2024-05-02T16:12:49.858Z

Spielbericht
F: Martinschledde
F: Martinschledde

FSV Gütersloh: Elfmeterkatze Rolle rettet Sieg!

Frauen-Zweitligist FSV Gütersloh bezwingt den Tabellenzweiten Turbine Potsdam II mit 4:1 und macht wertvollen Boden im Kampf um den Klassenerhalt gut. Torhüterin wehrt Strafstoß gleich zweimal ab.

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Dank „Elfmeterkatze“ Sarah Rolle darf sich der FSV Gütersloh wieder größere Hoffnungen auf den Klassenerhalt in der 2. Frauenfußball-Bundesliga machen. Die 18-Jährige avancierte mit der zweimaligen Abwehr eines (wiederholten) Strafstoßes zur Matchwinnerin beim 4:1-Zittersieg über den bisherigen Tabellenzweiten Turbine Potsdam II. Weil gleichzeitig der Tabellensiebte FF USV Jena II sein Heimspiel gegen den SV Meppen mit 2:5 verlor, verringerte der FSV den Rückstand auf einen Punkt und kann sich den Relegationsrang am Sonntag im direkten Duell in Jena erobern.

FSV Gütersloh 2009 - 1. FFC Turbine Potsdam II 4:1

Die zuvor verunsichert wirkenden Gütersloherinnen tankten durch den Triumph eine riesige Portion Selbstvertrauen: „Es wird noch extrem schwierig, aber wenn wir diese Leistung auch in den letzten drei Spielen bringen, können wir es packen. Wir Mädels haben richtig Bock auf die 2. Liga“, fasste Kapitänin Marina Hermes die neue Aufbruchstimmung im Team zusammen.

Shpresa Aradini ließ sogar der Euphorie freien Lauf. „Heute haben wir alles auf eine Karte gesetzt, und jetzt weiß ich: Wir schaffen es“, sagte die Außenstürmerin, die das wichtige 1:0 erzielt hatte: „Ich will jetzt alle Spiele gewinnen und überhaupt nicht rechnen müssen“, ergänzte die 23-Jährige, die mit dem Team dann vielleicht sogar noch Platz sechs erreichen kann.

Noch ist der direkte Qualifikationsplatz für die eingleisige 2. Liga drei Punkte entfernt. Gegenüber dem verängstigten Auftritt im letzten Heimspiel gegen Bielefeld (1:1) war der FSV Gütersloh nicht wiederzuerkennen. Mit der von Trainer Markus Graskamp für das Saisonsonfinale abgeschafften Fünfer-Abwehrkette und der Hinwendung zum 4-4-2-System fand die erhoffte Belebung der Offensive statt. Aber auch in den Köpfen der Spielerinnen muss etwas sein, offnbar hatte ihnen das Trainerteam Mut eingehaucht.

Wie entfesselt stürzten sich alle leidenschaftlich in die Zweikämpfe, wie losgelöst bliesen sie sofort nach Ballgewinn zur Attacke, und wie angestochen suchten sie entschlossen den Weg zum Abschluss. „Wir haben Bock nach vorne zu spielen, das liegt uns mehr“, sagte Marina Hermes. Tatsächlich war bereits die 1:0-Führung nach 17 Minuten durch Aradini wegen zahlreicher Chancen überfällig. Und der 3:0-Vorsprung nach 37 Minuten, erreicht durch zwei Treffer von Melanie Ott, war hoch verdient.

„Gütersloh war viel präsenter“, gestand der von seinem Team enttäuschte Turbine-Coach Thomas Kandler. Das Potsdamer Tor zum 3:1 in der 41. Minute und der von Sarah Rolle in der 45. Minute gegen Laura Lindner gerade noch verhinderte weitere Anschlusstreffer, deutete jedoch schon an, dass es noch ein langer Weg bis zum Sieg werden würde.

Tatsächlich geriet der FSV in der 2. Halbzeit mächtig unter Druck. Potsdam schob die österreichische Nationalspielerin Marina Georgieva aus der Innenverteidigung auf die Position sechs, gewann damit an Dominanz im Mittelfeld und spielte sich zahlreiche Torchancen heraus. Hatte Sarah Rolle zuvor bereits einen verunglückten Lange-Rückpass gerade noch von der Torlinie gekratzt (58.), schien das Schicksal des fast nur noch im Verteidigungsmodus agierenden FSV besiegelt, als Schiedsrichterin Irina Stremel (Hannover) in der 70. Minute völlig zurecht auf Elfmeter für Potsdam entschied.

Rolle hatte die freigepasste Tabea Schütt im Kampf um den Ball klar mit dem linken Unterarm ausgehebelt und war mit „Gelb“ sogar noch gut weggekommen. Georgieva trat zum Strafstoß an, unterbrach ihren Anlauf irregulär und scheiterte dann mit einem Schuss ins linke Eck an der prächtig reagierenden FSV-Keeperin. Die Partie lief bereits weiter, als Stremel auf einen Hinweis ihrer Assistentin Katharina Linke (Göttingen) unterbrach und den Elfmeter wiederholen ließ.

Der Grund: Rolle soll vor der Ausführung einen Schritt nach vorne gemacht haben. Wieder trat Georgieva an, wählte diesmal aber das rechte Eck – doch wieder warf sich Rolle zur richtigen Seite. „Wäre Potsdam der Anschlusstreffer gelungen, wäre es schwierig geworden“, atmete Markus Graskamp in diesem Moment erleichtert auf.

Das Zittern ging jedoch weiter, weil Marie Pollmann in der 75. Minute mit ihrer stärksten Aktion nur den Pfosten traf und die Potsdamer Angriffswellen weiter liefen. Erst das 4:1 durch Isabelle Wolf (89.) entschied die Partie. In das Lob des Trainers für die starke Leistung des gesamten Teams („Sofort ins Spiel reingekommen und bis zum Ende gefightet“) mischte sich auch ein wenig Sorge um seine starke Torhüterin. „Hoffentlich ist der Arm nicht gebrochen.“ Rolle hatte sich bei ihrem Elfmeterfoul am linken Unterarm verletzt, der nach dem Spiel dick angeschwollen war.

Die Behandlungspause hatte ihr immerhin Gelegenheit gegeben, noch vor dem Elfmeter mit Torwarttrainer Markus Pilot zu sprechen: „Danach wusste ich: Den muss ich haben.“ Dass sie auch den „Nachschuss“ abwehrte, war für sie nur eine logische Konsequenz: „Da hatte ich den ersten ja schon gehabt, dann musste ich den zweiten auch halten.“

Tore: 1:0 Shpresa Aradini (17.), 2:0 Melanie Ott (23.), 3:0 Melanie Ott (37.), 3:1 Tabea Dorothee Maria Schütt (41.), 4:1 Isabelle Wolf (89.)

Aufrufe: 022.4.2018, 16:15 Uhr
Wolfgang Temme / FuPaAutor