2024-05-02T16:12:49.858Z

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Den Blick auf sein Handy gerichtet: Ulrich Bergmann, Geschäftsführer des FC Pipinsried, wartet auf den Rückruf eines Großsponsors – vergebens. Der 62-Jährige hat nun beim Dorfklub gekündigt. Auf Anfrage nennt er die Gründe für die Trennung und verrät, wie es jetzt für ihn weitergeht.
Den Blick auf sein Handy gerichtet: Ulrich Bergmann, Geschäftsführer des FC Pipinsried, wartet auf den Rückruf eines Großsponsors – vergebens. Der 62-Jährige hat nun beim Dorfklub gekündigt. Auf Anfrage nennt er die Gründe für die Trennung und verrät, wie es jetzt für ihn weitergeht. – Foto: Sebastian Richly

Bergmann zieht sich zurück

Der Geschäftsführer des FC Pipinsried überrascht die Szene mit seiner Kündigung +++ Der 63-Jährige nennt die Gründe für die Trennung und wagt dabei einen Ausblick

Mit jedem Telefonat, mit jeder Absage schwand die Zuversicht bei Ulrich Bergmann. Der Geschäftsführer des FC Pipinsried hetzte in den vergangenen Monaten von Termin zu Termin mit dem Ziel – Sponsoren für den Dorfklub an Land zu ziehen. Das Ziel und die Erwartungen waren hoch und haben sich für Bergmann nicht erfüllt. Am Mittwoch kündigte Bergmann. Für den 63-Jährigen enttäuschend, aber auch eine Erleichterung.

„Ich bin sehr traurig, dass es nicht funktioniert hat. Die letzten Monate waren sehr stressig, sodass sicher ein Ballast von mir abfallen wird. In erster Linie bin ich aber enttäuscht“, erzählt Bergmann auf Nachfrage. Nicht nur von der finanziellen Situation, sondern auch von dem ein oder anderen aus dem FCP-Vorstand: „Ich kann nicht immer alles alleine machen und wenn dann einfach nichts kommt, fühlt man sich schon ab und an im Stich gelassen“, so der 63-Jährige, der die finanzielle Situation als Hauptgrund für die Trennung anführt: „Um in der Regionalliga konkurrenzfähig zu sein, brauchen wir viele Großsponsoren. Aktuell haben wir aber noch nicht einmal einen Hauptsponsor für die kommende Saison. Wie soll das funktionieren? Da sehe ich keine Grundlage.“ Bergmann, der als Hauptgesellschafter rund ein Viertel der Anteile an der FCP GmbH hält, geht sogar noch weiter: „Die Regionalliga ist für den FC Pipinsried mit den aktuellen Voraussetzungen finanziell nicht machbar. Deshalb habe ich meine Kündigung zum 1. September eingereicht.“ So lange wird Bergmann aber vermutlich nicht im Amt bleiben, in einer Pressemitteilung terminiert der FCP-Vorstand die Beendigung der Zusammenarbeit auf den 30. Juni.

Das spielt für Bergmann aber keine große Rolle. „Das muss der Verein jetzt entscheiden. Ich mache meine Arbeit so gut es geht weiter, bis meine Zeit hier endet.“ Vor rund zweieinhalb Jahren stieß Bergmann zum FCP. Zusammen mit dem Sportlichen Leiter Roman Plesche gilt der Grafrather (Kreis Fürstenfeldbruck) als der Architekt des aktuellen Erfolgskaders. Der Verein lobt Bergmann in seiner Pressemitteilung in den höchsten Tönen: „Uli Bergmann war der Motor des FC Pipinsried und hat einen Ehrenplatz in den Annalen des FC Pipinsried mehr als sicher. Die aktuelle Mannschaft ist zum Großteil aus seiner Tatkraft und seiner Einsatzfreude für den Club entstanden“, heißt es dort. Dennoch halten sich seit längerer Zeit Gerüchte, dass es Unstimmigkeiten zwischen Bergmann und dem neuen Sportlichen Leiter Tarik Sarisakal, der im Februar verpflichtet wurde, gibt: „Ich will jetzt kein Fass aufmachen, dazu äußere ich mich nicht“, so Bergmann, der bezüglich Sarisakals Vorgänger Roman Plesche aber hinzufügt: „Es ist kein Geheimnis, dass ich mit Roman besser zusammengearbeitet habe.“

Derweil will FCP-Vorsitzender Roland Küspert im kommenden Jahr mit dem FCP in der Regionalliga antreten: „Es gibt den ein oder anderen im Verein, der prinzipiell lieber in der Bayernliga starten möchte, aber wir haben gemeldet und es gibt jetzt kein Zurück mehr“, so der FCP-Chef. Küspert spricht von 40.000 bis 50.000 Euro an Mehrkosten, die auf den Dorfklub in der Regionalliga zukommen. Da kommen die 10.000 Euro, die der FC Bayern München jedem Bayernligisten spendet genau richtig. Küspert: „Das ist für uns als Dorfklub viel Geld, wofür wir uns natürlich bedanken.“ Einen neuen Geschäftsführer hat der FCP-Vorsitzende noch nicht parat, dringender sieht er die Trainerfrage: „Die wollen wir bald klären, denn das ist für die Kaderplanung grundlegend.“ Damit hat Ulrich Bergmann nichts mehr zu tun.

Auch künftig wird sich der 63-Jährige aber mit dem FCP beschäftigen: „Ich bin zwar dann nicht mehr Geschäftsführer, aber immer noch Mitglied und Anteilseigner. Als Fan werde ich da sein.“ Dass Bergmann den sportlichen Aufstieg nicht mehr als Geschäftsführer erleben wird, ist für ihn weniger tragisch: „Ich bin schon öfter aufgestiegen, außerdem habe ich schon eine Einladung für die Meisterfeier. Ich bin zwar nicht so der Partylöwe, werde aber da sein.“

Ruhiger angehen lassen wird es Bergmann nur bedingt, denn er ist zugleich Abteilungsleiter des Bezirksligisten SC Oberweikertshofen, mit dem er mittelfristig zurück in die Landesliga will: „Vielleicht habe ich ein paar Dinge vernachlässigt, auf die ich mich jetzt wieder besser konzentrieren kann.“ Und noch auf etwas anderes freut sich der Funktionär: „Jetzt kann ich bei den Spielen einfach meine Bratwurstsemmel essen und ratschen, ohne großartige Verpflichtungen, Kontakte pflegen und knüpfen. Eine Rückkehr zum FC Pipinsried schließt er übrigens nicht aus: „Das ist prinzipiell immer möglich. Die Voraussetzungen müssen aber passen und das tun sie aktuell nicht.“

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Aufrufe: 030.5.2020, 16:34 Uhr
Aichacher Nachrichten / Sebastian RichlyAutor