2024-04-30T13:48:59.170Z

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– Foto: Rocco Bartsch

Birklar setzt erstes Ausrufezeichen

KLA GIESSEN: +++ SG gewinnt gefühltes Topspiel in Biebertal +++ Lollar nutzt Chancen nicht +++ Sachsenhausen kassiert Klatsche +++ Inderthal-Debüt nimmt harte Wendung +++ Buseck jubelt +++

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Tore satt und packende Wendungen: Der erste Spieltag der Kreisliga A Gießen hat den Fußballfans der Region gleich die schönste Sommerauswahl an emotionalen Geschichten präsentiert. Von Aufsteigern, die einfach weiterjubeln, urlaubsbedingten Heimpleiten, kämpferischen Spieldrehern, Derbyhelden und einem Aufstiegsfavoriten, der auch ohne seinen Starstürmer zu überzeugen weiß.

VfR Lich – FSG Bessingen/Ettingshausen/Langsdorf 1:2 (0:0): FSG-Coach Thorsten Schultheiß weilte am ersten Spieltag noch im Urlaub, doch sein Team zeigte trotz der ungewöhnlichen, temporären Leerstelle auf der Bank große Moral und drehte die Partie in Lich. In der ersten Halbzeit sahen die Zuschauer eine recht ausgeglichene Partie mit leichtem Übergewicht für die Gäste. Den ersten Treffer markierte jedoch der VfR. Jannik Jörg tankte sich über den linken Flügel durch und gab den Ball in die Mitte, wo sich Paul Rogolowski gegen mehrere Abwehrbeine durchsetzte und aus dem berühmten Gewühl heraus zur Führung einschoss (47. Minute). Der VfR hätte in den Folgeminuten gar erhöhen können, verpasste aber weitere Treffer, sodass die FSG zurück in die Partie fand und nach langem Ball aus der eigenen Abwehr heraus zum Ausgleich traf (72.). Christoph Gröbl hatte das Leder gut mitgenommen und den Licher Torwart per Flachschuss überwunden. Aus einem Ballgewinn der Licher resultierte kurioserweise das entscheidende Tor: Denn statt einen Befreiungsschlag zu wagen, ging die VfR-Abwehr das größere Risiko ein und spielte innerhalb der eigenen Reihen quer – ein Fehler, den Pascal Markloff bitter bestrafte. Aus spitzem Winkel traf er zum Sieg der Gäste (80.). „Ein Remis wäre ein verdientes Ergebnis gewesen“, bedauerte VfR-Vorstand Markus Strauch, „man muss aber fairerweise sagen, dass wir in den Schlussminuten keine Ausgleichschancen mehr kreieren konnten.“ Die Licher befürchten schwere erste Wochen, da sich noch einige Kicker im Urlaub befinden. „Ab September würde ich unseren Kader dann aber als endgültig vollwertig bezeichnen“, erläutert Strauch.

FSG Lollar/Staufenberg – SV Annerod 1:3 (0:0): FSG-Trainer Ümit Komac war bedient. „Die Geschichte ist schnell erzählt. Wir sind selbst schuld. Die Chancenverwertung hat uns den Sieg gekostet.“ In der ersten Halbzeit hätten die FSGler die Partie schon für sich entscheiden müssen. Das sahen auch die Gäste so. „Lollar hätte 3:0 führen müssen, hat aber teils kläglich seine Chancen vergeben“, sagte etwa der stellvertretende Sportliche Leiter des SVA, Florian Spies. Überraschenderweise hatten die Gäste riesengroße Probleme gegen die technisch versierte Truppe Komacs. „Sie waren kaum präsent, dafür hocheffizient“, fiel das Kurzfazit des FSG-Trainers hierzu aus. Das 0:1 fiel dann auch aus dem Nichts: Nic Smajek war per Kopf zur Stelle (64. Minute). Anastasis Apostolou schien den Tor-Bann für Lollar mit dem Ausgleich zu brechen (77.). Als Maurizio Berti für den SVA einen umstrittenen Elfmeter verschoss, schien das Momentum kurz gänzlich auf Lollarer Seite, doch Philipp Wendt schockte die Heimfans in der 85. Minute, als er plötzlich Gegenspieler wie Torwart ausspielte und zur erneuten Führung der Gäste traf. Kurz vor Abpfiff traf Lucas Smajek nach einem Konter aus abseitsverdächtiger Position zur Entscheidung. Und ließ Komac endgültig kopfschüttelnd zurück. Da half auch das Lob von Kollege Spies über seine „insgesamt richtig starke Truppe“ für den Moment wenig. Die FSG startet erst mal von unten.

FSG Biebertal – SG Birklar 0:2 (0:1): Das vorweggenommene Spitzenspiel der A-Liga-Favoriten verlief vor bis zu 200 Zuschauern zunächst ausgeglichen. Die bis auf ihren Neuzugang Nando Rafael mit ihrer ,,kompletten Kapelle‘‘ (laut FSG-Trainer Andre Weinecker) angetretenen Gäste, ließen den Gegner erst einmal agieren. Zwei Biebertaler Chancen von Yannick Wagner und Joshua Keller verliefen aber im Sande, ehe ein Abwehrfehler zum Geschenk für Birklar wurde, das George-Bogdan Ganu Sekunden vor der Pause dankend annahm. Bis zur 60. Minute plätscherte das Spielgeschehen so dahin, die Gäste schienen mit ihrer knappen Führung zufrieden gestellt. Die FSG-Offensive nahm aber an Fahrt auf und schnürte die SG ein. Trotz Großchancen von Maurice Mühlich, Luca Baier und Leon Schorge wollte der verdiente Ausgleich einfach nicht fallen. In der dritten Minute der Nachspielzeit besiegelte Ganu mit seinem zweiten Treffer die erste Biebertaler Pflichtspielniederlage im Jahr 2019. Dabei hätten sich die Gastgeber zumindest eine Punkteteilung verdient.

FC Großen-Buseck – TSV Rödgen 3:1 (2:0): Vorstandsmitglied Stefan Weber musste erst einmal den Raum wechseln, bevor er telefonisch Infos durchgeben konnte, denn: „Hier unten ist halb Buseck in Feierlaune“. Nicht überraschend, hatten die Aufsteiger des FCG doch soeben ihr erstes A-Liga Spiel gewonnen. Nach einem Foul an Jonas Becker verwandelte Marco Wolf für die Gastgeber den fälligen Elfmeter zur Führung (9. Minute). Bis kurz vor der Pause passierte trotz vieler Chancen auf beiden Seiten nichts Zählbares, ehe Tobias Rosenzweig einen Abwehrfehler der Gäste aus fünf Metern zum 2:0 nutzte. „Nach dem Wiederanpfiff sind wir kalt erwischt worden“, analysierte Weber. Ali Ryan Kone traf aus abseitsverdächtiger Position zum frühen Anschluss (46.). Doch davon ließen sich die Hausherren nicht beirren. Als ein Kopfball der Heimmannschaft an die Latte klatschte, war Henrik Stein der Nutznießer und erhöhte zum Endstand von 3:1 (68.). Ein typisches Derby, und es hatte seinen Helden: FCG-Keeper Jan Ribka war ausgerechnet aus Rödgen nach Buseck gewechselt. „Er hat mehrfach überragend und kaum nachvollziehbar gut gehalten“, lobte Weber, „gerade mit Blick auf die erste Halbzeit kann man sagen: „Der Mann hat uns die Punkte gerettet. Wahnsinn, wie er heute pariert hat.“

TSV Allendorf/Lahn – MTV Gießen II 1:3: Die Gäste-Taktik griff: Tief stehen und kontern. So einfach kommt man manchmal zum Erfolg, und genau deshalb jubelte am Ende die MTV-Reserve. „Insgesamt waren wir spielbestimmend, aber wenn man auf das Ergebnis schaut, hat der MTV mit der sehr defensiven Taktik alles richtig gemacht“, zeigte sich TSV-Trainer Osman Koc nach der Heimniederlage fair. Nach torloser erster Halbzeit setzte Sebastian Brinker in der 49. Minute den ersten von drei letztlich tödlichen Nadelstichen. Der zwischenzeitliche Ausgleich durch Darko Rudic nach schönem TSV-Angriff vermochte da nichts zu ändern. Steffen Janknecht markierte das 1:2 (81.), und zwei Minuten später nahm er den Gastgebern dann die letzte Hoffnung. „Wir sind enttäuscht, ganz klar“, resümierte Koc.

FSG Villingen/Nonnenroth/Hungen – TuBa Pohlheim II 1:5: Immerhin: Die Tradition stimmt bei der FSG: „Klassischer Fehlstart“, so Abteilungsleiter Jörg Jackl mit sarkastischem Unterton, „also wie jedes Jahr“. Allerdings schränkte er zurecht ein, dass der Kader aktuell durch Urlaube noch etwas arg dünn aufgestellt ist, auch das grundsätzliche Engagement vorhanden war. Die Hausherren gingen sogar in Führung. Benedikt Keck traf nach elf Minuten aus ebenso vielen Metern vom Punkt. „Wir waren anfangs gut und spielbestimmend“, so Jackl. Doch die Gäste bekamen einen Elfmeter zugesprochen, den Abraham Agirman im Nachschuss verwandelte – und weg war die Linie im Spiel des Heimteams. Die Pohlheimer nutzten den zu großen Raum, den Villingen ihnen anbot, auch weil teilweise die „letzte Galligkeit“ (Jackl) fehlte. Josef Bekele sorgte schon in Minute 52 für den nächsten Gästjubel – Spiel gedreht. Tim Geißlers Schuss, der den erneuten Ausgleich bedeutet hätte, fischte der TuBa-Keeper aus dem Winkel. Als Dominique Dearbone zum 3:1 netzte (83.), war der Käse gegessen, die Tore von Emanuel Gabriel (88.) und Matthias Acar (90.) schraubten das Ergebnis zwar in die Höhe, taten aber kaum weiter weh. „Wir müssen uns jetzt schütteln und weiterarbeiten“, zog Jackl ein anpackendes Fazit und mahnte mehr Rückwärtsbewegung bei den FSG-Mannen an, die Neu-Coach Sascha Inderthal gerade zum Ende des Spiels hin kein schönes Debüt bescherten.

Gießen-Sachsenhausen – TSF Heuchelheim II 0:6 (0:3): Abteilungsleiter Ümit Koc wollte die Klatsche zum Saisonstart nicht überbewerten. „Klar hätten wir uns noch besser verkaufen können, auch mit Blick auf die Ausfälle. Aber es sind momentan leider noch viele Spieler verletzt oder im Urlaub, zum Beispiel unser Neuzugang im Sturm, Poldi Weber.“ Die Gäste aus Heuchelheim bekleckerten sich spielerisch bei diesem überraschend lauen Sommerkick auch nicht mit Ruhm, aber ganz ehrlich: Wer will der TSF-Reserve ernsthaft bei 6:0-Toren ans Bein pinkeln? Nach einem Ballverlust im Mittelfeld eröffnete Joshua Weiß für die Gäste den Torreigen (34. Minute). Vier Minuten später legte Lorenz Krah aus dem Gewühl heraus nach. Und eine Minute vor der Halbzeit machte Semi Temiszov eigentlich schon alles zugunsten der TSF-Truppe klar. Im zweiten Durchgang folgten drei sauber herausgespielte Tore der Gäste, die in Person von Florian Viehmann (48.), Jens Hummel (54.) und Christian Mandler (58.) erhöhten. „Ab Minute 60 war dann völlig die Luft raus“, so Koc, „ein völlig langweiliges Spiel, weil Heuchelheim verständlicherweise einen Gang zurückgeschaltet hat. Nächste Woche sieht es besser aus“. Immerhin blieben Koc 30 Minuten Zeit, über die KLA-Meisterfrage nachzudenken: „Birklar wird Meister. Da lege ich mich jetzt schon fest. Und Zweiter könnte Annerod werden“, so seine abschließenden Gedankenspiele.

Aufrufe: 04.8.2019, 19:42 Uhr
Dennis Bellof / Volker FehrsAutor