Ein kleiner Knigge für die Transferperiode

Gleich eines zu Beginn; Wer nicht weiss wer oder was Knigge ist, dem kann sowieso nicht mehr geholfen werden. In diesem Falle verkommt dieser kleine Text zur vollkommenen Makulatur, der soll doch bitte gleich wieder zu Brazzers wechseln, da gibt es sicher bald wieder ein paar neue Videos mit sportlichen Aktivitäten zu bestaunen.

Für alle anderen; Es ist Sommerpause und wieder ist die grosse Tauschbörse angebrochen. In den höheren Amateurligen sind 90% der Wechsel um diese Jahreszeit bereits in trockenen Tüchern. Durch den Koroner hat sich das in diesem Jahr eventuell etwas nach hinten verschoben,. Somit kommt diese kleine Benimm-Hilfe also gerade noch rechtzeitig.

Ausgangslage: rechts hinten spielt bei mir eine komplette Gurke. Sandro Pajtim Rutishauser. Zwei linke Füsse in zwei rechten Beinen drin. Einen Allerwertesten wie die Schwiegermutter, handelt sich in jedem dritten Spiel eine gelb-rote Karte ein wegen Motzen und Schwalbe. Daneben hat er durchschnittlich eine Schlägerei pro Monat mit einem Mitspieler oder er verpasst gleichmal wieder ein Spiel, weil er in der Ausnüchterungszelle aufgewacht ist. Fazit: Wenn ich in die 2. Inter aufsteigen will, brauche ich da hinten einen neuen Mann. Wie gehe ich nun vor, wenn ich weiss, dass der Lokalrivale Steaua Sambucarest einen tollen Mann hat da hinten rechts?

Zuerst einmal, WER kontaktiert den Spieler?

• Der Präsident? Falsch, der Präsi ist für die sportlichen Belange NICHT zuständig. Auch wenn sich in einer Mehrheit der Amateurvereine der Präsi für alles zuständig hält und gerade auch sportlich mit Abstand am kompetentesten ist (oder zumindest meint er das), hat er damit nichts, aber gar nichts zu tun. Zumindest sollte er dies nach dem Prinzip der Gewaltentrennung nicht. Alle diese Präsis sagen zwar, dass sie das kooooomplett den sportlich Verantwortlichen überlassen, tun es dann aber trotzdem nicht. Das Motto lautet: Mein Geld, ich entscheide.
• Der Sportchef? Ja, in einem sehr professionell geführten (Amateur-)Verein, ist dies der Sportchef, der den ersten Kontakt herstellt.
• Der Trainer? Ja, ist auch möglich, falls die Strukturen vorhanden sind, macht es aber einen sehr guten Eindruck, wenn zuerst der Sportchef Kontakt aufnimmt, danach der Trainer oder das Duo Sportchef/Trainer zusammen die Gespräche führt.
• Der Mäzen? Nein, mitnichten. Generell; Wer einen oder mehrere Mäzene hat, der hat den Sinn des Amateurfussballs nicht verstanden. Unterstützt lieber das Vereinsleben, die Junioren, den Breitensport; Darum geht es im Amateurfussball.

WIE nehme ich Kontakt auf?

Per Anstupsen auf Facebook: Nein. Anstupsen auf Facebook macht mann generell GAR nie. Nie. Überhaupt nie. Das machen 12 -Jährige. Wenn überhaupt.

Per Nachricht auf Facebook, Instagram oder Linkedin: Nein, eher auch nicht. Hat schlicht keine Klasse. Wenn man auf Nachfragen nicht an die Nummer des Spielers rankommt (siehe Ausführungen weiter unten), kann man dies eventuell so lösen. Es zeigt das Interesse, wenn man sich die Mühe macht, die Telefonnummer ausfindig zu machen.

Per Tinder-Match: Geht auch, befürworte ich persönlich auch absolut. Mein Tipp aber: Benützt doch dann lieber Grinder.

WEN muss ich sonst noch so informieren?

Freunde der Sonne, wenn der abgebende Verein und deren sportlich Verantwortliche den Abgang eines Spielers erst aus der Pressemitteilung des neuen Vereins, eines Gerüchtes auf fupa.net, einem Bericht auf fupa.net, durch die Verbreitung des Willkommens-Whatsapps in der Gruppe der neuen Mannschaft oder durch die Tochter des Präsis des alten Vereins erfährt, welche dem betreffenden Spieler an der Chilbi Zollikon gerade den Blowie seines Lebens zukommen liess, dann hat dies KEINEN Stil. Nix, nada, niente. Das absolut korrekte Vorgehen wäre das Folgende:

Kontaktaufnahme mit dem potenziell abgebenden Verein. Am besten mit dessen Trainer oder Sportchef. Information, dass man an einem Spieler interessiert sei und gerne mit ihm sprechen würde oder die Mitteilung, dass man mit ihm sprechen werde (dies, da der abgebende Verein dies sicher nicht toll findet, sollte er dies nicht tun, so hat man wenigstens offen kommuniziert, dass man dies tun werde). Übrigens; Die Ausrede, dass DIE das ja auch nicht getan hätten gilt nicht. Und wenn die von der Klippe springen, machst du es dann auch? Nur weil die einen Mord begangen haben, ist dann Morgen plötzlich legal? Ebä!

Kontaktaufnahme mit dem Spieler (als Hinweis; Fragt der Spieler in den ersten drei Minuten wieviel er verdienen werde, ist es entweder ein Spieler, den man lieber nicht im Verein haben möchte und/oder man ist ein Verein, bei welchem man sich grundsätzlich über sein Image und sein Handeln hinterfragen sollte). Mitteilung an den Spieler, dass sein Verein/sportliche Führung/Trainer informiert sei.

Ist man sich einig und alle vertaglichen Details mit dem neuen Verein sind in trockenen Tüchern (Tipp; Es bietet sich an, zuerst die vertragliche Gebundenheit des Spielers mit seinem alten Verein abzuklären, Verträge haben ja nach unserem Rechtssystem doch eine gewisse Gültigkeit (ja Herr Constantin, haben sie), obschon dies auf Amateur-Level oftmals irgendwie anders aussieht, da ja niiiiiiiiemand Löhne bezahlt sondern maximal "Spesen", welche für die Anfahrt von fünf Minuten zum Training gerne auch mal bis zu CHF 3'500 monatlich betragen können), sollte der abgebende Verein informiert werden. Wer macht dies? Genau, immer noch nicht der Präsi, wohl auch nicht der Trainer (der könnte, als Gentleman, höchstens seinen Trainerkollegen informieren, die sitzen ja am Ende alle im selben Boot und wollen sich im Jade ja auch noch in die Augen schauen können, wenn sie zu P. Diddy die Hüften kreisen lassen), im Optimalfall macht dies der Sportchef. Freunde um dies nochmals klar zu schreiben; Der neue Verein soll den abgegbenden Verein informieren, BEVOR dies publik gemacht wird. Capischi?

Es bietet sich dann ebenfalls an, dass der abgebende Verein oder der Spieler selber die alte und meist noch aktuelle Mannschaft informiert über den Abgang, BEVOR es publik wird. Macht einen guten Eindruck. Stil und so. Nicht Blumenstil. Zieht dann vielleicht im ersten Training eine Grätsche von Klaus Rauhbein nach sich, danach hat man sich aber wieder lieb.

Ein Eintreten in den Mannschaftschat des neuen Vereins ist ebenfalls nocht nicht zu empfehlen, vor allem wenn man noch im alten Mannschaftschat drin ist. Wird nicht so geschätzt. Nur so als Tipp.

Fotos von der Vertragsunterschrift auf Insta posten, bevor der abgebende Verein davon weiss; Auch nicht so clever. Aber eben...Fussballbusiness und Cleverness....schon mal von Tom und Jerry gehört?

So, ich habe fertig. Dies ist so das Grundgerüst, wie das aussehen könnte. Ich weiss, jede Situation sieht wieder anders aus, aber überlegt mal, wie würdet ihr gerne behandelt werden? Genau, also macht es doch selber genau so. Und; Kauft ein Verein euch permanent Spieler weg? Nehmt es als Kompliment, ihr scheint tolle Arbeit geleistet zu haben. Im Scouting und/oder in der Nachwuchsarbeit.