2024-05-17T14:19:24.476Z

Aufreger der Woche

Militärischer Gruß: Türk Sport Bielefeld droht Verfahren

Türk Sport salutiert vor seinem Spiel wie die Türkische Nationalmannschaft. Nun könnte der Verein die Folgen tragen müssen.

Auch auf den Plätzen im Amateurfußball sorgt der vereinzelte Militärgruß einiger türkischstämmiger Fussballer für Aufregung. Erst wurde zwei Vereinen unterstellt, dies vor ihren Spielen praktiziert zu haben, doch diese Behauptung stellte sich als falsch heraus. Nun tauchte ein Foto des FC Türk Sport Bielefeld auf, das sie beim Salutieren zeigt. Im Gespräch mit FuPa Ostwestfalen sagte der Türk Sport-Pressesprecher, Cengiz Külâh, über das Foto, dass man damit zeige, „in Gedanken“ bei den Soldaten zu sein. Der Fußball- und Leichtathlethik Verband Westfalen (FLVW) scheint das anders zu sehen und droht mit Konsequenzen.

„Ich verstehe nicht, warum es darum so einen Wirbel gibt“, sagt Türk Sport-Trainer Ugur Pamuk. „Wir mussten Sonntag eine Schweigeminute für die Opfer des Terroranschlages von Halle (Saale) machen und haben danach diese Geste als eine Art Schweigeminute für die gefallenen Soldaten im Krieg zwischen der Türkei und Syrien gezeigt. Das macht man bei uns so“, erklärt Pamuk die fast eine Minute andauerende, militärische Grußgeste seines Teams, die – so Pamuk – auch von einigen Zuschauern am Kupferhammer gezeigt worden sei. Er selbst habe nicht salutiert. „Aber das nur, weil ich noch damit beschäftigt war, die richtige Taktik für das Spiel auszutüfteln.“

Für Pamuk ist es unerklärlich, warum seitens des Verbandes nicht auch eine offizielle Schweigeminute für die Opfer des Krieges angeordnet worden ist, für die Opfer in Halle (Saale) aber sehr wohl. Im Übrigen sei es seitens des Vorstandes des FCT nicht zu einer Aufforderung gekommen, die salutierende Geste zu machen, was auch dadurch bestätigt wird, dass im Spiel der zweiten Mannschaft des FCT gegen den SC Halle ein solcher Zwischenfall nicht passierte. „Das kam bei uns aus der Mannschaft heraus“, so Pamuk.


Das sagt der FLVW im Statement dazu:

Der Fußball- und Leichtathletikverband Westfalen (FLVW) hat eine allgemeine, offizielle Stellungnahme veröffentlicht, aus der hervorgeht, dass „der FLVW ausdrücklich daraufhin weist, dass so ein Verhalten auch auf westfälischen Plätzen nicht zu tolerieren sei. Dieses Verhalten entspricht in keiner Weise den Werten und Grundsätzen des Verbandes, denen er sich im § 4 der Verbandssatzung und im auf dem Verbandstag 2019 verabschiedeten Ethik-Codex verschrieben hat.“ Der Verband lasse sich weder für Provokationen noch für Diskriminierungen missbrauchen, wie Vizepräsident Manfred Schnieders erklärte. Andree Kruphölter, im FLVW-Präsidium für Rechtsfragen zuständig und Fairplay-Beauftragter, kündigte sportstrafrechtliche Verfahren wegen unsportlichen Verhaltens vor dem Verbandssportgericht an. „Wir haben eine ganz klare Linie, die besagt: Null-Toleranz für solches Gebaren“, so Kruphölter, der sich damit dem Vorgehen der anderen Landesverbände anschließt. Auch Riza Öztürk, Integrationsbeauftragter des FLVW, befürwortet diesen Kurs: „Wir können und müssen Strafen aussprechen, um zu signalisieren, dass wir so etwas nicht dulden. Gleichzeitig suchen wir den Dialog mit den Vereinen und bieten unsere Hilfe an“, heißt es in der öffentlichen Stellungnahme des FLVW.


Aber was heißt das jetzt für den FC Türk Sport?

Wird dem Bezirksligisten nun der Prozess vor dem Verbandssportgericht gemacht, wie es im Kreis Recklinghausen mit drei Vereinen passiert? Diese Frage stellt sich auch FCT-Cheftrainer Ugur Pamuk: „Es kann ja nicht sein, dass wir bestraft werden, nur weil wir an gefallene Soldaten in unserer Heimat denken. Ich finde es grundsätzlich übertrieben, wie aktuell über diese Sache berichtet wird.“

Der für den Amateurfußball zuständige Vizepräsident des FLVW, Manfred Schnieders, findet deutliche Worte zu den „Begründungen“ vom FC Türk Sport hinsichtlich des Militärgrusses: „Das ist halt in dem Fall auch eine politische Äußerung und wir müssen gucken, wie wir damit umgehen. Es heißt ja nicht, dass es eine Verurteilung am Ende geben wird, sondern einfach, dass erst einmal der Sachverhalt geprüft wird.“ Mögliche Strafen für den Verein können Punktabzüge, Sperren von Spielern oder sogar der Vereinsausschluss sein. "Wir werden jedem einzelnen Fall mit den Beteiligten verhandeln und das Sportgericht trifft dann die Entscheidung. Vereinsschluss wird das letzte Mittel sein. Es kommt auch darauf an, wie der Verein mit der Situation umgeht."


So ist die Lage in Ostwestfalen:

Weitere Zwischenfälle dieser Art gab es am vergangenen Wochenende auf den Bielefelder Sportplätzen nicht, wie der Kreisschiedsrichter-Ausschussvorsitzende Philip Dräger berichtet. „Mir sind keine ähnlichen Verhaltensweisen bekannt“, sagt er. Eine offizielle Anweisung, wie sich die Unparteiischen bei solchen Vorfällen zu verhalten haben, gibt es indes in Bielefeld nicht. Der Kreisvorsitzende des Fußballkreises Bielefeld, Markus Baumann, war gestern für eine Stellungnahme zum „Fall FC Türk Sport“ nicht zu erreichen.

Insgesamt gibt es laut dem Fußball- und Leichtathlethik Verband Westfalen bisher aus Ostwestfalen keinen bekannten Fall. Dies kann aber durchaus noch kommen. In Westfalen generell gibt es bisher fünf ähnliche Fälle, die dem Verband gemeldet wurden.

Aufrufe: 016.10.2019, 20:45 Uhr
NW / FuPaAutor