Für 74 Minuten Tabellenführer

Rodt. 4:1 hatte Preist sein Hinspiel Ende September vergangenen Jahres gewonnen - es blieb die bis dato einzige Niederlage des Tabellenzweiten aus Kyllburg. Diese Konstellation hat sich nach dem Spitzenspiel auf dem tiefen und glitschigen Hartplatz in Rodt nicht verändert. Kyllburg agierte mit Ramon Kolling und Damian Machon in vorgezogener Front griffig, spielstark und schnell, besaß zu Beginn den direkten Zugriff auf das Spiel. Spitzenreiter SG Preist hatte Spielertrainer Harry Marbach als Chef der Dreierabwehrkette installiert und musste sich heftigen Angriffen der Gäste erwehren. Damian Machon gab nach drei Minuten mit einem 25-Meter-Distanzschuss ein erstes Warnsignal ab. Wenige Minuten später setzte der gleiche Spieler einen langen Freistoß von Kapitän Stefan Epper zur Kyllburger Führung unter die Latte. Trotz der widrigen äußeren Bedingungen wurde streckenweise sehr ansehnlicher Fußball gespielt. Etliche gute Kombinationen und gepflegtes Kurzpassspiel sorgten für gute Stimmung unter den knapp 200 Zuschauern. Kyllburg war einen Tick spielfreudiger und nutzte die Breite des Spielfeldes für gefährliche Flankenläufe. Die Gäste verteidigten hoch und kombinierten sich so gefällig in die Preister Hälfte. Bei den Gastgebern zeigte vor allem Raphael Ney einige verheißunsgvolle Dribblings, blieb im Abschluss aber oft zu eigensinnig. Nach einer Ecke von Erik Altenhof flog die Kugel an Freund und Feind vorbei - Joshua Fey hätte eigentlich nur den Fuß hinzuhalten brauchen. Der technisch versierte Kyllburger Michael Nierobis zog kurz vor der Pause ab, sein Schuss zischte knapp am linken Pfosten vorbei.

Im zweiten Abschnitt hatte die Partie nicht mehr die Qualität aus Durchgang eins, weil sich einige Spieler im Klein-Klein aufrieben und das Spiel seine Linie verlor. Kyllburg störte mit Pressing den Preister Spielaufbau schon im Ansatz, doch die klaren Aktionen nach vorn fehlten. Der schnellen Spielweise der Gäste konnten sich Preists Mittelfeldspieler oft nur mit Fouls entziehen. Doch der Tabellenführer kämpfte, rackerte und zog das Tempo gegen Ende nochmals an. Als Harry Marbach seine Position als Abwehrchef auflöste und auch sein Bruder Klaus mit Offensivaufgaben betraut wurde, wurde es nochmal brenzlig für Kyllburg. Eine Aktion aus dem Halbfeld erreichte Philipp Lichter, der mit der Außenseite noch vor dem heranstürmenden Epper an den Ball kam und gegen die Laufrichtung des Kyllburger Keepers zum späten Ausgleich einnetzte. "Die ersten zehn Minuten haben wir gepennt und auch danach hätten wir im Abschluss konsequenter sein müssen. Das Unentschieden ist verdient, weil wir richtig viel investiert haben und uns nach dem Rückstand nie aufgaben", freute sich Preists Trainer Harald Marbach über den späten Punkt. Sein Pendant Klaus Grüber sprach von einem "vor allem in der ersten Halbzeit sehr guten und temporeichen Spitzenspiel. Wir haben eigentlich keine Chancen zugelassen. Umso ärgerlicher ist es, wenn man fünf Minuten vor Schluss ein Gegentor bekommt. Wir waren für über 70 Minuten Tabellenführer, doch wir wollen weiter dranbleiben." Lutz Schinköth