2024-05-02T16:12:49.858Z

Spielbericht
F: Martinschledde
F: Martinschledde

FSV Gütersloh: „Die Nummer 1 in OWL sind wir“

Frauen-Zweitligist FSV Gütersloh macht am letzten Spieltag den nicht mehr für möglich gehaltenen direkten Klassenerhalt perfekt. Arminia Bielefeld und Herforder SV steigen in die Regionalliga ab

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Lauthals jubelnd tanzten die Spielerinnen des FSV Gütersloh über den Kunstrasen der Rhedaer Tönnies-Arena, als ob sie gerade Meister geworden wären. Und immer wieder skandierten sie dabei: „Die Nummer 1 in OWL sind wir“.

FSV Gütersloh 2009 - Herforder SV Borussia Friedenstal 4:0
Grund genug dazu hatten sie gestern auf jeden Fall: Mit dem souveränen 4:0-Sieg über den Herforder SV hatten die Fußballerinnen im Kampf um den Verbleib in der 2. Bundesliga nicht nur den Relegationsplatz sieben verteidigt. Durch die unerwartete 1:4-Niederlage von Arminia Bielefeld beim VfL Wolfsburg II hievte sich der FSV am letzten Spieltag sogar noch auf Platz sechs, der die direkte Qualifikation für die künftig eingleisige 2. Liga bedeutet.

Dabei profitierte das Team von Trainer Markus Graskamp (36 Punkte) vom deutlich besseren Torverhältnis gegenüber dem punktgleichen Tabellensiebten FF USV Jena II, der seine Hausaufgaben mit dem 3:1-Sieg über BW Hohen Neuendorf erfüllte. Arminia Bielefeld aber erlebte im Saisonfinale ein „Waterloo“ fiel von Rang sechs auf Platz acht zurück und muss nächste Saison in der Regionalliga antreten. Weil Herford als Tabellenletzter schon lange als Absteiger feststand, ist Ostwestfalen im künftigen Unterhaus nur noch durch einen Verein vertreten – und der heißt FSV Gütersloh 2009.


„Das ist einfach nur genial.“ Kapitänin Marina Hermes fiel es schwer, die Sensation in Worte zu fassen. Im Überschwang der Gefühle knuddelte sie, die mit ihrem Last-Minute-Siegtreffer zum 3:2 in Jena das Happy End erst möglich gemacht hatte, nicht nur alle Mitspielerinnen, sondern mindestens auch die Hälfte der 327 Zuschauer. „So musste das einfach kommen. Wir haben alles dafür gegeben“, ballte die zweifache Torschützin Shpresa Aradini die Faust, bevor auch sie in der Jubeltraube verschwand.
Die menschgewordene Erleichterung war Geschäftsführer Michael Horstkötter, dessen Lebenswerk bedroht war. Schon bei einem Remis wäre der FSV nun Regionalligist – eine Klasse, für die sich nur schwer gute Spielerinnen und Sponsoren begeistern lassen: „Mir fällt ein Stein vom Herzen. Wir können jetzt sicher für die neue Saison planen.“


Etwas abseits stand der scheidende Trainer Markus Graskamp (siehe den weiteren Artikel auf dieser Seite) und schaute sich den Trubel zufrieden an. Vor acht Wochen war er als „Feuerwehrmann“ gekommen. „Ich habe immer gesagt, wir schaffen die direkte Qualifikation“, sagte er und lobte die Arbeit seiner Vorgängerin Britta Hainke: „Ich habe von ihr ein gutes Team übernommen, das hat den Ausschlag gegeben.“
Anders als im Hinspiel (1:4) behielten die Gütersloherinnen von Anfang an die Oberhand. Spannung brachte das Wetter in die Partie: Kurz vor der Pause, der FSV führte erst mit 1:0, musste Schiedsrichterin Janna Poppen das erste Mal für zehn Minuten wegen eines Gewitters unterbrechen. Zehn Minuten nach Wiederanpfiff – es stand 2:0 – erzwangen Blitz und Donner die nächste Pause. Gerade noch rechtzeitig vor Ablauf der maximalen Unterbrechungszeit von 30 Minuten pfiff Poppen wieder an.


Als der FSV dann zum Endstand erhöhte, waren die Entscheidungen auf den anderen Plätzen schon längst gefallen. „Wir Spielerinnen haben nicht aufs Handy geguckt, aber wir haben es von der Tribüne gehört“, erklärte Hermes, warum die letzten Spielminuten sehr ruhig verliefen.


Tore: 1:0 Shpresa Aradini (18.), 2:0 Marie Pollmann (44.), 3:0 Shpresa Aradini (65.), 4:0 Isabelle Wolf (79.)


Mission erfüllt

Bei allem Jubel flossen in der Tönnies-Arena am Ende auch Tränen. Neben Kira Klemmer und Kamila Kmiecik verabschiedete Michael Horstkötter auch zwei „Urgesteine“ des FSV: Katrin Posdorfer und Marie Pollmann, die beide im Alter von 28 Jahren die Fußballschuhe an den Nagel hängen.
Pollmann (28) war zur Bundesligasaison 2012/2013 aus Herford zum FSV gestoßen und wurde von Fan-Gruppen beider Vereine mit Transparenten („Danke Marie“) schon während des Spiels verabschiedet. Posdorfer begann ihre Karriere vor 15 Jahren in der Jugend des FCG und verließ Gütersloh nie.
Gleichzeitig geht auch Trainer Markus Graskamp: „Acht Wochen als Feuerwehrmann waren okay, aber eine ganze Saison kann ich mit meinem Beruf nicht vereinbaren“, so der 47-Jährige. Sein Nachfolger soll in dieser Woche bekanntgegeben werden.
Verträge für die neue Saison haben bereits Birgitta Schmücker, Marina Hermes, Sarah Rolle und Isabell Wolf. Ihre Zusage zurückgezogen hat dagegen kurzfristig die Herforder Kapitänin Lisa Lösch.

Aufrufe: 014.5.2018, 08:50 Uhr
Henrik Martinschledde / FuPaAutor