2024-05-02T16:12:49.858Z

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Carsten Altstadt und Matias Blasenbreu bei den Massai in Ngabobo für ihr Hilfsprojekt „Kick for Life“.
Carsten Altstadt und Matias Blasenbreu bei den Massai in Ngabobo für ihr Hilfsprojekt „Kick for Life“. – Foto: Carsten Altstadt/ Kick for Life

Münchner Trainer bleiben in Tansania am Ball: Hilfsprojekt geht jetzt weit über Fußball hinaus

„Kick for Life“-Macher im Interview

Die Fußballtrainer Carsten Altstadt und Matias Blasenbreu weiten ihre Hilfsprojekt „Kick for Life“ aus. In Tansania fördern sie nun auch Bildung und Zugang zu Trinkwasser.

München - Die Fußballtrainer Carsten Altstadt und Matias Blasenbreu gehen mit ihrem Hilfsprojekt „Kick for Life“ in die nächste Runde. Anfang 2020 haben die beiden Münchner gemeinsam mit „Africa Amini Alama“, im Zuge einer groß angelegten Spendenaktion, einen Fußballplatz für die Massai am Fuße des Kilimandscharo gebaut. Trotz erschwerter Bedingungen in Folge der Corona-Pandemie sind die beiden hauptberuflichen Trainer der „Münchner Fussball Schule“ noch im selben Jahr nach Afrika geflogen, um den neuen Platz mit einem Fußballcamp feierlich einzuweihen. Auch diesen Dezember planen sie wieder nach Tansania zu reisen. Was sich seit ihrem ersten Aufenthalt in Ngabobo verändert hat, wie ihre Pläne für die Zukunft aussehen und wie man ihr Projekt am besten unterstützen kann, berichten Carsten und Matias im Interview mit Fussball-Vorort.

Warum ist das Projekt mit dem Bau des Fußballplatzes für euch noch nicht zu Ende?

Matias: „Wir haben letztes Jahr mit unserer Spendenaktion und viel Hilfe - einem Spendenlauf vom FC Teutonia und der Unterstützung einiger großer Firmen - diesen Fußballplatz gebaut. Man muss dazu sagen, das ist natürlich kein Kunstrasen und kein englischer Rasen, wie man sich das in Europa so vorstellt, sondern wir reden hier tatsächlich von einem Sandplatz. Es ist aber schon eine kleine Sensation, dass es dort jetzt einen flachen Platz gibt, der 100 mal 60 Meter groß und bespielbar ist. In der Region rund um den Kilimandscharo ist es einer der wenigen Plätze mit Originalmaßen. Als wir für unser Fußballcamp dort waren, haben wir gesehen, was es vor Ort sonst noch für Probleme gibt. Wir haben gemerkt, dass es dringend notwendig ist ein Schulgebäude zu bauen und die Wasserversorgung sicherzustellen. Dabei wollten wir die Massai über unsere Kanäle weiter unterstützen.“

„Wir möchten die Strahlkraft des Fußballs nutzen, um auf andere Projekte hinzuweisen“

Carsten Altstadt über die Ziele von Kick for Life.

Carsten: „Wir haben einfach gemerkt, dass der Fußball weltweit verbindet. In Tansania gibt es viele Dinge, die einfach noch nicht normal sind. Wir sprechen hier von einer der ärmsten Regionen der Welt, gerade auch weil es dort so trocken ist. An vielen Stellen gibt es einfach keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser, gerade für kleine Kinder ist das ein Riesenproblem. Hinzu kommt, das Land der Massai ist Vulkangebiet, deshalb ist das Wasser sehr fluoridhaltig. Das kann bei Kindern zu Missbildungen führen. Manche Kinder haben auch gar keinen Zugang zu Trinkwasser. Die Lebenserwartung für Kinder ist nicht zuletzt deshalb sehr niedrig. Viele Kinder in Tansania erleben ihr drittes Lebensjahr nicht. Wir möchten die Strahlkraft des Fußballs nutzen, um auf andere Projekte hinzuweisen und für andere Projekte zu sammeln, damit die Kinder einfach alles bekommen: sauberes Trinkwasser, Schulbildung und Sport.“

Wie wird der Platz seit eurer Abreise genutzt? Was hat sich seit Beginn eures Projekts im Dorf getan?

Carsten: „Seitdem der Platz steht, hat sich sehr viel getan. Alle Kinder haben die Möglichkeit erhalten an einem Fußballtraining teilzunehmen. Die Grundschüler, aber auch die Mädchen und Jungen der Secondary School. Der Trainer beziehungsweise Sportlehrer vor Ort ist in regem Austausch mit uns und schickt uns regelmäßig Fotos, Videos und ruft uns an. Er hat von uns einen Zugang zu „MFSFussballtraining.tv“ bekommen, wo er sich Trainingsinhalte herunterladen kann. Wir stehen also in gutem Kontakt zu den Leuten vor Ort. Viele der Jungs wurden mittlerweile auch schon für die Landesauswahl berufen. Der Fußballplatz wurde wirklich zum Mittelpunkt der Gemeinde und der Dörfer rundherum. Die Massai aus diesem Gebiet haben jetzt als erstes Massai-Team überhaupt den Hatari-Cup, ein überregionales Fußballturnier, gewonnen. Es hat sich also viel getan. Der Fußball war wirklich ein Funke, der ein gewisses Feuer dort entfacht hat.“

„Ich glaube, der Bürgermeister ist sonntags nur noch dort“

Matias Blasenbreu über den Fußballplatz als zentralen Treffpunkt des Dorfes.

Matias: „Fußball ist eine weltweite Sprache und wird auch überall geliebt. Der Platz ist mittlerweile ein Mittelpunkt dieses Dorfes oder dieser Dörfer geworden. Man muss wissen, die Massai waren früher nomadisch und leben sehr verstreut. Am Sonntag finden regelmäßig Spiele der verschiedenen Dörfer, Ausbildungsmannschaften und Schulen auf dem Platz statt. Teilweise werden danach auch Grillfeste veranstaltet und ich glaube, der Bürgermeister ist sonntags nur noch dort. Mittlerweile wird jedes Jahr unter den Dörfern ein ‚Africa Amini Alama Münchner Fussball Schulen Cup‘ ausgespielt und es gibt inzwischen auch einen Wanderpokal. Zusätzlich zum Fußballplatz wurden ein Basketball- und ein Korbballfeld gebaut. Davor war die einzige Möglichkeit Sport zu treiben Laufen zu gehen. Jetzt ist der Fußballplatz ein echter Treffpunkt für Jung und Alt.“

Ihr habt eure Unterstützung des Dorfes über den Fußball hinaus ausgeweitet, welche Projekte soll eure Spendenaktion über den Sport hinaus vorantreiben?

Matias: „Aktuell liegt unser Hauptaugenmerk auf dem Schulgebäude für die Oberschule. Für die Oberstufe gibt es nur diese eine Schule und dementsprechend ein sehr großes Einzugsgebiet. Das heißt, die Kinder müssen dort in ein Internat gehen. Dafür braucht man natürlich Schlafplätze und dieses Gebäude muss man eben erstmal bauen. Das Gebäude kostet 30.000 Euro und ist derzeit eines unserer wichtigsten Ziele. Hinzu kommt, dass der Brunnen im Dorf, der über eine Freundin von uns gebaut wurde, eine zusätzliche Wasser-Filteranlage benötigt. So soll das vor allem für Kinder schädliche Fluorid aus dem Wasser gefiltert werden. Wir werden unser Projekt jetzt nicht mehr einschlafen lassen. Wir setzen uns immer Ziele und sobald wir diese erreicht haben werden wir uns wieder neue Ziele setzen, weil es immer etwas zu bauen oder erneuern gibt. Abgesehen vom Fußball kümmern wir uns jetzt auch um wirklich essenzielle Dinge wie Wasser, Ernährung, Schule und Bildung.“

„Abgesehen vom Fußball kümmern wir uns jetzt auch um wirklich essenzielle Dinge wie Wasser, Ernährung, Schule und Bildung“

Matias Blasenbreu über die neuen Projekte von Kick for Life.

Mit dem Titel "Kick for Life. Fußball macht Schule" geht euer Projekt den nächsten Schritt und wird immer professioneller. Wie kam es dazu?

Carsten: „Da wir als Trainer der Münchner Fussball Schule viele Kinder trainieren, haben wir natürlich auch viele Kontakte. Anette und Axel Kornmesser, die Eltern eines langjährigen Spielers von Matias, waren uns dabei eine große Hilfe. Anette hat eine Marketingagentur und hat uns das Angebot gemacht unser Projekt zu unterstützen und uns ihr gesamtes Know-how, Design und ihre Infrastruktur pro Bono zur Verfügung zu stellen. Dafür sind wir ihr unglaublich dankbar. Über die Familie Kornmesser hatten wir die Möglichkeit, uns eine tolle Seite aufzubauen und diese als Plattform zu nutzen, um über die Dinge zu informieren, die wir erreichen konnten und die wir in Zukunft noch erreichen möchten.“

Kick for Life und die ProSieben Media Gruppe bauen gemeinsam Kunstrasenplatz

In Verbindung mit Sat.1 ist jetzt sogar ein Kunstrasenplatz in Planung. Wie entstand der Kontakt zur SevenOne Media-Group und was ist euer gemeinsamer Plan?

Carsten: „Der Kontakt zu SevenOne kam auch über einen langjährigen Kunden von uns zustande. David Loy kam auf mich zu und erzählte mir, dass sie eine große Werbefläche in Form eines Kunstrasen-Kleinfeldplatzes an einer Berliner Hauswand hängen hatten. Den Kunstrasen, der zuvor als Werbefläche für „Ran“ genutzt wurde, durften wir also als zusätzliche Spende entgegennehmen.“

Matias: „Damit waren wir erstmal ein bisschen überfahren, da unser Hauptaugenmerk gerade auf dem Gebäude liegt. Aber natürlich wollten wir das für die Kinder machen. Der Platz wird jetzt an einer der Grundschulen in einer etwas anderen Ecke aufgebaut, damit alle Kinder von den Plätzen profitieren. Das wird einer der ersten oder sogar der erste Kunstrasenplatz in Tansania. Beim Aufbau und dem Transport hat uns die ProSieben Media Gruppe auch noch einmal finanziell unterstützt, damit war das fast ein komplettes Projekt von ihnen. Für die Kinder wird es bestimmt wahnsinnig cool. Kein Kind dort weiß überhaupt, was ein Kunstrasenplatz ist. Die werden sich freuen, wenn sie zum ersten Mal auf einem richtig ebenen Platz Fußball spielen dürfen.“

Carsten: „Der Kunstrasenplatz ist gestern in Tansania angekommen und wird diese Woche verlegt. Auch dafür sind wir Sat.1 und SevenOne natürlich unendlich dankbar. Aufgrund der Flutkatastrophe und der eskalierenden Situation in Afghanistan mussten weitere Projekte mit SevenOne erstmal in den Hintergrund treten. In Zukunft möchten wir aber gemeinsam noch ein kleines Projekt mit Marc Mader von Sat.1, der uns mit aller Kraft unterstützt hat, starten.“

Welche Projekte stehen für euch in naher Zukunft an?

Carsten: „Wir versuchen diese Woche natürlich den Kunstrasenplatz fertig zu bauen, damit wir in naher Zukunft wieder Fußballcamps für die Schüler der Grundschule und der Secondary School anbieten können. Wir haben uns gemeinsam vorgenommen regelmäßig runter zu fliegen, wenn möglich einmal im Jahr. Wir werden am 29. Dezember dieses Jahr auch wieder nach Tansania fliegen und im Januar ein viertägiges Fußballcamp veranstalten. Was uns am Herzen liegt ist, dass wir zeitnah den Brunnen und das Schulgebäude fertig bekommen. Beim Schulgebäude steht aktuell leider nur das Fundament. Der Brunnen ist zwar schon gebohrt, musste aber verplombt werden. Aktuell haben wir noch nicht genug Geld zusammen, um das Schulgebäude fertig zu bauen und die Filteranlage für den Brunnen zu kaufen, die er so dringend benötigt. Wir haben die ersten Schritte gemacht und sind jetzt dringend auf Spendengelder angewiesen, um unsere Projekte für dieses Jahr abzuschließen.“

Matias: „Mittelfristig bleiben wir bei der von uns gesetzten Zielsumme, um das Schulgebäude und die Filteranlage zu finanzieren. Darüber hinaus werden dringend Stockbetten und Schreibtische benötigt, um das Haus einzurichten. Gerade wird auch viel investiert, damit die Mädchen und Jungen Zugang und Ausbildung an PCs erhalten. Der eine oder andere wird nach seinem A-Level an die Universität gehen, das kann sich auch nicht jeder leisten. Wir sind sehr daran interessiert, dass die Bildung dort weitergeht, weil wir glauben, nur über Bildung kannst du in der Region wirklich etwas verändern.

Der Plan ist, jedes Jahr im Dezember einmal runterzufahren, um vor Ort zu schauen, wie alles vorangeht. Dazu kommt, dass ich persönlich plane, von meinen Fussballschulen-Trainern jeden Sommer einen Trainer nach Tansania zu schicken, der dort ein Fußballcamp leitet. Die Idee dahinter ist natürlich auch, dass meine Trainer lernen, wie es in anderen Regionen der Welt zugeht und wie gut es uns in Deutschland geht. Gerade junge Trainer können an solchen Erfahrungen unglaublich wachsen. Das möchte ich ihnen auch ermöglichen. Der Plan ist, das Ganze nächstes oder übernächstes Jahr zu starten, mal schauen, wie sich die Corona-Situation bis dahin entwickelt.“

„Der Schulbau und die Wasserversorgung sind unsere großen Ziele, die wir als Privatpersonen so nicht tragen können“

Carsten Altstadt ist mit seinem Projekt auf Spendengelder angewiesen.

Wie kann man euch unterstützen?

Carsten: „Der Schulbau und die Wasserversorgung sind unsere großen Ziele, die natürlich mit hohen Kosten verbunden sind, die wir als Privatpersonen so nicht tragen können, deshalb sind wir auf Spendengelder angewiesen. Wir nehmen auch immer wieder Fußballschuhe und Kleidung mit, da die Kinder auf dem Steinboden einfach immer wieder neue Fußballschuhe brauchen. Der große Punkt sind aber einfach die Spendengelder um unsere Projekte abzuschließen, damit die Kinder sauberes Trinkwasser und eine gute Schulbildung erhalten.“

Matias: „Auch mit Know-how kann man uns natürlich gerne unterstützen. Wenn jemand sagt, er hat Brunnenbau-Expertisen, oder kennt sich in einem anderen Bereich gut aus und möchte uns vor Ort als Volunteer unterstützen, lässt sich über unsere Website der Kontakt herstellen.“

Spendenlink und Spendenkonto

Spenden über die Crowdfunding Page: GoFundMe

Spenden per paypal: paypal/KickforLife

Bankverbindung des Spendenkontos:

Africa Amini Alama e.V.

IBAN: DE96500333001274306000

BIC: SCFBDE33XXX

Verwendungszweck: Kick for Life

Aufrufe: 01.12.2021, 12:58 Uhr
Anton DeibeleAutor