2024-05-10T08:19:16.237Z

Ligabericht
– Foto: Volkhard Patten

Nur am Ende bleibt die Fahne unten

RL SÜD FRAUEN: +++ Ann-Kathrin Kundermann trifft für Wetzlar in der Nachspielzeit zum 1:0 gegen Weinberg +++

WETZLAR. Es war an Ironie und Absurdität nicht mehr zu überbieten. Ein Dutzend Mal war der FSV Hessen Wetzlar am Sonntagnachmittag in der Partie gegen den SV Weinberg wegen einer Abseitsposition zurückgepfiffen worden. Ein halbes Dutzend Mal aber lagen die Assistenten auch falsch. Die Regionalliga-Fußballerinnen gewannen das hart umkämpfte Duell trotzdem noch mit 1:0 durch ein Tor in der Nachspielzeit von Ann-Kathrin Kundermann. Ausgerechnet: Sie stand bei der Ballannahme im Abseits.

Die Unparteiischen stehen im Mittelpunkt

Wie der einzige Treffer des Tages entstanden war, interessierte auf Wetzlarer Seite niemanden mehr. Es war die letzte Situation des Duells, danach war Schluss, der FSV Hessen Wetzlar bleibt zuhause ungeschlagen in dieser Saison. „Vielleicht hatte ich Glück, dass genau dann nicht gepfiffen wurde“, sagte Siegtorschützin Kundermann nach der Begegnung auf den entscheidenden Moment angesprochen, „ich selbst habe es nicht genau gesehen.“ Speziell Kundermann hatte viel Geduld bewiesen, wartete immer wieder auf den passenden Ball und war zuvor bereits einige Male gescheitert: Nach ihrer Einwechslung (53.) hätte sie gleich zwei Mal ihr Team in Front schießen müssen. Einmal scheiterte sie mit einem Heber (75.), als sie schon an Gegenspielerin und Keeperin vorbei war, in der 88. Minute setzte sie einen weiteren Schuss ebenfalls neben das Tor. „Wir wären mit einem Punkt nicht zufrieden gewesen“, sagte sie hinterher, „wir waren besser als der Gegner und haben verdient gewonnen.“

Das galt zumindest für die überlegene Schlussphase des FSV, in der immer wieder hochkarätige Chancen entstanden. Auch Selina Heinzeroth (84.) hatte das 1:0 auf dem Fuß, verzog aber. Dass Wetzlar die letzten 20 Minuten noch einmal das Tempo anzog und den Druck erhöhte, war auch dem Umstand geschuldet, dass Weinberg sämtliche Kraft in die Anfangsphase der zweiten Halbzeit gelegt und dort komplett aufgebraucht hatte. Der SVW kam mit Energie aus der Kabine, wollte auf dem Kunstrasen am Klosterwald unbedingt in Führung gehen. Allerdings lässt die Wetzlarer Abwehr im Moment nicht viel anbrennen, und wenn es doch mal kurz lodert, dann wartet die derzeit glänzend aufgelegte Janina Beffart zwischen den Pfosten. Vor allem Weinbergs Nina Heisel (64., 70.) verzweifelte in dieser Phase an Beffart, die Heisels zweiten Versuch mit einem sensationellen Reflex über die Latte lenkte. Mehr Chancen als die beiden von Heisel hatte der Gast nicht. Völlig zu vernachlässigen ist hierbei ohnehin die erste Halbzeit, über die allenfalls zu vermerken ist, dass sich beide Mannschaften stets bemühten. Es waren 45 von Kampf und Krampf geprägte Minuten, in denen so gut wie gar nichts in den beiden Strafräumen passierte. Wetzlar hatte die Partie im Griff, mehr aber auch nicht. Weinberg fehlte schlicht das Konzept. Doch eine der Wetzlarer Stärken in dieser Saison ist das wiedergefundene Selbstvertrauen, der unbedingte Wille, den Sieg doch noch mitzunehmen, dann eben auch mit einem Abseits-Tor. Auch FSV-Coach Marco Ebert hatte geahnt, dass noch was geht: „Das Team wollte es, und ich wusste, die machen noch einen.“ SVW-Trainer Jürgen Schmidt war bedient: „Es ist schade, dass wir durch so eine Fehlentscheidung verlieren, wenn ich auch zugeben muss, dass es ein glücklicher, aber kein unverdienter Sieg war.“

Wetzlar: Beffart – Martin (90.+3 Nathalie Erbes), Simbeck, Klippert, Oppelland (53. Kundermann) – Heinzeroth, Hisenaj, Brückel, Wickert – Efimenko (83. Özen) – Rau.

Weinberg: Treiber – Danowski, Mara Grimm, Anna Grimm, Leonie Haberäcker – Maren Haberäcker, Brückner, Wiesinger, Riess (69. Rößler), Kellermann – Heisel.

Schiedsrichterin: Uersfeld (Mainz) – Zuschauer: 120 – Tor: 1:0 Kundermann (90.+4).



Aufrufe: 024.11.2019, 20:11 Uhr
Kirsten Ohlwein (WNZ)Autor