2024-05-10T08:19:16.237Z

Interview
Konrad Höß spricht im Interview über seine verstorbene Ehefrau, Katharina.
Konrad Höß spricht im Interview über seine verstorbene Ehefrau, Katharina. – Foto: Kürze/Haelke

Konny Höß: „Meine Frau war meine rechte Hand, eine treue Seele.“

FC Pipinsried-Macher im Interview

In der vergangenen Woche ist Katharina Höß, die treue Seele des FC Pipinsried, verstorben. Im Interview spricht ihr Ehemann Konrad Höß über den Verlust und den Verein.

Pipinsried - Vergangene Woche ist Katharina Höß, Ehefrau von Konny Höß, nach langer schwerer Krankheit verstorben. Sie war die gute Seele des Vereins und hatte für jedermann ein Ohr offen. Im Interview spricht ihr Ehemann Konny Höß, Gründer des FC Pipinsried, über den Verlust seiner Frau, die Anfangszeiten beim FC Pipinsried und den Amateurfußball heutzutage.

Herr Höß, mein herzlichstes Beileid zu Ihrem Verlust. Was hat Ihre Frau für den FC Pipinsried bedeutet?

Konny Höß: Es ist ja bayernweit bekannt, was wir mit dem FC Pipinsried geleistet haben, den ich 1967 gegründet habe. Was man alleine schon an den ganzen Briefen sieht, die ich in den letzten Tagen bekommen habe. Meine Frau war meine rechte Hand, eine treue Seele. Es ist eigentlich unfassbar, dass sie jetzt gestorben ist.

Welche Aufgaben hat Ihre Frau über die ganzen Jahre im Verein übernommen?

Die Kathi hat eigentlich alles im Verein gemacht. Wir haben den kompletten Verein zusammen aufgebaut. Von einer einfachen Bauern-Wiese am Anfang bis zu diesem tollen Sportgelände heute. Sie hat 50 Jahre die Hemden für die Spieler gewaschen, Semmeln verkauft und alles für den Verein gemacht. Sie ist durch dick und dünn für den Verein gegangen.

War ihre Frau zuletzt bei den Spielen vor der Corona-Pause in Pipinsried anzutreffen?

Meine Frau ist, im Gegensatz zu mir, nach meinem Rücktritt, immer noch zu den Spielen herausgefahren. Sie war schon immer ein ganz gutseeliger Mensch, der nie nachtragend war und zu mir gesagt hat: Wenn du des meinst, dann bleib du daheim. Aber ich fahr jetzt raus an den Sportplatz, wenn ein Spiel ist. Ich bin dagegen nie mehr herausgefahren, nachdem man mir die Schlüssel für das Sportgelände quasi abgenommen hat.

Konny Höß: Der Klub ist mein Lebenswerk

Was bedeutet Ihnen der Verein FC Pipinsried?
Der Klub war mein alleiniges Lebenswerk. Meine gesamte Familie hat immer alles für den Verein gemacht. Sei es meine Frau, die mehrmals in der Diözese in Augsburg war, da das Sportgelände Pfarrgemeindegrund war, um den Grund damals für den Sportplatz zu erwerben. Sie hat damals mit so viel Herz dafür gekämpft, dass der Pfarrer am Ende mitgeholfen hat beim Erwerb. Oder auch mein Sohn, der jahrelang der einzige war, der den Schiedsrichter bei uns gemacht hat, mich immer unterstützt hat und am Ende auch viel für den Verein vor Gericht gemacht hat.

Wie schafft man es einen Verein 1967 zu gründen und bis in die Regionalliga zu führen?

Das ist heute eigentlich gar nicht mehr nachvollziehbar. Am Anfang war ja nicht mal ein Fußballplatz da. Aber wir haben eine Landjugend gehabt, die Fußball spielen wollte und da habe ich mir in den Kopf gesetzt, dies umzusetzen. Am Anfang haben mich die Leute ausgelacht. Aber ich habe Jahr und Tag dafür gearbeitet, dass es diesen Verein gibt. Dann habe ich damals den Brummer Herrmann verpflichtet, der Spielertrainer bei uns in Pipinsried war und dem wir es zu verdanken haben, dass wir am Anfang auch mal ein Spiel gewonnen haben. Danach war dann viel Herzblut nötig, um den Verein aufzubauen.

Von der jahrelangen Sportplatzpflege bis zum Aufbau des ganzen Vereinsgeländes. Es war nie Stillstand in Pipinsried. Ich war als Präsident immer dafür verantwortlich was im Verein passiert ist. Am Ende wollte ich dann wegen meinem Alter und der Gesundheit von meiner Frau nicht mehr. Mein Sohn hat dann noch ein bisschen mitgemischt, hat sich dann aber auch zurückgezogen. Heutzutage ist man auch auf fremde Leute, wie Sponsoren, angewiesen. Das ist schlecht, wenn man dafür bitter betteln muss. Das ist heute nicht mehr der FC Pipinsried, wie er war.

Konny Höß: Ich war jede freie Minute am Sportplatz

Ist es heute noch möglich, einen Verein wie Sie damals aus dem Boden zu stampfen?

Es wäre schon möglich. Aber man braucht eine unglaubliche Energie, so wie ich sie damals gehabt habe. Ich habe Ideen entwickelt und umgesetzt und Jahrzehnte lang den Sportplatz selber aufgesprüht und gepflegt. Ich war, sobald ich eine Minute frei hatte, immer am Sportplatz.

Wie sehen Sie die aktuelle Situation im Amateurfußball?

Der Amateurfußball ist tot. Man entfernt sich einfach und seilt sich ab vom Fußball, weil der Sport durch Corona totgemacht wird. Man muss jetzt sehen, wie es weitergeht. Ich kann es auch nicht ganz verstehen, da andere Fußball spielen, zwar ohne Zuschauer, aber alleine in den Kabinen sind ja 20 bis 25 Spieler und wir können nicht mal normal zum Metzger gehen.

Was sagen sie zur sportlichen Situation heute in Pipinsried?

Die aktuelle Lage in Pipinsried schaut sportlich ganz gut aus. Es ist eine hochkarätige Mannschaft. Ich hab ja über 80.000 Euro Bargeld überlassen. Aber ich möchte gar nicht wissen, wie viele Sponsoren abgesprungen sind, die ich auch für den Verein gewonnen habe. Und wie das jetzt im Verein mit dem Geld gehandhabt wird, möchte ich gar nicht wissen.

Das Gespräch mit Konrad Höß führte Korbinian Kothny.




Aufrufe: 023.2.2021, 13:46 Uhr
Korbinian KothnyAutor