2024-04-25T14:35:39.956Z

Interview
Carsten Altstadt privat
Carsten Altstadt privat

Ex-Pullacher Altstadt baut Fußballplatz in Tansania

Wenn Fußball mehr als Sport ist

Carsten Altstadt und Matias Blasenbreu bauen einen Fußballplatz in Tansania. Im Interview spricht der ehemalige Spieler des SV Pullach über das Projekt.

Pullach Carsten Altstadt wurde 2017 mit dem SV Pullach als zweiter Torwart hinter Ex-Profi Michael Hofmann Meister der Fußball-Bayernliga Süd. Der 28-Jährige ist mittlerweile Spielertrainer beim Kreisklassisten FC Parsdorf, studiert Sportmanagement und arbeitet als Trainer in der Münchner Fußballschule. Daneben verfolgt Altstadt gemeinsam mit dem ehemaligen Grünwalder Matias Blasenbreu mittels einer Spendenaktion allerdings noch ein weitere große Aufgabe: Den Bau eines Fußballplatzes in Ngabobo/Tansania für den Verein Africa Amini Alama, der dort Kinder aus den ärmsten Familien der Massai und Meru betreut, um ihnen eine Schulausbildung und damit eine bessere Zukunft zu ermöglichen. Im Gespräch mit unserer Zeitung berichtet Altstadt, dass sein Projekt sogar schon über den Fußball hinausgewachsen ist.

Wie ist die Idee zu diesem Projekt, ausgerechnet in Tansania, entstanden?

Die Schwester meiner Freundin gründete letztes Jahr das Safari-Unternehmen Sababu Safaris in Tansania, mit dem sie unter anderem ihre Gäste in den von Massai betriebenen Lodges unterbringt. Der Erlös der Lodges fließt direkt in Africa Amini Alama Projekte. Lesse, einer der Manager einer solchen Lodge und Massai, konnte ich letzten Juni während seiner ersten Auslandsreise kennen lernen. Er besuchte München, um an einem Charity Event teilzunehmen. Da er ein Riesen-Bayern-Fan ist, haben wir ihm Karten für das letzte Saisonspiel besorgt. Er hat bei uns gewohnt und nach dem Spiel kam er überglücklich und mit einer Tasche voll Trikots für seine Familie und Freunde in Tansania nach Hause. Dieses positive Gefühl, das der Fußball überall auf der Welt auslösen kann, hat mich beeindruckt.

Aber wie kam dann der Schritt zum konkreten Projekt?

In der Vergangenheit hatte ich schon immer soziale Projekte in Deutschland unterstützt. Nachdem ich durch Lesse einen besseren Eindruck von Tansania bekommen hatte, wollte ich einmal wo ganz anders etwas Großes anfangen. Der Traum eines einwöchigen Fußball-Camps in Tansania war somit geboren. Über meine Schwägerin in Spe habe ich dann den direkten Kontakt zu Africa Amini Alama erhalten. Dort war man begeistert, hat aber gleich gesagt, dass der Fußballplatz eigentlich gar keiner ist, sondern dass auf dem ganz normalen Boden gespielt wird. Die Gründerin des Vereins, Dr. Cornelia Wallner-Frisee, kam daraufhin mit dem Vorschlag auf mich zu, eine Spendenaktion zu starten, um einen Fußballplatz zu bauen. Nachdem uns der erste Kostenvoranschlag vorlag, mussten wir erst einmal ganz schön schlucken, da dieser bei 10 000 bis 20 000 Euro lag.

Schon nach den ersten Arbeiten konnten die Kinder und Jugendlichen auf dem Platz kicken. Wie das Feld am Ende aussehen wird, darauf ist auch Carsten Altstadt gespannt: „Wir wissen wir es selbst nicht genau, ich denke, es wird eine Art Beton-Asphalt-Platz, da Rasen nicht halten wird.“ privat
Schon nach den ersten Arbeiten konnten die Kinder und Jugendlichen auf dem Platz kicken. Wie das Feld am Ende aussehen wird, darauf ist auch Carsten Altstadt gespannt: „Wir wissen wir es selbst nicht genau, ich denke, es wird eine Art Beton-Asphalt-Platz, da Rasen nicht halten wird.“ privat

Sie haben sich dann für die Plattform „Go Fund Me“ entschieden, um das Geld zu sammeln. Wieso?

Denise, die Schwester meiner Freundin, hatte damit gute Erfahrungen gemacht. Es war uns sehr wichtig, dass die Spendenaktion so transparent wie möglich für unsere Spender dargestellt wird. Bei Go Fund Me hat jeder Spender die Möglichkeit zu jeder Zeit alle Einzahlungen einzusehen.

Was hatten Sie sich vorgenommen?

Wir haben als Zielsumme 20 000 Euro angesetzt. Diese Summe wollten wir bis zu unserem Abflug nach Tansania am 12. Juni zusammenbekommen. Ich hätte nie gedacht, dass überhaupt ein solch großer Betrag zusammenkommt. Aber es hat tatsächlich nach nur zehn Wochen und bis Mitte Dezember bereits geklappt.

Haben die Arbeiten am Fußballplatz bereits begonnen?

Der Platz ist gerade vor Ferienbeginn Mitte Dezember fertig geebnet worden und alle Steine wurde entfernt, sodass die Kinder bereits ein kleines Turnier spielen konnten. Dadurch, dass ich als Organisator jeweils am Monatsende das gespendete Geld von Go Fund Me bekomme, um es an Africa Amini Alama weiter zu überweisen, konnten die Arbeiten schnell beginnen. Nach und nach wird der Platz mit Hilfe des gespendeten Geldes fertiggestellt.

Schafft Ihre Aktion auch Arbeitsplätze vor Ort?

Mit den Spendengeldern können wir nicht nur den Fußballplatz fertigstellen, sondern haben ebenfalls die Möglichkeit den Kindern vor Ort eine ordentliche Fußballausrüstung zur Verfügung zu stellen. Ursprünglich war geplant, die Bälle hierfür aus Deutschland mitzunehmen. Von einem der Spender haben wir dann allerdings erfahren, dass es in Tansania ein kleines Unternehmen gibt, das Fußbälle für die dort herrschenden Bodenbedingungen herstellt. Natürlich beziehen wir unsere Bälle nun von dort. Außerdem werden die Trikots von der Africa Amini Alama Näherei produziert und der Fußballplatz wird selbstverständlich ebenfalls von tansanischen Firmen gebaut.

Mit großer Begeisterung wird in Afrika Fußball gespielt. Freilich unter erschwerten Bedingungen. privat
Mit großer Begeisterung wird in Afrika Fußball gespielt. Freilich unter erschwerten Bedingungen. privat

Die Zielsumme ist also erreicht. Sammeln Sie trotzdem weiter?

Ja, mit dem Geld, das zusätzlich gesammelt werden kann, werden wir das Africa Amini Alama Krankenhaus im Ort unterstützen. Die Quote von Komplikationen bei der Geburt ist in Tansania noch sehr hoch. Für nur 80 Euro pro Geburt kann man ein sicheres Umfeld schaffen, eine lebensnotwendige Operation kostet 300 Euro. Wir haben uns vorgenommen, weiter zu sammeln, bis wir im Juni dorthin fliegen. Auch für die Zeit nach dem Projekt haben wir uns vorgenommen, dort nachhaltig etwas zu unternehmen.

Sie betreiben das Projekt zusammen mit Matias Blasenbreu, der Fußball-Fans im Landkreis möglicherweise auch noch als Spieler des TSV Grünwald in Erinnerung ist. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?

Matias ist mein zuständiger Partner in der Münchner Fußballschule. Er ist auch immer offen für soziale Projekte. Während ich mich um die Social Media und ums Marketing gekümmert habe, hat er die Internet-Seite gebaut und ist mit der Buchhaltung von Africa Amini Alama im Austausch. Er muss übrigens auch meinen Urlaub bei der Fußballschule absegnen, wenn wir im Juni nach Tansania fliegen (grinst).

Waren Sie schon mal in Afrika?

Ich nicht, Matias war schon einmal in Namibia, auf Safari.

Wie wird Ihr Aufenthalt aussehen? Sie veranstalten das Fußball-Camp wie vorgesehen?

Ja, der Platz wird offiziell eingeweiht, obwohl die Kinder natürlich schon jetzt darauf spielen dürfen. Wir machen das Fußball-Camp, und anschließend gehen wir noch zwei Tage auf Safari, um das Land und die Tiere dort noch ein bisschen besser kennenzulernen.

Machen Sie das komplett ehrenamtlich?

Wir machen das alles in unserer Freizeit. Oft sitze ich abends zwischen zehn und zwölf Uhr noch an der Buchhaltung und Organisation. Wir bezahlen unsere Flüge nach Tansania aus eigener Tasche, genauso die Unterkunft und Verpflegung bei Africa Amini Alama, im Grunde läuft es wie bei den Volunteers, die dort im Dorf mitarbeiten.

Sie waren mit dem SV Pullach Bayerischer Meister. Was machen Sie eigentlich sportlich?

Ich hätte mich damals in der Winterpause vor der Meisterschaft eigentlich an der Schulter operieren lassen müssen, aber ich wollte die Saison unbedingt durchziehen, auch wenn ich nur zweiter Torwart war. Der gehört schließlich auch zur Mannschaft und sonst wäre Michi Hofmann alleine gewesen. Schlussendlich habe ich die Operation sein lassen und da kam das Angebot als Spielertrainer des FC Parsdorf ganz recht. Am Anfang habe ich selbst noch oft als Stürmer gespielt, aber jetzt kaum mehr. Die Jungs machen es richtig gut, sind Dritter in der Kreisklasse.

Schauen Sie noch auf den SV Pullach?

Ich stehe in der Fußballschule ja in engem Austausch mit Alexander Benede (SVP-Spielertrainer; die Red.). Es war klar, dass es mit dem, beispielsweise gegenüber unserer Meistersaison, eingeschränkten Etat und demzufolge mit jungen Spielern eine Durststrecke geben wird, zumal noch wichtige Leute verletzt waren Aber ich glaube, Alex macht es ganz gut, sie sind auf einem guten Weg und ich wünsche ihm, dass es sich positiv entwickelt.

Das Gespräch führte Umberto Savignano.

Weitere Infos zu dem Projekt unter www.gofundme.com/f/Fussballcamp

Aufrufe: 04.1.2020, 08:20 Uhr
Münchner Merkur (Süd) / Umberto SavignanoAutor