2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview der Woche
?Wir haben uns die simpelste Lösung ausgedacht?, sagt Hermann Korfmacher. Foto: sport/Revierfoto
?Wir haben uns die simpelste Lösung ausgedacht?, sagt Hermann Korfmacher. Foto: sport/Revierfoto

"Das ist völlig unbürokratisch, völlig problemlos"

Hermann Korfmacher, Präsident des Westdeutschen Fußball- und Leichtathletik-Verbandes, sieht Flüchtlinge als Gewinn für Vereine

Flüchtlinge bringen in aller Regel nicht die Dokumente mit nach Deutschland, die normalerweise nötig sind, um eine Spielerlaubnis für die regionalen Fußballvereine zu erlangen. Das Verfahren wurde für sie deshalb vereinfacht.

Mit Hermann Korfmacher, dem Präsidenten des Westdeutschen Fußball- und Leichtathletik-Verbandes (WFLV), sprach Leandra Kubiak darüber, ob die Vereine nun problemlos Flüchtlinge mittrainieren lassen können und welche Rolle der Fußball mit Blick auf die Integration spielt.

Wie groß ist derzeit der Andrang von Flüchtlingen in den regionalen Fußballvereinen, und wie funktioniert die Integration?
Korfmacher: Ich bin sehr erfreut darüber, wie viele Vereine und Initiativen in ganz Deutschland sich der Flüchtlinge annehmen – nicht nur der Kinder, sondern auch der Erwachsenen. Vereine, die sich um Flüchtlinge bemühen, werden mit Ausrüstungsgegenständen im Wert von 500 Euro unterstützt. Kürzlich wurde deutschlandweit der 1000. Verein mit dieser Zuwendung bedacht.

Wie müssen die Vereine vorgehen, um eine Spielerlaubnis für die neuen Spieler zu bekommen?
Korfmacher: Da haben wir uns die simpelste Lösung ausgedacht, die es geben kann. Wir wissen, dass die Flüchtlinge keine Dokumente in der Tasche, sondern ihr nacktes Leben gerettet haben. Die Erfassungsstelle identifiziert die Flüchtlinge. Von den Kommunen erhalten wir dann ein Papier, auf dem das Geburtsdatum aufgeführt ist. Das müssen wir kennen, um die jungen Leute in die richtigen Mannschaften einordnen zu können. Und diese wenigen Informationen nutzen wir dann als Grundlage für die Spielgenehmigung. Das ist völlig unbürokratisch, völlig problemlos.

Wie lange müssen die Flüchtlinge auf eine Spielerlaubnis warten?
Korfmacher: Was wir beachten müssen, ist die Regelung der Fifa: Wir haben eine Wartefrist von einem Monat. In der Wartezeit können die Flüchtlinge trainieren, sie können nur nicht im Punktspiel mitmachen. Sobald die Frist abgelaufen ist, gibt es den Pass.

Müssen Vereine eine zusätzliche Versicherung für die Flüchtlinge abschließen?
Korfmacher: Nein, die Flüchtlinge sind versichert, sobald sie im Verein mitspielen.

Insgesamt ist die Situation also unproblematisch?
Korfmacher: Es ist eine ganz große Hilfsbereitschaft da, und ich habe von einigen Vereinen gehört, dass sie sich über Flüchtlinge freuen, da sie dann ihre zweite Mannschaft nicht abmelden müssen. Der Sport und insbesondere der Fußball hat immer schon bewiesen: Durch ihn kann Integrationsarbeit geleistet werden. Ob mit blinden Menschen, Behinderten, ethnischen Minderheiten – Fußball ist der große Schmelztiegel.

Wie ist es in der Leichtathletik?
Korfmacher: Auch da gibt es positive Beispiele. Ich habe von zwei Vereinen gehört, die sich zusammengeschlossen haben und Flüchtlinge aus einem Nachbardorf abgeholt haben, damit diese an einem Lauftraining und an einer Laufveranstaltung teilnehmen konnten. Ich denke, das gute Beispiel gilt für alle Sportarten.

Wer unterstützt die Vereine derzeit mit Material?
Korfmacher: Der Deutsche Fußball Bund hat jüngst etwas mehr als eine Million Euro bereitgestellt, um Vereine zu bedenken.

1600 Genehmigungen ausgestellt

In der Zeit vom 1. Juli bis zum 31. Oktober wurden in NRW 1600 Spielberechtigungen für Flüchtlinge ausgestellt.

Rund 200 Flüchtlinge warten derzeit noch auf ihre Erlaubnis.

Aufrufe: 012.11.2015, 20:00 Uhr
Leandra Kubiak I AZ/ANAutor