2024-05-14T11:23:26.213Z

Interview
Bo Svensson (links) wird, wie schon bei der Mainzer U19, auch beim Salzburger Farm-Team mit Babak Keyhanfar zusammenarbeiten.
Bo Svensson (links) wird, wie schon bei der Mainzer U19, auch beim Salzburger Farm-Team mit Babak Keyhanfar zusammenarbeiten. – Foto: Mainz 05

Keyhanfar wird Trainer-Profi

U19-Cotrainer des FSV Mainz 05 wechselt in die Zweite Liga in Österreich, zum Nachwuchs von Red Bull Salzburg +++ Erneut Svensson-Assistent

A-Jugend- und Aktiven-Chefcoach bei Oberligist SV Gonsenheim war er, dann eineinhalb Jahre Co-Trainer bei der U19 des FSV Mainz 05 in der Bundesliga. Nun hat sich Babak Keyhanfar seinen Traum erfüllt und kann hauptamtlich als Fußballtrainer arbeiten – und zwar erneut als Assistent von Bo Svensson, in der zweiten österreichischen Liga. Der 34-Jährige hat für dreieinhalb Jahre beim FC Liefering unterschrieben, dem Farm-Team von Red Bull Salzburg, in dem der Serienmeister die Ausbildung seiner Top-Talente vollendet.

Babak, herzlichen Glückwunsch zum neuen Job – wie kam's?

Die Arbeit mit Bo hat sehr gut funktioniert, wir haben prima harmoniert und wollten das gern fortsetzen. Deswegen gab es bereits im Sommer Gespräche. Wir sind in Kontakt geblieben. Vor cirka fünf Wochen habe ich den ersten Anruf vom Salzburger Akademieleiter Frank Kramer erhalten. Zwei freie Tage habe ich genutzt, um mir die Akademie anzugucken und die Leute kennen zu lernen. Vor zwei Wochen habe ich ein konkretes Angebot erhalten. Es hat mir sehr imponiert, dass die entscheidenden Personen sich im Umfeld des Champions-League-Spiels von Salzburg gegen Liverpool die Zeit genommen haben, sich mit dieser Personalie zu befassen. Ende letzter Woche habe ich dann meinen Vertrag bei Mainz 05 aufgelöst.

Das heißt, Du bist jetzt erstmals hauptamtlicher Trainer?

Genau. Ich werde erstmals ausschließlich als Fußballtrainer arbeiten. Das ist etwas, worauf ich jahrelang hingearbeitet habe. Und das auch noch bei einer der besten Akademien in Europa. Dort wird sehr viel investiert, um frühzeitig Talente zu entwickeln. Beim FC Liefering müssen sich die Toptalente der Jahrgänge 2000 bis 2003 in der zweiten österreichischen Liga gegen Männermannschaften beweisen. Eine enorm reizvolle Konstellation. Der FSV Mainz 05 hat sich offen gezeigt, den Vertrag aufzulösen, weil sie mir die Chance zu solch einer Perspektive nicht verbauen wollten. Es waren sehr wertschätzende Gespräche, die mich erleichtert haben. Ich bin beiden Vereinen, auch dem SV Gonsenheim, sehr dankbar, dass sie mir diesen Weg ermöglicht haben.

Du wohnst mit Frau und Kindern im Eigenheim in Mainz und arbeitest bei der Fußballer-Agentur Europlus. Wie geht es hier weiter?

Ich werde das Haus in Mainz behalten. Mainz ist meine Heimat, hier werde ich immer verwurzelt bleiben. Es wird einen Zweitwohnsitz in Salzburg geben. Den Job bei Europlus werde ich aufgeben müssen. Der Geschäftsführer Takashi Yamashita ist ein enger Freund von mir, deswegen werde ich in der Übergangsphase natürlich in einer beratenden Funktion erhalten bleiben.

Wie wird Dein Aufgabenprofil aussehen?

Der Aufgabenbereich eines Co-Trainers im Profibereich ist deutlich komplexer als das, was ich bisher kenne. Die Hauptaufgabe wird sein, Begleiter der Spieler zu sein, einen guten Draht zu ihnen zu entwickeln und den Cheftrainer zu unterstützen. Trainings-Planung und -Nachbereitung, Gegner- und Spiel-Vorbereitung, Spielbegleitung und Einzelanalyse, da werden unheimlich viele Aufgaben anfallen. Man kann sich den ganzen Tag über austoben. Teil meiner Aufgabe ist auch, im ständigen Austausch mit der U18 zu sein. Ich bin einer von zwei Co-Trainern innerhalb eines Stabs von rund einem Dutzend Leuten. Ich habe in diesem Altersbereich ja im Grunde meine ganze Trainertätigkeit über gearbeitet, da fühle ich mich sehr wohl. Zu meiner jetzigen U19 habe ich auch ein prima Verhältnis, ich prophezeie ihnen eine erfolgreiche Zukunft.

Worin besteht diese besondere Verbindung bei Bo und Dir?

Er erkennt schnell die Stärken seines Teams und setzt sie ein, ohne große Beschränkungen zu setzen. Das hat mir imponiert. Ihm ging es sofort darum, dass ich meine Stärken voll einbringen kann. Dazu gehört, Freiraum zu erhalten. Menschlich waren wir schnell auf einer Wellenlänge. Man verbringt ja, beim täglichen Training, der An- und Abreise zu den Spielen und den Turnieren, sehr viel Zeit miteinander. Es ist ein im Grunde schon freundschaftliches Verhältnis entstanden. Er ist ein sehr offener, sehr selbstbewusster, geerdeter Typ ohne Allüren, mit klarem Plan, der Disziplin einfordert und sehr detailorientiert arbeitet, der aber trotzdem für jeden Spaß zu haben ist und die Lockerheit nicht verliert. In der Art, wie wir Fußball sehen, ähneln wir uns stark. Und keiner nimmt vor dem anderen ein Blatt vor den Mund.

Welche sportlichen Leitlinien habt Ihr unter dem Dach von Red Bull als Trainerteam zu erfüllen?

Das kann ich im Detail noch gar nicht sagen. Der RB-Spielstil ist sehr aktiv, mit permanentem Druck auf Gegner und Ball, sehr aktivem Anlaufen, direktem Weg Richtung Tor nach der Balleroberung, vielen Sprints. Das sollte man natürlich als Trainer mittragen, aber damit kann ich mich auch voll identifizieren. Ich habe ja nicht zehn Jahre beim FC Barcelona gearbeitet. Bei Mainz 05 ist die Herangehensweise, in den Prinzipien ganz ähnlich. Man sieht, wie die in der Red-Bull-Akademie geprägten Trainer in der Bundesliga arbeiten – Rose, Glasner, Hütter, auch Beierlorzer war in Leipzig in der Akademie. Du kannst dich dort als Trainer enorm entwickeln.

Du zählst zu den am besten vernetzten Handlungsträgern im Mainzer Amateurfußball. Wird Dir was fehlen?

Natürlich. Mainz bleibt meine Heimat, hier bin ich geboren und aufgewachsen, hier kenne ich jede Ecke. Deshalb ist mir die Entscheidung auch schwer gefallen. Aber es ist jetzt an der Zeit, eine neue Erfahrung zu machen und an einer neuen Herausforderung zu wachsen. Deshalb ist dieser Schritt aus meiner Komfortzone heraus für mich wichtig.

Und jetzt gibt’s eine große Party mit Wodka/Red Bull?

(lacht) Nein, nein, wir feiern ganz besinnlich Weihnachten im Kreis der Familie. Meine Schwiegereltern sind Italiener, da ist das mit einem Essen auch nicht getan. Über Silvester werde ich mit meiner Familie nach Salzburg fahren, rund eine Woche Urlaub machen, die neue Umgebung kennen lernen. Und dann beginnt ein ganz neues Leben.

Aufrufe: 023.12.2019, 10:00 Uhr
Torben SchröderAutor