2024-05-10T08:19:16.237Z

Ligabericht
Bild1
Bild1

D/A zeigt seine zwei Gesichter

1:1 gegen die U23 des FC St. Pauli zehrte an den Nerven

Verlinkte Inhalte

NORDERSTEDT. Die Regionalliga-Fußballer der SV Drochtersen/Assel spielen 1:1 in Norderstedt gegen die U23 des 1. FC St. Pauli. Wieder nach einer Energieleistung, wieder nach einem späten Tor. D/A braucht die Pause, um auf Betriebstemperatur zu kommen.

FC St. Pauli II - SV Drochtersen/Assel 1:1

Sie wissen nicht genau, ob sie sich freuen oder ärgern sollen. Wenig Grund zur Freude gibt aber die schwache Leistung in der ersten Halbzeit. Freilich spricht D/A-Trainer Enrico Maaßen nach dem Abpfiff nicht viel über Interna, nicht darüber, wie es in der Halbzeitpause zugegangen ist in der Kabine. Aber Maaßen saß doch verdächtig früh wieder auf der Trainerbank am Spielfeldrand, lehnte sich an den Fangzaun und blinzelte in die Sonne über Norderstedt. Er habe lange überlegt, was er der Mannschaft für die zweite Halbzeit mit auf den Weg geben werde, sagt er. Ob er draufhauen solle oder nicht. Dem ein oder anderen Spieler habe er deutlich gesagt, dass er bereit sein müsse, "auf der letzten Rille zu fahren".

Dann ließ er die Mannschaft allein und baute offenbar auf so eine Art Selbstheilung.Das war die richtige Therapie. "Wir haben uns gesagt, dass wir das besser können", sagt Stürmer Alexander Neumann, der in der 86. Minute den umjubelten Ausgleich erzielte. "Wir zeigten in der zweiten Halbzeit endlich die richtige Körpersprache. Wir waren eklig", sagt Mittelfeldspieler Marius Winkelmann.

D/A spulte das ab, was die Mannschaft am besten kann. Physisch überlegen rang sie voller Leidenschaft um jeden Ball und überrannte den 1. FC St. Pauli. Der Powerfußball ließ die Erinnerung an den ersten Durchgang schnell verblassen. Die Erinnerung an die Szene, als Nico Mau in der achten Minute zu spät dran war und einen Hamburger an der Strafraumecke foulte. Der folgende Freistoß von Joël Keller, der aus spitzem Winkel getreten über die Mauer segelte und im Tor einschlug, war ja erst der Auslöser für die desolate Drochterser Leistung in der ersten Halbzeit. Denn von da an hingen die Köpfe bei den Kehdingern runter. D/A zeigte fortan kaum Präsenz in den Zweikämpfen, im Angriff fehlte fast jegliche Idee, von Überraschungsmomenten ganz zu schweigen. Die Drochterser fanden mit gebremstem Schaum kein Mittel, die Hamburger Abwehr zu knacken. Da passte es ins Bild, dass der Ball beim einzig verheißungsvollen Schussversuch von Erdogan Pini in der 37. Minute an der Latte landete.

"Es ist jede Woche das Gleiche. Ich weiß nicht, ob es an der fehlenden Einstellung liegt", sagt Alexander Neumann. Der Stürmer sucht nach Antworten auf die Frage, warum D/A nicht von Anfang an da ist, warum die Mannschaft den Kick des Rückstands und der ablaufenden Uhr benötigt. Warum nach dem Gegentor "die Stimmung weg" ist und die Köpfe runtergehen. Dabei spielte Neumann auch keine berauschende erste Halbzeit. Es knallte nach der Pause im Edmund-Plambeck-Stadion. D/A kaufte den jungen Talenten des FC St. Pauli in den Zweikämpfen den Schneid ab. Schiedsrichter Jost Steenken pfiff zunächst alles ab, was die Kehdinger in der Luft oder am Boden mit ihren Gegnern veranstalteten. Was auch kein Wunder ist, weil die Drochterser die Messlatte in Sachen Aggressivität in der ersten Halbzeit nicht besonders hoch legten.

Ganz kurz sah es danach aus, als würden sich die Drochterser mehr mit dem Reklamieren beschäftigen, als mit dem Entwickeln von Ideen, wie sie die Pauli-Abwehr knacken können. "Wenn man nicht einverstanden ist, reagiert man manchmal emotional", sagt Marius Winkelmann. Aber der Schiedsrichter habe D/A schließlich nicht aus der Bahn geworfen.Es ist mitnichten so, dass Drochtersen eine Fülle von hochkarätigen Chancen herausspielte. Sie ließen aber rein gar nichts zu und näherten sich dem gegnerischen Tor immer mehr. Als sich Joël Keller in der 68. Minute zu einem Revanchefoul gegen Marcel Andrijanic hinreißen ließ und mit Rot vom Platz flog, war der Ausgleich nur noch eine Frage der Zeit. Nico Mau verpasste zwei Gelegenheiten aus der Distanz. Neumann vollendete schließlich in seiner bekannten Manier. Den Blick auf den Ball fixiert, brachte er ihn im Strafraum unter Kontrolle, war ihn fast schon wieder los, schlug ein, zwei Haken und zog aus kurzer Distanz unhaltbar für Stefan Rakocevic ab.Da sagt sogar St. Pauli-Trainer Joachim Philipkowski, dass ein Sieg seiner Mannschaft ungerecht gewesen wäre. "Das 1:1 hat sich in der 45. Minute angedeutet. Das Tor war hochverdient."

Maaßen sieht einen "positiven Trend" nach der Niederlage am vergangenen Spieltag gegen den HSV II. Nur diesen Trend, dass seine Mannschaft einen Kick benötigt, um richtig Gas zu geben, den muss der Coach jetzt stoppen.

Schiedsrichter: Jost Steenken (SV Vorwärts)
Tore: 1:0 Joël Keller (9.), 1:1 Alexander Neumann (89.)
Platzverweise: Rot gegen Joël Keller (69./FC St. Pauli II)


LINK: Viele weitere Berichte über den Amateurfußball in Stade

Aufrufe: 04.9.2017, 09:00 Uhr
Tageblatt / Daniel BerlinAutor