2024-05-10T08:19:16.237Z

Allgemeines

GC Frauen: Grosse Pläne und dreiste Abwerbversuche

WSL-Klub will künftig Spielerinnensaläre zahlen und sorgt für Unmut bei der Konkurrenz

Die GC-Frauen planen mal wieder eine Revolution. Dank neuer Geldgeber versuchen die Zürcherinnen, talentierte Spielerinnen mit lukrativen Salären anzulocken - ein Novum im Schweizer Frauenfussball. Die Konkurrenz findet's nicht so lustig.

"Wir wollen einen neuen Weg gehen", kündigt Johannes Moos, der neue Sportchef der GC-Frauen, im "Sportpanorama" an. Mit einem neuen Vorstand und einer schönen Stange Geld plant der Women's-Super-League-Klub, ein neues Level an Professionalität zu erreichen.

Dazu gehört offenbar auch, dass inskünftig Spielerinnensaläre ausgezahlt werden. "Eine Wertschätzung, damit professionell gearbeitet werden kann", nennt das Moos. Genaue Summen will er nicht verraten. Das Schweizer Fernsehen schon: 2'500 bis 6'000 Franken monatlich stünden zur Debatte. "Ein Novum im Schweizer Frauenfussball; normalerweise gibt es nichts ausser Spesen. Nur wenige Nationalspielerinnen verdienen bis zu 1'500 Franken", so der Bericht im "Sportpanorama".

GC verärgert Konkurrenz

GC hat bereits Nägel mit Köpfen gemacht und mehrere Spielerinnen anderer WSL-Teams mit lukrativen Angeboten per sofort abzuwerben versucht, darunter auch Liga-Topskorerin Ardita Iseni (18) von St. Gallen-Staad sowie nicht namentlich genannte Spielerinnen des FC Zürich und des FC Luzern.

"Wildert GC mit Traumsummen im Schweizer Frauenfussball?", fragt das Schweizer Fernsehen. Moos verneint. Etwas anders sieht das FCZ-Geschäftsführerin Marion Daube, der vor allem der Zeitpunkt der Kontaktaufnahme sauer aufstösst: "Ich finde es einfach nicht sportlich, wenn man drei Tage vor Rückrundenbeginn probiert, vier Spielerinnen abzuwerben", sagt sie gegenüber dem SRF. Damit konfrontiert, gibt Moos zwar zu, dass der Zeitpunkt vielleicht nicht ganz ideal und die Vorgehensweise vielleicht etwas zu forsch gewesen sei. "Aber: Ein gesunder Wettbewerb bringt den Frauenfussball klar weiter."

Erster Putschversuch gescheitert

Es ist für GC bereits der zweite Anlauf, die Frauenabteilung zu professionalisieren. Schon letztes Jahr wurden grosse Töne gespuckt: Das Budget sollte massiv erhöht werden, von einem Halbprofitum mit Fixlohn und Prämien war die Rede, Titelträume wurden laut. Doch der Putschversuch von Erich Vogel und Heinz Spross gegen die Führung der Frauenabteilung scheiterte (wir berichteten).

"Aufgeschoben ist nicht aufgehoben", meinte Vogel damals. Nun soll der 82-Jährige jedoch nicht mehr involviert sein, Gartenbauunternehmer Spross allerdings schon. Der langjährige Mäzen der GC-Männer wird im "Sportpanorama" als neues Vorstandsmitglied und Geldgeber bezeichnet.

Schlieren-Trainer Esteban wünscht sich Punkteprämie

Mehr Professionalität im Frauenfussball - in ein ähnliches Horn blies unlängst auch Schlierens Fernando Esteban. In einem Interview mit der "Limmattaler Zeitung" forderte der Trainer des NLB-Teams, für jedes Wettbewerbsspiel der zweithöchsten Frauenliga nicht nur professionelle Linienrichter (bisher müssen diese durch die Vereine gestellt werden), sondern auch einen Arzt zu engagieren.

Fussballerinnen seien grundsätzlich anfälliger für Verletzungen, argumentierte Esteban. "Nur schon die Tatsache, dass die Muskulatur in und um ein weibliches Knie kürzer ist als um ein männliches, erklärt die zahlreichen gerissenen Kreuzbänder", so der frühere YF-Assistent. "Ich habe mal gelesen, dass von 100 Fussballern nur gerade deren fünf in ihrer Laufbahn einmal ein gerissenes Kreuzband haben. Bei den Fussballerinnen sind es 20 von 100. Diese Zahlen sagen alles aus."

Esteban hofft auch, dereinst einmal Punkteprämien an seine Spielerinnen auszahlen zu können. "Die Frauen kommen teilweise von sehr weit her in die Trainings und an die Spiele – das wäre in meinen Augen auch ein Zeichen der Wertschätzung." Er sei jedoch kein Träumer. "Solche Sachen kommen nicht von heute auf morgen, das ist mir klar."

Ausser natürlich, man heisst GC und kann auf einen spendablen Geldgeber zählen. Dann kann es schon mal passieren, dass etwas von heute auf morgen kommt. Die Frage ist halt, ob es übermorgen auch noch Bestand hat.

Aufrufe: 012.2.2021, 23:30 Uhr
Sandra TrupoAutor