2024-05-02T16:12:49.858Z

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Vorzeitiger Abschied nach erneuter Knieverletzung: Omer Muminovic. Archivfoto: Tom Klein
Vorzeitiger Abschied nach erneuter Knieverletzung: Omer Muminovic. Archivfoto: Tom Klein

Komet auf Sinkflug

FC 62 nach Traumstart derzeit nur noch Punktelieferant +++ Personeller Engpass

Wiesbaden. Der FC Wiesbaden 62 war der Senkrechtstarter der Saison, durfte in der ersten Saisonphase der Fußball-Kreisoberliga zwischenzeitlich sogar vom Durchmarsch in die Gruppenliga träumen, ehe es zuletzt fünf Niederlagen am Stück mit 8:30-Toren setzte. Der vorzeitige Abschied von Omer Muminovic ist eine Facette des sportlichen Absturzes, nachdem die 62er zuvor drei Aufstiege in Folge als Vizemeister via Relegation geschafft hatten. Ursprünglich wollte der 31-Jährige erst nach der Saison das Spielertrainer-Zepter an Kapitän Jerome Clemens weitergeben.

Muminovic gebeutelt: Doch vor der Winterpause zog sich Muminovic einen Meniskus- und Außenbandriss zu, musste sich daraufhin am linken Knie bereits dem vierten Eingriff seiner Fußballer-Laufbahn unterziehen. Grund genug für den zweifachen Familienvater, der zudem in seinem Beruf als Dachdecker auf körperliche Fitness angewiesen ist, Clubchef Cemal Kaya um ein vorzeitiges Ende seines Engagements zu ersuchen.

Seitdem hat Routinier Ibrahim Acar die Trainingsleitung übernommen, legt dabei jenes vorbildliche Engagement an den Tag, das ihn seit jeher auszeichnet. Die Talfahrt konnte er freilich nicht abwenden, weil die Stammelf auseinanderfiel. Im Winter verabschiedeten sich Salim Marzouki (Karadeniz) und Eray Sezdi (Spvgg. Igstadt). Anschließend rissen die drei Roten Karten beim mit Rangeleien verbundenen 2:5 gegen den Türkischen SV ein Loch ins Gefüge. In der darauffolgenden Partie handelte sich obendrein Jerome Clemens Rot ein, während Ilhan Üc aufgrund einer doppelten Schienbeinfraktur ausfiel.

„Auch schlechtere Tage überstehen“: Inzwischen spielt der FC quasi mit einer verstärkten zweiten Mannschaft. „Wir werden die restlichen Spiele durchziehen und danach komplett umstrukturieren. Nach drei Aufstiegen in Folge gilt es nun, auch die schlechteren Tage zu überstehen. In solchen Zeiten zeigen sich die Leute, die wirklich hinter dem Verein stehen. Wir werden uns schon stabilisieren und wieder frischen Wind entfachen“, umreißt Clubchef Cemal Kaya die Lage, um an seiner generellen Maxime festzuhalten: „Wir brauchen keine Söldner, sondern Jungs, die mit Herz und Spaß bei der Sache sind.“

Clemens wünscht sich Kader mit Perspektive: Das sieht auch Jerome Clemens so. In seiner Zeit beim FC Maroc hat er binnen weniger Jahre ungeahnte Höhen und Tiefen mitgemacht. Eine Berg- und Talfahrt, die er so nicht erleben möchte. Deshalb verknüpft der 26-jährige Offensivspezialist die Übernahme des Spielertrainer-Postens, den er aufgrund seines Polizeidienstes nur mit einem Partner stemmen kann, mit der künftigen Kader-Zusammensetzung. „Ich schaue mir die Umstände an. Der Vorstand mit Cemal Kaya arbeitet gut. Es liegt nur an den Spielern, die teilweise nicht ins Training kommen. Ich brauche aber keine Spieler, die sich hängen lassen. Wir brauchen auf jeden Fall neue, charakterstarke Jungs. Ich habe nun mal den Ehrgeiz, immer oben mitzuspielen, statt zu wissen, dass wir möglicherweise von Anfang an unten stehen würden“, bekräftigt Clemens.

Kaya würde auch Spielgemeinschaft eingehen: Fakt ist: Kaya wird alle Hebel in Bewegung setzen, um Voraussetzungen für einen Neustart zu schaffen. Gleichzeitig wäre er auf Sicht offen für eine Spielgemeinschaft mit einem anderen Verein, der in puncto Jugendteams und Schiedsrichter-Bestand im Gegensatz zu den 62ern keine Defizite aufweist. Kaya sähe darin mit der Kreisoberliga-Zugehörigkeit seines Vereins im Rücken eine Win-win-Situation für beide Seiten: „Wir haben keine Jugendteams und keine Schiedsrichter. Damit würden uns jegliche Grundlagen für die Gruppenliga fehlen“, hält der FC-Boss einen weiteren Sprung nach oben nur im Verbund mit einem anderen Verein für realisierbar. Doch zunächst steht ohnehin die Konsolidierung der eigenen schwierigen Situation im Vordergrund.



Aufrufe: 014.4.2017, 08:00 Uhr
Stephan NeumannAutor