2024-05-02T16:12:49.858Z

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Bei ihrer ersten Tansania-Reise wurden Carsten Altstadt (l.) und Matias Blasenbreu herzlich empfangen. Für die Schüler in Ngabobo hatten die beiden Trainer jede Menge Bälle und Übungsmaterial dabei.
Bei ihrer ersten Tansania-Reise wurden Carsten Altstadt (l.) und Matias Blasenbreu herzlich empfangen. Für die Schüler in Ngabobo hatten die beiden Trainer jede Menge Bälle und Übungsmaterial dabei. – Foto: Africa Amini Alama

Afrika-Engagement wird zum Lebensprojekt - Nächste Reise nach Tansania geplant

Carsten Altstadt und Matias Blasenbreu treiben ihre Hilfe in Tansania weiter voran

2019 haben Carsten Altstadt und Matias Blasenbreu eine Spendenaktion für ein Dorf in Tansania ins Leben gerufen. Mittlerweile ist es für beide ein Herzensprojekt geworden.

Pullach/Grünwald – Bereits zweimal haben wir über das Projekt von Carsten Altstadt, 30, Torwarttrainer des SV Pullach, und Matias Blasenbreu, 37, ehemaliger Spieler des TSV Grünwald und Trainer beim TSV Solln, berichtet. Die beiden Trainer der Münchner Fußballschule haben in Zusammenarbeit mit dem Verein Africa Amini Alama vor gut zwei Jahren eine große Spendenaktion ins Leben gerufen und im Dorf Ngabobo in Tansania einen Fußballplatz für die dort lebenden Massai gebaut.

Doch damit wollten sich Altstadt und Blasenbreu nicht begnügen, sie sammeln weiter Geld, jetzt geht es um den Bau eines Schulgebäudes und eines Brunnens. Für den 29. Dezember haben Altstadt und Blasenbreu ihren zweiten Flug nach Tansania geplant. Das Engagement für die Menschen am Fuße des Kilimandscharo ist für die beiden ein „Lebensprojekt“ geworden, wie sie im Gespräch mit unserer Zeitung bekennen.

Ist es angesichts der neuesten Corona-Entwicklung sicher, dass Sie fliegen können?

Altstadt: Das mit dem Flug klappt auf alle Fälle, Omikron ist ja eher im südlichen Afrika ein Thema. Wir sind geimpft, müssen aber sowieso einen PCR-Test machen. Da gibt es kein Problem.

Wie lange bleiben Sie und was haben Sie konkret vor?

Blasenbreu: Wir bleiben 17 Tage. Wir haben für unser Projekt einen Kunstrasen gespendet bekommen, da wollen wir die letzten Arbeiten selbst ausführen, wir großen Handwerker (grinst). Dann wollen wir noch ein paar Tage ein Fußballcamp veranstalten, diesmal auch mit den kleineren Kindern. Und dann haben wir noch ein bisschen Zeit für uns eingeplant.

Altstadt: Der Kunstrasen wurde uns von der Seven One Media Group und Marketing Sat.1 gespendet. Dort arbeitet David Loy, ein Kunde von uns in der Münchner Fußballschule. Dieser Kunstrasen ist etwa so groß wie ein „Soccer Five“-Feld und hing als Werbefläche für die Bundesligaübertragungen von Sat.1 an einer Berliner Hauswand. Marc Mader vom Marketing von Sat.1 organisierte dann mit mir den Transport nach Tansania. Nun ist der Container endlich angekommen, so dass wir ihn am Silvestertag verlegen können.

Sie haben ja bereits einen großen Fußballplatz in Ngabobo gebaut. Ist der eigentlich fleißig in Gebrauch?

Altstadt: Der Platz ist zum Mittelpunkt in der Region geworden. Jung, alt, Schüler, Massai: Alle spielen dort Fußball. Er wird täglich genutzt. Und das hat auch schon zu Erfolgen geführt: Die Massai-Mannschaft hat den Hatari-Cup gewonnen, das ist so etwas wie hierzulande der Landes-Pokal. Und Spieler aus dem Schulteam wurden schon in die Regional- und Landesauswahl geholt.

Blasenbreu: Wir hatten eine Volunteerin dort, die selbst Basketballspielerin ist und die uns berichtet hat, dass auch das Basketballfeld, das wir neben den Fußballplatz gebaut haben, fleißig genutzt wird.

Das Massai Lodge Team bejubelt mit seinen Fans den Gewinn des Hatari Cup. Ein Erfolg, der mit dem Sieg im bayerischen Landespokal vergleichbar ist, und der zeigt, was für eine Entwicklung der Fußballplatz in Ngabobo für die Jugendlichen angestoßen hat.
Das Massai Lodge Team bejubelt mit seinen Fans den Gewinn des Hatari Cup. Ein Erfolg, der mit dem Sieg im bayerischen Landespokal vergleichbar ist, und der zeigt, was für eine Entwicklung der Fußballplatz in Ngabobo für die Jugendlichen angestoßen hat. – Foto: Africa Amini Alama

Sie kümmern sich aber nicht mehr nur um Sportplätze, sondern neuerdings auch um den Bau einer Schule und eines Brunnens.

Altstadt: Die Massai leben ja nomadisch. Die Regierung teilt ihnen Parzellen von Land zu, die aber durch den Strukturwandel immer weniger werden. Somit hat dieses traditionelle Leben tatsächlich keine Zukunft, es gibt kaum mehr Weideflächen. Deshalb ist es so wichtig, dass die jungen Leute in die Schule gehen, das versucht der Verein Africa Amini Alama, mit dem wir unser Projekt gestartet haben, möglichst vielen Kindern zu ermöglichen. Und was den Brunnen betrifft: Immer noch müssen viele Menschen 15 Kilometer für sauberes Trinkwasser laufen. Josh, ein Massai, der uns gerade besucht, kam auf uns zu, dass dringend ein Brunnen benötigt wird. Der ist jetzt gebohrt, aber noch verplombt.

Blasenbreu: Dazu muss man sagen: Es ist ein Vulkangebiet und das Wasser ist so flouridhaltig, dass Kinder daran sogar sterben könnten. Deshalb brauchen wir erst eine Filteranlage, bevor wir die Verplombung entfernen können. Das ist kein Schnäppchen. Aber wir sind bei der Finanzierung hier schon recht weit.

Was ist die Zielsumme für den Schulbau und die Wasserversorgung?

Altstadt: Wir haben uns 111 111 Euro vorgenommen, angelehnt an elf Fußballer oder elf Freunde.

Blasenbreu: Die ältesten Schüler kommen jetzt quasi in die Oberstufe und brauchen Platz. Dafür ist bislang nur das Fundament da, aber noch kein Schulgebäude. Das wollen wir so schnell wie möglich bauen.

Altstadt: Da muss man zum Beispiel bedenken: Traditionsgemäß werden die Mädchen dort nicht in die Schule geschickt, sondern früh verheiratet. In unserer Schule sind dagegen jeweils zur Hälfte Jungen und Mädchen, weil Africa Amini Alama das von Anfang an so angestrebt hat. Aber natürlich brauchst du dafür auch getrennte Schlafräume.

Vor dem Spiel werden die Linien gezogen. Der Fußballplatz ist zum Mittelpunkt in der Region geworden. Für örtliche Verhältnisse hat der Platz eine hohe Qualität.
Vor dem Spiel werden die Linien gezogen. Der Fußballplatz ist zum Mittelpunkt in der Region geworden. Für örtliche Verhältnisse hat der Platz eine hohe Qualität. – Foto: Africa Amini Alama

Wie versuchen Sie die Spenden zusammenzubekommen?

Altstadt: Wir haben weiterhin eine Go Fund Me-Seite, dazu einen Paypal-Account, es kann auch über Africa Amini Alama gespendet werden. Wir haben das Projekt Kick For Life ins Leben gerufen, dafür haben uns Anette und Axel Kornmesser von der Marketingagentur Dworak & Kornmesser eine tolle Homepage gebastelt. Wir setzen auch auf Unterstützung durch Unternehmen. Firmen, die über 1000 Euro spenden, bekommen einen Button auf der Internet-Seite.

Werden Sie eigentlich von den offiziellen Stellen in Tansania gut unterstützt?

Blasenbreu: Da habe ich so ein 50-zu-50-Gefühl. Tansania ist noch ein sehr sozialistischer Staat. Die offiziellen Vertreter wollen immer gefragt werden, damit muss man geschickt umgehen. Man will mitreden, legt uns aber auch keine Steine in den Weg.

Ist das Ganze inzwischen eigentlich schon eine Art Lebensprojekt für Sie geworden?

Blasenbreu: Wir haben im Oktober 2019 angefangen und für mich ist das auf jeden Fall so. Von Zeit zu Zeit 100 Euro zu spenden, das habe ich früher nur gemacht, um mein Gewissen zu beruhigen. Hier weiß ich zu 100 Prozent, dass das Geld an der richtigen Stelle ankommt, ich kann mich auf die Leute von Africa Amini Alama verlassen. Und ich werde weitermachen, solange ich es mit meiner Arbeit vereinbaren kann.

Altstadt: Für mich ist das auch definitiv ein Lebensprojekt, das ist keine Frage. Ich habe Josh mit zum Training genommen und den Kindern dort erzählt, dass er 27 ist und dafür arbeiten geht, damit seine Geschwister zur Schule gehen können. Die haben sehr gestaunt. Daran sieht man auch, was für eine wichtige Aufgabe das ist und es ist klar: Wenn das Schulgebäude fertig ist, setzen wir uns das nächste Ziel.

Das Gespräch führte Umberto Savignano.

Aufrufe: 022.12.2021, 14:46 Uhr
Umberto SavignanoAutor