2024-05-10T08:19:16.237Z

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Eine Fortsetzung des Amateurfußballs halten Duro Bozanovic und Andreas Keinz für unwahrscheinlich.
Eine Fortsetzung des Amateurfußballs halten Duro Bozanovic und Andreas Keinz für unwahrscheinlich. – Foto: Timo Babic

Tenor: Die Saison kann man abhaken

Bergsträßer Fußballtrainer glauben nicht mehr an eine Fortsetzung +++ Selbst für eine Einfachrunde wird die Zeit knapp

Bergstraße . Durch die Corona-Pandemie ruht der Fußball seit Mitte Oktober. Und eine Perspektive ist derzeit nicht in Sicht. Kann die Saison noch fortgeführt werden? Unsere Zeitung hat sechs Trainer von Amateurklubs aus der Region zu ihrer Meinung befragt.

„Es ist schwierig“, sagt Duro Bozanovic, der mit Andreas Keinz der Gruppenligisten FSG Riedrode trainiert. In der Tabelle liegt das Thema auf dem dritten Platz. Dennoch findet Bozanovic: „Mein Vorschlag ist schon seit einiger Zeit, dass man die derzeitige Spielzeit als Freundschaftsrunde werten soll. Denn wenn ab März wirklich wieder auf gemacht werden sollte, bräuchte man schon eine gescheite Vorbereitung von fünf Wochen. Wir haben jetzt noch zehn Spiele plus die Pokalrunde, das wird arg knapp. Und was ist eigentlich, wenn wir Infizierte in der Mannschaft haben? Müssen wir dann als ganze Mannschaft in Quarantäne? Nein, am besten wäre, die Runde abzusagen und dann schauen, dass am 1. September die neue Saison beginnen kann.“ Bozanovic sagt auch: „Wenn einige Vereine, die oben stehen, das natürlich vielleicht anders sehen, muss ich sagen: Um verdient Meister oder Aufsteiger zu sein, gehört mehr dazu, als nach acht Spieltagen vorne zu sein.“

Frank Mucha, der den Gruppenligisten FC Fürth trainiert, sagt: „Ob in dieser Saison noch einmal gespielt werden kann? Das steht in den Sternen. Auch wenn am 1. März gelockert werden würde, wurde uns vom Verband ja eine Vorbereitungsphase von fünf bis sechs Wochen zugesagt. Gut, und dann bis du schon bei Ostern. Der Verband will wegen der Europameisterschaft bis Juni alles durchkriegen. Das ist kernig.“ Die Planungen beim FC gehen mittlerweile voran. „Wir haben gute Gespräche“, sagt der Trainer. Im Coachingteam gab es laut Mucha auch Überlegungen, mit Trainingseinheiten, die man den Spielern online vorgibt, anzufangen. „Aber dann laufen sie und laufen, obwohl es noch keine Perspektive gibt. Das ist nicht zielführend.“

„Es ist schwer, eine Prognose zu machen. Es kommt ja jetzt schon die dritte Welle, wie man hört. Deshalb wäre es eigentlich das Beste, die Saison abzuhaken. Natürlich freue ich mich, wenn es schnell wieder losgeht. Aber selbst bei den Profis gibt es ja immer wieder Infizierte. Und im Amateurbereich haben wir ja gar nicht die Ressourcen, ein perfektes Konzept zu machen“, sagt Miguel da Silva, Trainer des Kreisoberligisten Starkenburgia Heppenheim, und fügt an: „Die Spieler sind ja gar nicht die Risikogruppe, aber die Trainer, Betreuer und Zuschauer. Ich bin 58 Jahre alt, in meinem Bekanntenkreis haben sich Leute angesteckt, die sind so alt wie ich, liegen im Bett und haben Fieber. Es wäre einfach besser, die Saison zu annullieren und wenn die Zahlen runtergehen, wieder bei null anzufangen.“ Eine weitere Saisonplanung hat es beim FC Starkenburgia wegen Corona noch nicht gegeben.

„Ich denke, die Saison kann man abhaken“, sagt auch Martin Göring, Trainer des Kreisoberligisten Azzurri Lampertheim. Er betont: „Bis wieder Fußball gespielt werden kann, wird es wohl April, Mai. Der Verband hat ja aber schon verlauten lassen, dass bis Ende Juni alles gespielt werden soll. Aber wie das gehen soll, weiß ich nicht.“ Auch für das Modell, die Vorrunde einfach fertig zu spielen, sieht Göring Stand jetzt zu wenig Zeit. Wie es bei den Azzurri weitergeht? „Ich mache weiter, 80 Prozent der Spieler haben für die nächste Saison zugesagt“, freut sich Göring.

Für Jury Mai, Coach des B-Ligisten SG Hüttenfeld, ist eine Saison-Fortsetzung auch eher Wunschdenken. „Ich glaube nicht, dass die Saison noch Ende gespielt wird. Sogar bei niedrigen Zahlen wird ja über weitere Lockdown-Maßnahmen nachgedacht. Also sehe ich einen Neustart in weiter Ferne.“ Mai sagt auch: „Es wäre für mich zudem nicht gerecht, wenn man jetzt die Vorrunde als Maßstab nimmt. Es wäre vernünftiger, man bricht die Saison ab.“

Auch Teoman Asar, Trainer des A-Ligisten ISC Fürth, denkt so: „Mittlerweile ist es doch irgendwie unmöglich geworden, die Saison fortzusetzen. Wir haben ja noch acht Spiele, die wir nachholen sollen. Und ich denke, man sollte schon eine Vorbereitungsphase haben. Momentan ist ja nichts in Sicht, und bis Juni alles ohne Vorbereitung nachzuholen – wie soll das gehen? Bei uns kommt ja noch dazu, dass wir uns einen Platz mit dem SV Lörzenbach teilen. Da spielt auch noch die Jugend drauf. Das geht ja gar nicht.“

Aufrufe: 010.2.2021, 18:30 Uhr
Reiner BohlanderAutor