2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview

Brosch: „Ich will immer das Maximum aus mir rausholen“

Janik Brosch ist in Ostwestfalen kein Unbekannter. Lange Zeit spielte er beim TBV Lemgo, DSC Arminia Bielefeld II, SC Herford, SV Rödinghausen, SV Lippstadt und nun beim FC Preußen Espelkamp.

Der neue Spieler bei Preußen Espelkamp ist der gebürtige Sauerländer Janik Brosch. Der Kapitän des Regionalligsten SV Lippstadt verlässt den Verein. Für den 27-jährigen Stürmer auch eine schwierige Entscheidung, denn die Höhepunkte seiner bisherigen sportlichen Karriere erlebte er in Lippstadt, obwohl er vor fünf Jahren noch in der Kreisliga A Lemgo beim TBV Lemgo spielte. Ein kleines Fußballmärchen.

Willkommen zurück in Ostwestfalen, Janik. Du bist ja gebürtiger Sauerländer - wie kam es, dass du und deine Familie nach Lemgo gezogen seid?
Brosch: Meine Eltern hatten sich getrennt und vor 18 oder 19 Jahren sind wir nach Lemgo gezogen. Dann habe ich beim TBV Lemgo angefangen, da war ich aber keine vier Wochen und hatte schon eine Anfrage von Arminia Bielefeld. Da bin ich dann auch hin gewechselt. Allerdings gingen dann die schulischen Leistungen in den Keller und nach einem Jahr bin ich wieder zurück nach Lemgo.


Da fängt jetzt jeder ambitionierte Kreisliga-Kicker das Träumen an. Vor etwas mehr als fünf Jahren spieltest du noch in der Kreisliga A Lemgo und dann bis zu dieser Saison Regionalliga. Warum bist du erst nach einem Jahr Senioren aus Lemgo weg?
Brosch: Die Chance bestand schon, dass ein oder andere Jahr davor in eine höhere Liga zu wechseln. Ich spielte in Lemgo mit meinen Freunden. Wir waren eine Clique und hatten eine super Mannschaft. Haben immer um den Aufstieg mitgespielt in der Kreisliga oder zwei Jahre in Folge die Klasse in der Bezirksliga gehalten. Als Herford mich ansprach, da war ich an dem Punkt, an dem ich es noch einmal so hoch wie möglich versuche wollte. Vorher war ich auch immer einer der Besten und habe nie den Absprung gewagt. Nicht aus Angst, nicht talentiert genug zu sein, sondern weil ich mich in Lemgo einfach wohl gefühlt habe.


Viele Spieler bei Preußen Espelkamp haben sicherlich eine super Ausbildung in der Jugend genossen. Du bist da das komplette Gegenteil. Merkst du das technisch oder bist du genauso gut wie alle anderen?
Brosch:
Bis auf das eine Jahr bei Arminia Bielefeld in der Jugend hatte ich diese Voraussetzungen, die anderen kamen nicht. Ich war immer schon sehr ehrgeizig. Brauchte immer den Ball. Viel eignete ich mir zusätzlich durch meine Willenskraft und im Training an. Ich wollte immer das Maximum und das ist auch heute noch so. Wenn ein Spieler bei einem Profi-Verein seine Jugend verbracht hat, dann sieht man einen Unterschied. In der Regionalliga kann man viel mit Physis und mit der Einstellung, immer gewinnen zu wollen, wett machen. Ich habe mir vieles erarbeitet über die Jahre und bin froh, den Weg so gegangen zu sein.


Was verbindest du mit deiner Zeit in Lippstadt?
Brosch: Da war ich einfach zum richtigen Zeitpunkt. Die sind aufgestiegen. Wir hatten menschlich wie sportlich eine super Mannschaft, einem tollen Trainer und hatten ein super erstes Jahr. Im Sommer gab es einen größeren Umbruch, wir hatten erst Probleme und sind dann wieder in die Spur gekommen. Tja, und dann kam Corona.


Du warst auch nach einem Jahr direkt Kapitän in Lippstadt. Wie kam das?
Brosch: In Lippstadt haben sie mir viel Verantwortung geschenkt und ich habe sie immer versucht, zurück zu geben. Die Fanszene dort ist etwas Besonders. In Lippstadt fahren die Fans wirklich zu jedem Spiel, egal, ob das Spiel unter der Woche Bonn stattfindet oder sonst wo. Das habe ich so noch nicht kennengelernt, doch es ist sehr speziell und schön. Darum möchte ich mich auch nochmal bei allen bedanken.


Was bist du für ein Spielertyp?
Brosch: Ich komme über meine Physis, meine körperliche Wucht. Mit 1,93 Metern bin ich auch nicht ganz klein und ich bringe alles mit von der körperlichen Fitness her. Ansonsten bin ich ein Spieler, der schnell den Torabschluss sucht. Liegt auch in der Natur der Sache als Stürmer.


Sei ehrlich. Was sind deine Schwächen auf dem Feld?
Brosch: Mein rechter Fuß ist jetzt nicht so überragend, dass muss man sagen. Ich habe ihn jetzt nicht nur zum Stehen. Auch mit 27 Jahren kann man daran noch arbeiten. Was macht dich neben dem Fußball so aus? Ich mache auch neben dem Fußball viel Sport. Krafttraining, Laufen, Fahrrad fahren im Wald. Ich bin komplett auf die Sportschiene fokussiert. Auch durch mein Sportmanagement-Studium in Köln und meiner Masterarbeit, die ich in Kooperation mit der Firma Gauselmann schreibe, bin dabei, mir einen Einstieg in die Berufswelt aufzubauen. Ansonsten bin ich sein sehr offener Typ, kommunikativ und komme eigentlich mit jedem klar.


Ach, komm. Irgendeine Schwäche musst du doch haben.
Brosch: Also, wenn ich eine Schwäche habe, dann ist es verlieren. Ich kann wirklich überhaupt nicht verlieren. Deshalb versuche ich mit maximaler Spannung in ein Spiel reinzugehen. Vorm Spiel bin ich eher der in mich gekehrte Typ und konzentriere mich voll aufs Spiel. Bist du auch abergläubisch? Ja tatsächlich (lacht Janik). Ich betrete immer zuerst mit dem linken Fuß das Spielfeld. Das habe ich damals schon in Lemgo-Zeiten gemacht, warum auch immer.


Was ist dein Ziel mit Preußen Espelkamp und wo siehst du dich in drei Jahren in diesem Verein?
Brosch: Ich habe nicht ohne Grund für drei Jahre unterschrieben. Es soll für mich keine Durchgangsstation sein. Der Verein hat sich in den letzten Jahren schon sehr professionell entwickelt und ich wollte einfach Teil von diesem Projekt hier werden. Wir streben den maximalen Erfolg an. Langfristig ist es das Ziel, am Ende des Vertrages in der Oberliga zu spielen.


Letzte Frage. Du hast dich selbst als ehrgeizigen Typen beschrieben, der immer das maximale aus sich herausholen möchte. Sportlich gehst du ja nun zwei Ligen tiefer oder ist das Berufliche ausschlaggebend gewesen?
Brosch: Sportlich, wie beruflich. Es hatte sich perfekt so ergeben, dass ich mit dem Masterstudium fertig bin. Regionalliga-Fußball ist halt mit Job sehr, sehr schwer nur möglich. Das ist einfach ein Riesenaufwand. Dann habe ich mir die Alternativen überlegt und es ergab sich das mit Espelkamp. Hier sind einfach auch Leute, die sportlich etwas erreichen wollen und dazu hat sich ergeben, dass ich bei Gauselmann die Masterarbeit schreiben kann.

Aufrufe: 014.5.2020, 11:00 Uhr
Teresa Kröger / FuPa Autor