Moosinning – Der Mann gehörte zu einem Pulk von fast 20 Leuten, die auf die Tribüne stürmten. Er zog den Gürtel aus der Hose. Bevor er aber zuschlagen konnte, wurde er bereits von anderen – vermutlich waren es seine eigenen Freunde – zurückgezogen.
Das war die brenzligste Situation am Rande der Fußballpartie zwischen dem FC Moosinning und dem FC Anadolu Bayern München. Wie berichtet, hatte das Aufstiegsspiel in die Landesliga für gut zehn Minuten unterbrochen werden müssen, weil es auf der Tribüne zu Ausschreitungen gekommen war.
Der FCM richtete sich auf ein emotionsgeladenes Spiel ein, stellte zehn Ordner bereit und erhöhte das Aufgebot auf 18 Kräfte, als sich abzeichnete, dass über 1000 Zuschauer ins Stadion drängten. Erich Müller von der Verbandsaufsicht sei mit den Sicherheitsvorkehrungen einverstanden gewesen. „Nicht zufrieden war er aber mit der Schiedsrichterleistung“, machte auch Thumbs deutlich.
Die entscheidende Szene: FCM-Verteidiger Darko Dancic stoppte einen durchgebrochenen Gästespieler. Der Referee entschied nicht auf Elfmeter, gab auch keine Rote Karte, sondern ließ weiterspielen. „Von da ab ging es richtig los“, schilderte Thumbs, dessen Team bereits 3:0 führte, als sich ein Anadolu-Spieler in der 89. Minute zu einem Foul hinreißen ließ, für das er die Ampelkarte sah.
Was dann geschah, ist nicht ganz klar. Manche wollen gesehen haben, dass der farbige Spieler von der Tribüne aus mit Affengestik provoziert worden sei. Ein Mittelfinger wurde in die Höhe gereckt. Der so beleidigte Spieler wollte sich das nicht gefallen lassen, und mit ihm eine ganze Fanschar, die nun auf die Tribüne stürmte.
Dafür hat Thumbs kein Verständnis. „Du kannst schimpfen und sauer sein. Aber du kannst nicht das Faustrecht auspacken, deine Gürtelschnalle zücken und eine Tribüne stürmen. Da stehen doch Kinder und ältere Menschen. Zum Glück haben die sich gleich in Sicherheit gebracht.“ Abteilungsleiter Rupert Lanzinger forderte Polizei an. Plötzlich standen acht Einsatzwagen vor dem Stadion.
Beim Eintreffen der ersten Streife sei alles ruhig, die Stimmung aber aufgeheizt gewesen, weshalb die Zusatzkräfte nicht abbestellt wurden. Laut Thumbs reichten aber vier Beamte, um die Situation zu entschärfen. Der Rest sei in den Autos geblieben. Nach zehn Minuten pfiff der Schiedsrichter die Partie wieder an. Der Rest verlief friedlich.
„Nach dem Spiel haben uns die Verantwortlichen von Anadolu viel Glück für die nächsten Spiele gewünscht“, sagt Thumbs. Dass bestätigte auch deren Manager Erol Balci, der sauer auf den Verband war: „Wir hatten ausdrücklich um einen erfahrenen Schiedsrichter gebeten, und dann kommt so etwas raus.“ Über das Fehlverhalten einiger Fans werde der Verein noch intern sprechen. Balci bezweifelte aber, dass der Gürtel schwingende Zuschauer ein Stamm-Anhänger ist. „Bei so einem Aufstiegsspiel kommen auch Leute, die du sonst nie bei einem Spiel siehst.“ Die Rauchbombe, die gezündet wurde, sei „nicht gefährlich gewesen. Das war ja auch nicht auf der Tribüne“.
Ende gut, alles gut? Nicht ganz: Und damit meinen wir gar nicht die beiden entscheidenden Aufstiegsspiele in dieser Woche gegen den TV Erkheim (Do. und So., jeweils um 17.15 Uhr), sondern den Sachschaden von Sonntagabend. Laut Thumbs wurden zwei Werbebanden eingetreten. Und bei der Polizei erstattete der Gästespieler Anzeige wegen Beleidigung durch einen heimischen Fan, weil er ausländerfeindlich beschimpft wurde.