„Ich wusste gar nicht, dass Marina auch mit links schießen kann“, feixte Markus Graskamp. Als sich der überschäumende Jubel etwas gelegt hatte, atmete der Trainer noch einmal tief durch: „Wenn die Mädels das jede Woche mit mir machen, dann halte ich das bis zum Saisonende nicht durch.“ Wann die Saison beendet sein wird, ist durch den Triumph wieder offen. Zwei Spieltage vor Schluss des regulären Spielbetriebs eroberte der FSV mit zwei Punkten Vorsprung vor Jena den siebten Tabellenplatz zurück.
Belegt er den auch am 13. Mai nach den Spielen gegen Spitzenreiter Mönchengladbach und Absteiger Herford, geht es in die Verlängerung. In drei Relegationsspielen hat der Tabellensiebte die Chance, den Klassenerhalt zu schaffen. Vielleicht gelingt dem FSV sogar die direkte Qualifikation für die eingleisige 2. Liga. Der Rückstand auf den dazu notwendigen sechsten Platz ist nun auf zwei mickrige Tore zusammengeschmolzen.
Markus Graskamp bremste die Euphorie nicht: „Dieser Sieg wird uns Auftrieb geben, gerade durch die Art und Weise wie er zustande gekommen ist.“ Vor der 360 Kilometer langen Rückreise aus Thüringen richtete der Trainer allerdings auch mahnende Worte an die Spielerinnen: „Von mir aus könnt ihr gleich den Bus auseinandernehmen, aber wir müssen noch etwas tun.“
Damit spielte Graskamp nicht nur auf das vermeintlich leichte Restprogramm von Jena an („Die werden beide Spiele gewinnen“), sondern auch auf die spielerisch nicht wirklich überzeugende Leistung des FSV. Unsauberes Passspiel und viele Ballverluste verhinderten eine Chancenfülle, wie sie die Gütersloherinnen eine Woche zuvor beim 4:1-Heimsieg über Potsdam hatten. „Es war ein Triumph der Kampfkraft und des Willens – alle haben sich bis zur letzten Minute voll reingehauen und zerrissen“, beschrieb der Trainer die große Stärke seines Teams.
Das hatte sich auch nach dem 1:2-Rückstand in der 64. Minute nicht aufgegeben. Wilde Entschlossenheit war zu spüren, als Pauline Berning in der 79. Minute mit einem Kopfball den 2:2-Ausgleich erzielte – ihr erster Saisontreffer. Die Flanke hatte mit der eingewechselten Noreen Günnewig eine andere 17-Jährige gegeben. Unter dem Zwang des Gewinnen-Müssens spielte in der Schlussphase dann nur noch der FSV Gütersloh nach vorne – und wurde tatsächlich durch das Last-Minute-Tor von Marina Hermes belohnt.
Schiedsrichter: Samira Bologna (Seelbach) - Zuschauer: 110