten, Talente wie André Schürrle oder Roman Neustädter haben es bis in die Nationalmannschaft gebracht, die U19 und U17 spielen in den Junioren-Bundesligen zuverlässig eine gute Rolle. 2009 erreichte man, damals unter Trainer Thomas Tuchel, die deutsche A-Junioren-Meisterschaft.

Im vergangenen Jahr schafften es erstmals auch die B-Junioren als Bundesliga-Meister in die Endrunde um die deutsche Krone, scheiterten allerdings im Halbfinale. Grund genug, sich die U17 des FSV genauer anzuschauen. Auf Fupa.de stellen wir die B-Jugend-Spieler der 05er in loser Folge vor. Dieses Mal ist das Bruder-Duo Ridle und Rudi Baku an der Reihe.

In den offiziellen Statistiken tauchen die Namen Rudi und Ridle Baku nicht auf. Makana Nsimba und Bote Nzuzi heißen die beiden Baku-Zwillinge, die im Mittelfeld von B-Junioren-Bundesligist FSV Mainz 05 wirbeln, laut Spielerpass. Aber mit „Hallo, hier ist Ridle“ und „Ja, Rudi“ gehen sie ans Telefon. „Mein Vater war begeisterter Fan von Karl-Heinz Riedle“, erzählt Bote Nzuzi. Das Rätsel wäre gelöst. „Keine Ahnung, warum ich Rudi heiße“, zuckt hingegen Makana Nsimba mit den Schultern, „meine Eltern haben wohl einen Spitznamen gebraucht.“ Mit Rudi Völler hat das seiner Kenntnis nach nichts zu tun. Dabei wäre es doch zu schön: Zwei Weltmeister im Dienst der Mainzer U17.


Makana Nsimba Baku, genannt "Rudi". (Bild: Boor)

Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Was er bei einem Anruf von Jogi Löw machen würde, weiß Rudi noch nicht so genau: Für das Heimatland seines Vaters, den Kongo, zu spielen oder für das Land, in dem die Zwillingen geboren und aufgewachsen sind? Für die Jugendauswahl des DFB waren beide bereits am Ball, und eigentlich sind die Rollen klar verteilt: Ridle wurde vor allem in der Defensive, als Sechser und Außenverteidiger, ausgebildet, Rudi als variabler Offensivkünstler auf allen Positionen. „Ich sehe mich als Linksaußen oder im Sturm am stärksten“, sagt Rudi, „auf der Sechs oder Linksaußen könnte ich mich später sehen“, betont Ridle, der in dieser Saison erstmals kontinuierlich in der Offensive eingesetzt wird.

Zum Familienstreit um den Platz als linker Offensiver kommt es aber nicht, dafür sind beide zu variabel und verstehen sich zudem viel zu gut. Ob in die zehnte Klasse an der IGS Bretzenheim, beim täglichen Pendeln zwischen dem heimischen Raunheim und Mainz oder in den eigenen vier Wänden: „Jeder hat sein eigenes Zimmer, aber wir machen eigentlich alles zusammen“, erzählt Ridle. Gemeinsam ging es vor sieben Jahren auch ins Probetraining zu den 05ern, ein halbes Jahr lang, damals unter Trainer Ferdinand Wagner. Dann gelang der Sprung vom Hochheimer Bolzplatz in die U10 des sich damals gerade entwickelnden Nachwuchsleistungszentrums des Fußball-Bundesligisten. „Mainz 05 ist unser erster Verein“, erzählt Ridle.Bote Nzuzi Baku, genannt "Ridle". (Bild: Boor)

Die Bakus sind eine Fußballer-Familie. Bruder Kokolo Baku spielt in der U21 des SV Wehen Wiesbaden, Vater Lutumba Baku schnürte früher ebenfalls für die 05er die Stiefel, wie Ridle stolz berichtet. „Ich habe seine Stärken geerbt“, sagt Rudi, „er war schnell, dribbelstark und hatte eine gute Technik. Und er schaut sich die meisten Spiele von uns an und sagt uns nach dem Spiel, was wir verbessern können.“ Rudi selbst fällt da als Erstes die Konstanz ein: „Ich muss von der Mentalität her noch reifer werden, erwachsener.“ Ridle pflichtet bei: „Ich bin ein bisschen mehr dabei als er, wenn es um Fußball geht, ich muss ihn manchmal etwas motivieren.“

„Wie bei Zwillingen so oft, sind das zwei ganz verschiedene Charaktere“, sagt Paul Faß, der die Baku-Brüder in der C-Jugend trainiert hat, „der eine tritt eher spielerisch-leicht auf, der andere ist verbissener.“ Wem welche Rolle zukommt, ist selbstredend. „Rudi hat seine körperlichen Nachteile früh wettgemacht mit Kreativität“, betont der Mainzer Chefscout. „Bei Ridle weiß man immer, woran man ist“, lobt der Sportliche Leiter des Nachwuchsleistungszentrums, Stefan Hofmann, die Verlässlichkeit, „beide sind beidfüßig und sehr antrittsschnell, jetzt müssen sie physisch den nächsten Schritt machen.“

Richtig zufrieden sind beide Baku-Zwillinge bislang noch nicht mit dem Saisonverlauf. „Läuft eigentlich sehr mäßig“, findet Ridle, „wir kommen noch nicht richtig in die Saison rein.“ Rudi beurteilt die Spielrunde bislang als „durchwachsen, mit viele Höhen und Tiefen“. Immerhin, inzwischen schafft es das Bruder-Duo häufiger gemeinsam in die Startelf, und beim 5:0-Kantersieg gegen den 1. FC Saarbrücken trugen sich beide erstmals gemeinsam in die Torschützen-Liste der Bundesliga ein: 1:0 Bote Nzuzi Baku (1.), 3:0 und 4:0 Makana Nsimba Baku (43., 49.). Das könnte sich in Zukunft häufen, denn U17-Trainer Thomas Krücken ist überzeugt von ihrem Potenzial: „Ridle ist sehr zuverlässig, engagiert und zielstrebig. Dinge, die man ihm sagt, setzt er eins zu eins um. Rudi ist eher der Freigeist, er hat immer Ideen im Kopf und ist technisch sehr stark, aber leider nicht der Fleißigste. Doch in den letzten Wochen hat es bei ihm klick gemacht.“

Aufrufe: 011.12.2014, 12:00 Uhr
Torben Schröder Autor