2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines
– Foto: Thies Meyer

Bouffier-Plan bringt Fußballer in Nöte

LOCKDOWN: +++ Alsfelds Kreisfußballwart Frank Heller überlegt sich schon einen Plan B. Denn nach den jüngsten Lockerungsplänen droht den Fußballern die Zeit davon zu laufen +++

ALSFELD - Hessens Fußballer dürfen sich immer weniger Hoffnungen auf eine Fortsetzung der regulären Saison machen. Im vom Ministerpräsidenten Volker Bouffier am Donnerstag vorgelegten Vier-Stufen-Plan zu möglichen Corona-Lockerungen soll Mannschaftssport erst frühestens nach den Osterferien (ab 19. April) möglich sein.
"Sollte es wirklich so kommen, wird die Luft natürlich immer dünner", betont Verbandsfußballwart Jürgen Radeck. Der Ortenberger verriet dieser Zeitung schon vor Wochen, "dass wir, eine vorgeschaltete drei- bis vierwöchige Mannschaftstrainingsphase vorausgesetzt, spätestens am 18. April mit der Saison fortfahren müssten, um in jeder Spielklasse Hessens zumindest die Vorrunde durchziehen zu können". Sollte aber erst im April trainiert werden dürfen, wäre dieser Zeitplan nicht mehr zu halten.

Radeck gibt die Hoffnung aber noch nicht auf. "Wir warten ab, was die Bundesregierung am kommenden Mittwoch verkündet. Und dann muss unser Verbandsvorstand am 11. März darüber entscheiden, ob ein Re-Start möglich ist. Wenn es zum Abbruch kommen sollte, müssten wir uns im nächsten Schritt Gedanken über eine Wertung oder Annullierung der aktuellen Runde machen." Ähnlich sieht es Alsfelds Kreisfußballwart Franz Heller. "Sollten wir nach Ostern wieder trainieren und zum Beispiel am zweiten Mai-Wochenende den Spielbetrieb wieder aufnehmen können, würden wir im Fußballkreis Alsfeld zumindest die Vorrunde in unseren Ligen bis Mitte Juni durchziehen können. Das Problem ist aber, was passiert in diesem Zeitrahmen mit der Gruppenliga, wo noch mehr Spieltage ausstehen? Und was passiert, wenn wir dann erneut einen Corona-Ausbruch haben und eine Mannschaft zwei Wochen aussetzen muss? Dann kriegen auch wir das zeitlich nicht hin", so Heller. Dieser gibt zudem zu bedenken, dass "wir ja eigentlich eine hessenweite Lösung haben wollen. Aber allein in unserer Region wird es schon schwierig. Während wir bei diesem Zeitplan in Alsfeld, Gießen und Marburg gerade so hinkämen, sieht es in den anderen Fußballkreisen der Region nicht so rosig aus, da dort noch mehr Spieltage ausstehen." Und dann spricht der Nieder-Ofleidener gleich das nächste Problem an: "Unsere Vereine haben sich ja auch klar dafür ausgesprochen, dass die Meisterschaftsspiele vor Zuschauern stattfinden sollen. Aber was machen wir, wenn die Politik uns das Spielen erlaubt, aber keine Zuschauer zulässt?"
Frank Hellers Plan B Entsprechend wagt Heller derzeit keine Prognose, in welche Richtung das Pendel letztlich ausschlagen wird. Eines ist für ihn aber ganz wichtig: "Wir können nicht mit dem Kopf durch die Wand, wir müssen abwarten, welche Entscheidungen die Politik fällt und wir werden dann alles daransetzen, das umzusetzen. Mir persönlich ist aber ganz wichtig, dass die Vereine die Entscheidungen auch mittragen, auch wenn jetzt schon klar ist, dass wir es nicht allen Recht machen können". So hätten sich zuletzt durchaus einige Clubs für einen Abbruch und eine Annullierung der Spielzeit ausgesprochen. "Am Anfang waren das in der Tat Vereine, die in der Tabelle ganz hinten stehen. Inzwischen plädieren aber auch schon Vereine aus dem oberen Tabellendrittel dafür, auch wenn diese eher aus dem Raum Gießen sind, allerdings in unseren Ligen spielen", so der heimische Fußball-Boss. So recht vorstellen mag er sich dieses Szenario noch nicht, denkt gerade an Vereine wie "Reiskirchen oder Mücke. Die waren vergangene Saison schon die Leidtragenden und stünden jetzt auch wieder mit leeren Händen da." Immerhin gibt es aber auch - wenn auch nur kleine - Hoffnungsschimmer. So konnte Frank Heller verkünden, "dass keine Sportanlage mehr gesperrt ist, im Grunde ein Trainer mit einer Person trainieren könnte". Was freilich beim Fußball nur bedingt Sinn macht. Inzwischen hat aber auch die Politik die Probleme der Sport-Vereine erkannt und "alle Parteien haben sich im Kreis dafür ausgesprochen, die Sportkommission wieder aufleben zu lassen. Das ist eine gute Nachricht für die Vereine, die sich Hilfe und Beratung dann auch von dieser Seite holen können", so Heller. Für den Fall, dass der Spielbetrieb in dieser Saison überhaupt nicht mehr aufgenommen werden kann, hat sich der Nieder-Ofleidener ebenfalls Gedanken gemacht. "In diesem Falle plädiere ich für eine Video-Schalte mit allen Vereinsvertretern, um die Möglichkeiten abzuwägen. Eine Möglichkeit wäre zum Beispiel Blitz-Turniere zu spielen. Da könnten dann drei Mannschaften nach dem Modus jeder gegen jeden bei einer Spielzeit von dreimal 30 Minuten gegeneinander antreten. Das kann zwar den Liga-Spielbetrieb nicht ersetzen, aber zumindest könnte wieder gespielt werden und man würde sich zudem endlich wieder einmal persönlich begegnen." Zudem solle ja auch der Kreispokal möglichst beendet werden, um den Teilnehmer am Hessenpokal auszuspielen. Und ein Thema liegt dem erfahrenen Funktionär noch besonders am Herzen: "Wir müssen versuchen, schnellstens den Nachwuchs wieder auf den Platz zu bekommen. Hier planen wir eine Eingabe, dass die Jugend vielleicht schon früher und schneller in größeren Gruppen trainieren darf. Denn gerade die Jugendlichen und Kinder leiden ja noch mehr unter dieser Situation als wir Erwachsenen".
Aufrufe: 028.2.2021, 11:00 Uhr
Oberhessische ZeitungAutor